DAAD-Alumni-Treffen der Architekten: Die Brückenbauer

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Horizonterweiterung: Auch eine Stadtrundfahrt per Schiff gehörte zum Alumni-Treffen

„Berlin – Metropole im Wandel“: Über dieses Thema diskutierten rund 130 Architekten und Stadtplaner an der Technischen Universität (TU) Berlin. Es war bereits das dritte Seminar, das der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) für die deutschen Alumni dieser Fachrichtungen ausgerichtet hatte. Einige von ihnen hatten die Veranstaltung mit vorbereitet.

Auch kurz nach dem Alumni-Treffen merkt man Miriam Janssen die Begeisterung an: „Der Austausch mit den Alumni, mit denen ich ins Gespräch gekommen bin, war offen, lebendig und fachlich anregend. Es ist, als sei der Aufbruchsgeist von damals, als ich durch das einjährige DAAD-Stipendium Ende der 1980er-Jahre an der Columbia University in New York meinen Horizont erweitern durfte, wiederbelebt worden.“ Aufbruchsgeist war in der Tat zu spüren während des dreitägigen Alumni-Treffens der Architekten und Stadtplaner. Und das lag nicht nur am „anregenden, perfekt organisierten Programm“, so Miriam Janssen. „Das Thema Berlin als Metropole im Wandel wurde in den Vorträgen aus verschiedensten Perspektiven hoch interessant beleuchtet. Die Exkursionen, die abendliche Bootsfahrt und der zentrale Ort der Veranstaltung ermöglichten jedem persönliche Erlebnisse in Teilen dieser großen Stadt.“ Rausgehen, Eindrücke einfangen, Zukunftspläne entwickeln – all das passt zu einem Treffen von Menschen, die internationale Erfahrungen gesammelt haben und für die das Gestalten Profession und Leidenschaft zugleich ist. Das vom DAAD organisierte Treffen für deutsche Alumni der Fachrichtungen Architektur und Stadtplanung schuf Raum für persönliche Begegnungen und fachlichen Austausch.

Mit dem Rad durch Berlin

Wie sieht die Zukunft der Metropole Berlin mit ihren 3,67 Millionen Einwohnern aus? Wie können soziale, ökologische und städtebauliche Probleme gelöst werden? Über diese Themen wurde während des Alumni-Treffens lebhaft diskutiert – sowohl in den Räumen der TU Berlin als auch während Exkursionen, zu der Dauerausstellung über „Berliner Stadtmodelle“ sowie zu markanten Gebäuden in der Hauptstadt. Die Alumni besichtigten unter anderem das ehemalige Fabrikgelände des Druckmaschinenherstellers Rotaprint, auf dem jetzt Gewerbetreibende, Bildungs- und soziale Einrichtungen sowie Kreative tätig sind. Auch der preisgekrönte Neubau des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie der nach wie vor nicht fertiggestellte Flughafen Berlin Brandenburg standen auf dem Programm. Eine Gruppe um den Alumnus Andreas Tänzler radelte zur ehemaligen Bahnfläche am Gleisdreieck, um das Thema Freiflächen und Wohnen mit konkreten Eindrücken zu füllen.

Architektur und Stadtplanung: Alumni-Treffen 2017

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Platz für Pläne: die Alumni in der Ausstellung "Berliner Stadtmodelle"

Die Alumni nutzten alle drei Tage, um ihre Netzwerke zu festigen und neue Kontakte zu knüpfen. Dabei entwickelten sie gleich mehrere Ideen für konkrete Folgeaktivitäten bis zum nächsten großen Treffen. „Es ist ein schönes Gefühl, zu sehen, wie viele Kolleginnen und Kollegen, die ich aus meinem Arbeitsumfeld kenne und von denen sich viele auch über ihr eigenes Büro hinaus engagieren, schon einmal ein DAAD-Stipendium erhalten haben – das scheint mit einem besonderen Sinn für das Gemeinwohl einherzugehen“, sagte Christine Edmaier am Rande der Veranstaltung. Sie war von 1985 bis 1986 mit einem DAAD-Stipendium an der Architektur-Universität von Venedig und ist heute Präsidentin der Architektenkammer Berlin. Ihr Studium in Italien prägt sie bis heute: „Man bekommt ein anderes Verständnis für den Beruf, wenn man sieht, dass er in anderen Ländern anders ausgeübt wird. Das hilft, die eigene Rolle besser einzuschätzen.“ Edmaier hatte seinerzeit bei dem Urbanistik-Professor Bernardo Secchi studiert. Während Architektur und Stadtplanung in Deutschland Mitte der 1980er-Jahre noch weitgehend getrennt gedacht wurden, habe Secchi den Studierenden ein „Gefühl für das Dazwischen“ gegeben, so Edmaier. „Er machte uns auch darauf aufmerksam, dass es die Details sind, die eine Stadt prägen: die Stadtmöblierung, die Straßenquerschnitte, die Außenräume.“

Architektur und Stadtplanung: Alumni-Treffen 2017

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Im Gespräch (v. l.): die Alumni Arne Wegner und Christine Edmaier mit Philipp Misselwitz, Professor für internationale Urbanistik und Entwerfen an der TU Berlin

Über die vielschichtige Architektur Berlins diskutierten die Teilnehmer des DAAD-Alumni-Treffens, zu dem sie von Professor Christian Thomsen, Präsident der TU Berlin, und DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel begrüßt wurden. Der DAAD „setzt seine Hoffnungen auf die Begegnungen von Menschen“, betonte Margret Wintermantel. Mit der „soft diplomacy“, der weichen Wissenschaftsdiplomatie, trage der weltweit größte Stipendiengeber für den internationalen Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern zur Verständigung bei. Der DAAD wolle sein Alumni-Netzwerk weiter stärken, um gemeinsam Antworten auf die drängenden Fragen der Zukunft zu finden.

