Informationsreise nach China: Langfristiges Engagement, vielfältige Einblicke

CEAIE

An der CEAIE wurde die Gruppe um Delegationssprecher Professor Hans Jürgen Prömel (vorderste Reihe, 4. v. r.) auch von Dr. Shao Wei (vorderste Reihe, 3. v. r.), Secretary-General der Organisation, empfangen

China weckt großes Interesse – und China interessiert sich nach wie vor für Deutschland: Das zeigte eine hochschulpolitische Informationsreise der Internationalen DAAD-Akademie in die Volksrepublik. Die teilnehmenden Spitzenvertreter deutscher Hochschulen lernten die boomende Wissenschaftsnation auf außergewöhnliche Weise kennen und trafen auf hochrangige, gut vorbereitete Gesprächspartner. Zugleich wurde deutlich, wie sehr der DAAD von seinem langfristigen Engagement in China profitiert.

Nicht weniger als 19 Spitzenvertreter deutscher Forschungsuniversitäten – vor allem Kanzler, aber auch Präsidenten, Rektoren und Vizepräsidenten – nahmen im März 2014 an der von der Internationalen DAAD-Akademie angebotenen einwöchigen hochschulpolitischen Informationsreise nach China teil. Vertreten waren somit Hochschulen aus ganz Deutschland, von Rostock bis München, von Aachen bis Chemnitz. „Die Delegation war sehr erfreut, durchweg auf hochrangige, interessierte und gut vorbereitete Gesprächspartner zu treffen“, bilanziert Dr. Thomas Schmidt-Dörr, Leiter der DAAD-Außenstelle Peking, der die Reise federführend organisiert hatte. So empfing etwa der chinesische Bildungsminister Professor Yuan Guiren die Delegation zu einem einstündigen Meinungsaustausch.

„Minister Yuan war ausgezeichnet im Bilde über die Strukturen der deutsch-chinesischen Kooperation. Das ist natürlich erfreulich und ein Zeichen der Wertschätzung“, sagt der stellvertretende DAAD-Generalsekretär Ulrich Grothus, der ebenfalls an der Reise teilgenommen hat. Empfangen wurde die Delegation auch vom deutschen Botschafter in China, Michael Clauss, sowie von weiteren hochrangigen chinesischen Vertretern, etwa dem Präsidenten der National Natural Science Foundation of China (NSFC), Professor Yang Wei, oder vom Präsidenten der Tongji-Universität in Shanghai, Professor Pei Gang.

Zu Gast bei Chinas Top-Universität „Beida“

Neben der Tongji-Universität wurden zwei weitere Hochschulen besucht: die Xi’an Jiaotong-Liverpool University in Suzhou, ein chinesisch-britisches Joint Venture, und die Peking-Universität „Beida“, die vielen als die renommierteste Universität Chinas gilt. „Wir waren beeindruckt von der Dynamik des chinesischen Wissenschaftssystems“, berichtet Ulrich Grothus, „und natürlich auch von der finanziellen Ausstattung der Hochschulen.“ So verfügt die Beida über ein Budget von rund einer Milliarde Euro und übertrifft damit selbst eine finanzstarke deutsche Top-Universität wie die RWTH Aachen, die ein Jahresbudget von rund 800 Millionen Euro aufweist. Ulrich Grothus betont aber auch die in den vergangenen Jahrzehnten enorm gewachsenen „akademischen Ressourcen“: „China ist mittlerweile ein Partner auf Augenhöhe, mit dem die deutsche Wissenschaft nicht nur kooperieren kann, sondern kooperieren muss.“ So biete die chinesische Wissenschaftslandschaft einige Institutionen auf Weltniveau, engagiere eine Vielzahl internationaler Dozenten und veröffentliche nach den USA weltweit die meisten wissenschaftlichen Publikationen.

