"Ein Juwel in unserer Programm-Palette"
Forum Studienjahr Jerusalem e.V.
Benediktinerabtei Dormitio auf dem Berg Zion
Studium im Land der Bibel, gelebte Ökumene und hautnahe Begegnung mit Judentum und Islam - das Theologische Studienjahr Jerusalem ermöglicht das seit 40 Jahren. Der DAAD fördert dieses einzigartige Studienangebot an der deutschen Benediktinerabtei Dormitio auf dem Berg Zion von Beginn an. Gemeinsam mit der Dormitio-Abtei, dem Theologischen Studienjahr und ehemaligen Studierenden - organisiert im "Forum Studienjahr Jerusalem" - richtete der DAAD die Jubiläumstagung Mitte Juni 2014 in Bonn aus.
„Ich habe die Dormitio auf dem Berg schon zweimal besucht,“ sagte DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel beim Festakt zur Jubiläumsveranstaltung, „und ich bin jedes Mal fasziniert von dem Spirit, der dort herrscht, von der Offenheit und dem hohen Reflexionsniveau der jungen Menschen dort.“ Fachliche Qualifizierung und Wachstum der Persönlichkeit – zwei Kernanliegen, die der DAAD stets mit seinen Austauschprogrammen verbindet – das leiste das Theologische Studienjahr Jerusalem in herausragendem Maße. Von daher „ist es ein ganz besonderes Juwel in unserer Programm-Palette“, betonte die DAAD-Präsidentin und unterstrich die Bereitschaft des DAAD, dieses Studienangebot auch weiterhin zu fördern.
Von Archäologie bis Islamwissenschaften
Das Theologische Studienjahr Jerusalem an der deutschen Benediktinerabtei Dormitio wurde 1973 von Pater Laurentius Klein OSB gegründet und bis 1998 geleitet. Jedes Jahr bietet es rund 20 deutschsprachigen katholischen und evangelischen Theologiestudierenden die Möglichkeit, zwei Semester lang ein Intensivstudium der biblischen Fächer, Archäologie, Ostkirchenkunde, Judaistik und Islamwissenschaften zu absolvieren. Akademischer Träger ist die Benediktinerhochschule Sant' Anselmo in Rom.
Nicht zuletzt aus Sicht des DAAD, der das Programm seit den 1970er Jahren begleitet und die Studierenden mit Stipendien fördert, sind die 40 Jahre Theologisches Studienjahr Jerusalem eine Erfolgsgeschichte. Alle Bewerber müssen vor Studienbeginn eine Aufnahmeprüfung durch den DAAD bestehen. „Uns liegt sehr daran, nur die Besten zu fördern“, erklärt Dr. Renate Dieterich, Leiterin des Referats „Deutsch-Arabische Transformationspartnerschaft – Kulturdialog“ im DAAD. Insgesamt haben bisher rund 1000 Studierende an dem Programm teilgenommen. Die Promovierendenquote liegt bei rund 50 Prozent.
"Herausragende Bedeutung für die Ökumene"
Doch nicht nur die gute Statistik und die Beliebtheit des Programms – jedes Jahr liegt die Zahl der Bewerber weit über der Anzahl der Plätze, die vergeben werden können – freuen den DAAD. „Auch das ganzheitliche Konzept des Studiums und seine herausragende Bedeutung für die Ökumene sind uns wichtig“, betont Renate Dieterich. Deshalb unterstützt der DAAD auch weiterhin den „Laurentius-Klein-Lehrstuhl für Biblische und Ökumenische Theologie“, eingerichtet im Jahr 2010 und gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Seit zwei Jahren kooperiert das theologische Studienjahr in christlich-muslimischen Werkwochen an der Dormitio Abtei mit Studierenden der islamischen Theologie deutscher Universitäten und beschreitet damit neue Wege der konfessionsübergreifenden Lehre.
Für die Einrichtung des Lehrstuhls bedankte sich der heutige Abt der Abtei Dormitio, Professor Gregory Collins OSB, beim DAAD in seiner Ansprache beim Festakt in der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn ausdrücklich. Absolventen verschiedener Studienjahrgänge und ehemalige Lehrenden gaben anschließend persönliche Einblicke in ihre Erfahrungen während des Aufenthalts in Jerusalem. Zur Einstimmung las der Bonner Professor Josef Wohlmut – er war zwei Jahre Dekan an der Dormitio – unter dem Titel „Gast sein im Heiligen Land“ aus seinem Jerusalemer Tagebuch. Deutlich wurde die Ambivalenz des Studienorts Jerusalem: Einerseits ist die Lage in einer politischen Konfliktregion stets beunruhigend, andererseits geht von dem Zentrum dreier Weltreligionen eine ungebrochene Faszination aus. Der besonderen Verantwortung einer deutschen Studentin in Israel wurde sich die Bundestagsabgeordnete Dr. Claudia Lücking-Michel während ihres Theologischen Studienjahres Jerusalem 1984/85 in der persönlichen Begegnung mit Holocaustüberlebenden nachdrücklich bewusst. Der Römer Professor Pater Felix Körner SJ ging auf die Bedeutung des Studienjahres für Theologie und Wissenschaft ein, während sich der Leipziger Pfarrer und Schriftsteller Christian Lehnert, Absolvent des Studienjahres 1992/93, überzeugt zeigte, dass der Studienaufenthalt an der Dormitio „lebenslang gegen Ideologien imprägniert“.
Unterschiedliche Karrieren
Professor Thomas Fornet-Ponse, der derzeitige Inhaber des Laurentius-Klein-Lehrstuhls und selbst Teilnehmer des Studienjahres 2003/2004, hob schließlich die Vielseitigkeit der Absolventenkarrieren hervor, sei es als Pfarrer, als Lehrer an Schulen oder Universitäten, als Journalisten oder in der Wirtschaft. Dadurch wirkten sie als Multiplikatoren in alle gesellschaftlichen Bereiche hinein. Gemeinsam war allen Statements die Betonung der intensiven Erfahrung und des großen Einflusses auf die Persönlichkeitsentwicklung. Oder wie es DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel formulierte: „Jerusalem ist eine besondere Stadt, die niemanden unberührt lässt.“
Claudia Wallendorf (24. Juni 2014)