Im Einsatz für das Recht

CPG

Konferenz in Kooperation mit dem Obersten Gerichtshof: das deutsch-thailändische CPG wird als Partner geschätzt

In Teil zwei der Serie über den erfolgreichen Aufbau von vier „Exzellenzzentren in Forschung und Lehre“ stellt DAAD Aktuell das German-Southeast Asian Center of Excellence for Public Policy and Good Governance (CPG) vor: In Bangkok an der Thammasat-Universität angesiedelt, widmet sich das CPG besonders der Bedeutung von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten. Das Exzellenzentrum wurde 2009 mit den deutschen Universitäten in Frankfurt am Main, Passau und Münster gegründet und wird im Rahmen der Außenwissenschaftsinitiative aus Mitteln des Auswärtigen Amtes vom DAAD bis 2019 gefördert.

„Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert hatte Thailand, das damals noch Siam hieß, das deutsche Recht in wesentlichen Zügen übernommen und die ersten siamesischen Studenten gingen schon in den 30er-Jahren nach Deutschland, um dort Jura zu studieren“, erzählt Dr. Warawit Kanithasen. Der thailändische Jurist hat diese Tradition gepflegt und promovierte 1975 auf dem Gebiet des Völkerrechts in Bonn. Wenig später begann für ihn eine lange Karriere als Diplomat im Dienst seines Landes – auch in Deutschland und bis hin zu Konferenzen der Vereinten Nationen.

Seit 2010 begleitet Warawit Kanithasen nun als Senior Research Fellow das German-Southeast Asian Center of Excellence for Public Policy and Good Governance (CPG) in Bangkok – denn diese Einrichtung ist für ihn heute ein wichtiger Stabilitätsfaktor im Bereich des Öffentlichen Rechts im südostasiatischen Raum: „Das Interesse an der Gerechtigkeit als Wissenschaft ist in den letzten fünf Jahren seit Gründung des CPG erheblich gestiegen, und somit ist das Exzellenzzentrum eine wissenschaftliche Institution der besonderen Art in Südostasien geworden.“

Das etwas andere Zentrum

Vieles ist besonders am CPG – zum Beispiel seine Struktur. Henning Glaser, Direktor des Zentrums und seit sieben Jahren Mitglied der Rechtsfakultät der Thammasat-Universität, hat das Zentrum mit Professoren von der Frankfurter Goethe-Universität, der Universität Passau und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) 2009 initiiert. Von vier Universitäten betrieben, ist das CPG aus bestehender Kooperation erwachsen und wurde nicht per Staatsvertrag installiert. Es ist das einzige Institut dieser Art in Thailand und der gesamten Region, sagt Henning Glaser. „Das ist auch ein Grund, warum das Zentrum in einer politisch nicht immer einfachen Umgebung sehr erfolgreich überlebt hat“, so Glaser. „Wir haben uns als Exot durchgesetzt.“

„Jura ist eine Anwendungswissenschaft“

Auf ungewöhnlich hohen Touren laufen auch die Aktivitäten des Zentrums, auch an den deutschen Partnerhochschulen. Allein 2014 organisierte das CPG insgesamt 24 öffentliche Veranstaltungen – zehn Konferenzen, sieben Workshops und Seminare, vier Gastvorträge und je eine Frühlings-, Sommer- und Winterakademie für junge Rechtswissenschaftler. 122 Vortragende aus 19 Ländern konnte das CPG für sich gewinnen. Sie kamen aus dem gesamten asiatischen Raum, aus Europa, Australien und den USA.

„Jura ist eine Anwendungswissenschaft“, sagt Henning Glaser – und so arbeitet das CPG vor Ort mit allen Institutionen zusammen, die für Juristen relevant sind: mit Ministerien, Gerichten, Polizeibehörden. „Wir machen überall dort Trainings und Rechtsreformvorschläge.“ Henning Glaser organisiert Ausbildung in Menschenrechtsfragen auf Anfrage der Menschenrechtskommission in Thailand oder auf Wunsch der Generaldirektorin der thailändischen Spezialpolizei DSI. Auch bei internationalen Organisationen, EU-Botschaften und Diplomaten in der Region hat sich das Zentrum als Ansprechpartner und Auskunftsstelle bei Rechtsfragen einen Namen gemacht.

Selbstlos im Dienst der Gerechtigkeit

In Bangkok, Frankfurt, Passau und Münster investieren die CPG-Mitarbeiter seit Jahren großes Engagement, um Menschenmögliches für die Wahrnehmung von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten zu leisten. „Wir verbessern Gesetze oder ihre Anwendung und nehmen konkret Einfluss darauf, dass rechtsstaatliche und menschenrechtliche Standards in der thailändischen Wirtschaft, Politik und in Fachkreisen besser wahrgenommen werden“, betont Glaser. „Das ist ein Wert an sich.“

Die Entwicklung des Zentrums verlief in den fünf Jahren seines Bestehens nicht zuletzt wegen des guten Teamgeistes seiner Gründer dynamisch. Die weitere Förderung durch den DAAD bietet nun die große Chance, langfristig Stabilität zu schaffen. „Das nächste Ziel ist die Organisation unserer Selbstständigkeit“, sagt Professor Dirk Ehlers, der den deutschen Beitrag im Projekt CPG von der WWU Münster aus koordiniert. Dafür möchte das hochmotivierte Team eine School of Governance gründen, erläutert Ehlers. „Wenn uns das gelingt, haben wir weit über die handelnden Personen hinaus etwas so Nachhaltiges geschaffen, das ich persönlich sonst noch nirgendwo erreicht habe.“

Für Warawit Kanithasen steht außer Frage, dass das Zentrum in seiner Heimat die Zukunft gestaltet. Er betont: „Wir werden weiterhin voneinander lernen müssen – um Fehler zu vermeiden und um in einer Gesellschaft mit mehr Gerechtigkeit leben zu können. Ohne Gerechtigkeit ist eine friedliche Gesellschaft unvorstellbar.“

Bettina Mittelstraß (25. Februar 2015)

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