Umso erfreulicher war es für die deutsche Delegation, großes Interesse der chinesischen Gesprächspartner am Bildungsstandort Deutschland zu registrieren. „Das hohe Ansehen deutscher Hochschulen in China ist deutlich geworden, ebenso das Interesse an einer Vertiefung und Verbreiterung der bestehenden Kooperationen. Diese hohe Wertschätzung ist allen Delegationsteilnehmern aufgefallen“, sagt Thomas Schmidt-Dörr. Informationen „aus erster Hand“ erhielten die Reisenden aus Deutschland unter anderem durch einen Workshop an der China Education Association for International Exchange (CEAIE), an dem Zong Wa, Vice Secretary der CEAIE, und Professor Yan Guohua, Vizepräsident der Beijing Foreign Studies University, teilnahmen. Der Workshop veranschaulichte Potenziale und Herausforderungen der chinesischen Bildungslandschaft. Das Interesse der chinesischen Studierenden an Deutschland ist jedenfalls nach wie vor groß: Sie bilden die größte Gruppe ausländischer Studierender in Deutschland. In einem aktuellen, umfangreichen Stipendienprogramm des China Scholarship Council ist Deutschland für mehrjährige Promotionsaufenthalte Zielland Nummer eins.

Kooperativer Ansatz als Wettbewerbsvorteil

Für einen besonderen Trend in der chinesischen Hochschullandschaft stand während der Informationsreise der Besuch der Xi’an Jiaotong-Liverpool University in Suzhou. „Joint Ventures chinesischer und ausländischer Hochschulen nehmen zu“, erläutert Thomas Schmidt-Dörr. „Für deutsche Universitäten sind solche Joint Ventures aufgrund der damit verbundenen unternehmerischen Haftung eher ungewöhnlich; sie zeigen aber das große Interesse internationaler Mitbewerber am Studienstandort China.“ Deutschlands guter Ruf in China rühre insbesondere von der Vielzahl bestehender Hochschulkooperationen – 982 deutsch-chinesische Kooperationen listet aktuell der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). „Dieser kooperative, auf Langfristigkeit setzende Ansatz ist ein großer Vorteil Deutschlands im internationalen Wettbewerb“, sagt Schmidt-Dörr.

Jubiläen in Peking und Shanghai

Für langfristiges Engagement steht in hohem Maße die vor 20 Jahren eröffnete DAAD-Außenstelle Peking, aber auch die seit zehn Jahren bestehende Chinesisch-Deutsche Hochschule für Angewandte Wissenschaften (CDHAW), zu deren Jubiläumsfeier Thomas Schmidt-Dörr vor wenigen Tagen nach Shanghai reiste – ebenso wie DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland und Ministerialdirigent Maximilian Metzger vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Das BMBF fördert die Hochschule seit ihrer Gründung; seit 2011 erhält die CDHAW Fördermittel über den DAAD. „Wir haben das Projekt von Anfang an beraten und unterstützt“, hebt Thomas Schmidt-Dörr hervor, der bereits die Gründungsphase der Hochschule als DAAD-Außenstellenleiter in Peking begleitete.

Ihren Sitz hat die CDHAW an der von den Teilnehmern der hochschulpolitischen Informationsreise besuchten Tongji-Universität, die mit dem ebenfalls vom DAAD geförderten Chinesisch-Deutschen Hochschulkolleg zudem eines der ältesten und größten Projekte im Wissenschaftsaustausch beider Länder beheimatet. Ausruhen mag sich aber offensichtlich niemand angesichts dieser etablierten Institutionen. So eröffnete Professor Hans Jürgen Prömel, Präsident der Technischen Universität Darmstadt und Sprecher der Delegation, im Anschluss an die Informationsreise ein Verbindungsbüro seiner Universität in Shanghai – es steht im Zusammenhang mit der DAAD-geförderten strategischen Partnerschaft zwischen der Tongji-Universität und der TU Darmstadt.

Austausch auch unter komplizierten politischen Bedingungen

„Wir sind gut positioniert im Vergleich mit unseren internationalen Partnern und Mitbewerbern“, betont Ulrich Grothus angesichts solcher Vernetzungen. Ein weiterer Gastgeber der Informationsreise war das Chinesisch-Deutsche Zentrum für Wissenschaftsförderung; Ulrich Grothus hatte kurz vor dem gemeinsamen Programm das Chinesisch-Deutsche Institut für Rechtswissenschaft an der Universität für Politikwissenschaft und Recht in Peking besucht. Für ihn war die hochschulpolitische Informationsreise auch eine Bestätigung für das nachhaltige Engagement des DAAD: „Wir haben in der Vergangenheit auch unter komplizierten politischen Bedingungen den Dialog gesucht und können heute im Austausch mit China auf langjährig gewachsene Kontakte bauen.“

Redaktion (15. April 2014)

Weiterführender Link

DAAD-Außenstelle Peking