Alumni mit „internationalem Geist“

Die meisten Vorträge des Alumni-Treffens wurden von ehemaligen Geförderten des DAAD gehalten. Die Themenvielfalt reichte von nachhaltigen Strategien für alternative Wohnformen über die deutsche Hauptstadt im internationalen Vergleich mit anderen Metropolen bis zum baulichen Umgang mit der Berliner Geschichte. Alumnus Arne Wegner, der mit einem DAAD-Stipendium an der Architectural Association London studiert hat, blickte mit seinem Vortrag „Geschichte mit Zukunft“ auf Berlins „neue Mitte“ und den Umgang mit dem Mauerstreifen. Auch das Phänomen des „Post-Tourismus“, bei dem der Reisende zum Gestalter der Stadt wird, wurde aufgegriffen: vom Alumnus Dr. Johannes Novy, der zurzeit an der TU Berlin und der Cardiff University tätig ist. „Unsere Alumni haben einen internationalen Geist“, betonte Dr. Heidi Wedel, Leiterin des Referats „Alumni: Grundsatz und Koordination“ im DAAD. „Dieser soll auch weitergetragen werden, denn andere Denkweisen und die Begeisterung für andere Kulturen beflügeln die Wissenschaft und das kreative Schaffen.“

Architektur und Stadtplanung: Alumni-Treffen 2017

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Mit offenen Augen durch Berlin: die Teilnehmer der Alumni-Radtour

Für die Auseinandersetzung mit verschiedenen Denkweisen war in den unterschiedlichen Foren ausreichend Zeit. Für eine lebendige Diskussion sorgte auch der Impulsvortrag von Katrin Lompscher, der neuen Berliner Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen. Die Diplom-Ingenieurin für Städtebau sprach über die Pläne des Senats für einen Wohnungsmarkt mit bezahlbaren Mieten. „Der Wunsch nach lebendigen Quartieren ist mit sozialer Gerechtigkeit in Einklang zu bringen“, so Lompscher.

Die Stadt- und Regionalplanerin Dr. Cordelia Polinna zog Vergleiche zwischen dem boomenden Berlin und London, der Stadt, der sie ihre Doktorarbeit gewidmet hatte. In der britischen Hauptstadt seien in den ehemaligen Außenbezirken etliche Wohnungen gebaut worden, so auf dem vormaligen Hafengelände. Dass sich die Einwohner mit diesen neuen Wohnquartieren identifizierten, sei auch dadurch erreicht worden, dass die Aufenthaltsqualität durch Kultur- und Stadtteilzentren erhöht worden sei.

Alumni werden zu Förderern

Für einen weiteren, wenn auch anders gearteten Bezug zu England stand während des Alumni-Treffens im weitesten Sinne die DAAD-Stiftung, die ihre Arbeit den ehemaligen Geförderten vorstellte – gemeinsam mit einem britischen DAAD-Alumnus, der seit einiger Zeit Dauer-Förderer der Stiftung ist. Alumni aus dem In- und Ausland können einzeln oder gemeinsam mit anderen Personen eine „Stipendien-Patenschaft“ für Studierende oder Wissenschaftler übernehmen, erläuterte Stefanie Lohmann, die Leiterin der Stiftung: „Im angelsächsischen Raum ist die Kultur des Zurückgebens weit verbreitet. Dieses Angebot wollen wir auch unseren Alumni machen.“ Für den „Notfall-Fonds“, aus dem Studierende in schweren Ausnahmesituationen unterstützt werden, seien kleine und größere Beträge willkommen. Mit einer Geldspende ab 1.000 Euro könne schon ein kürzerer Auslandsaufenthalt, etwa für einen Sprachkurs, finanziert werden. Für einen mehrmonatigen Studien- oder Forschungsaufenthalt seien größere Spenden erforderlich. Die Alumni hätten grundsätzlich die Möglichkeit, mit der Stiftung zum Beispiel zu vereinbaren, welches Studienfach oder welches Herkunftsland der von ihnen Geförderte haben sollte, erklärte Lohmann: „Wenn die Alumni es wünschen, können sie im Rahmen der 'Stipendien-Patenschaft' den Studierenden als Mentoren zur Seite stehen. Viele unserer Förderer bekommen durch diese Bindung zu ihren Geförderten selbst etwas zurück.“ Das ist auch ganz im Sinne des DAAD, wenn so durch Begegnungen zwischen Menschen neue Brücken entstehen.

Josefine Janert (17. Mai 2017)