"Die Auszeichnung verschafft uns Aufmerksamkeit"
Deutsche Botschaft Bogotá
Der deutsche Botschafter Günter Knieß, Sven Werkmeister und Astrid Salamanca Rahin, Direktorin des kolumbianischen Senats (v.l.n.r.), bei der Verleihung des Ordens
Für seine besonderen Verdienste zum Wohle von Umwelt und Gesellschaft wurde der DAAD von der Kolumbianischen Gesellschaft für Presse und Medien (Sociedad Colombiana de Prensa y Medios) und der Deutschen Botschaft in Bogotá mit dem Baron-Alexander-von-Humboldt-Orden (''Gran Cruz Extraordinaria Orden al Mérito Ambiental Barón Alexander von Humboldt'') ausgezeichnet. Der Leiter des DAAD-Informationszentrums Kolumbien, Dr. Sven Werkmeister, spricht im Interview über die Zusammenarbeit mit Deutschland und die enorme Zahl an Anfragen.
Herr Dr. Werkmeister, mit einer Umweltauszeichnung hätte man den DAAD eher nicht in Verbindung gebracht. Wie kam es dazu?
Der Orden ist eine allgemeine Würdigung unserer Arbeit hier in Kolumbien. Aber der DAAD ist tatsächlich im Umweltbereich sehr engagiert: Es gibt zahlreiche Förderprogramme zu Nachhaltigkeit, Kooperationen in den Umweltwissenschaften und darüber hinaus CEMarin, das binationale Exzellenzzentrum für Meereswissenschaften in Santa Marta.
Wieso spielt die Umwelt in der Kooperation eine so große Rolle?
Die Biodiversitätsrate von Kolumbien ist eine der höchsten weltweit. Es gibt die Anden, den Amazonas, den Pazifik, den Atlantik. Das ist ein hochinteressanter Forschungsbereich, auch für deutsche Wissenschaftler.
Wie hat sich die Zusammenarbeit in den letzten fünf Jahren entwickelt?
Als ich 2008 erste Gespräche mit deutschen Hochschulen führte, sagten viele, sie hätten ihre Abkommen mit kolumbianischen Universitäten auf Eis gelegt. Es sei doch viel zu gefährlich dort, um Studenten hinzuschicken. Heute ist die Frage der Sicherheit für die akademische Kooperation kaum mehr ein Thema. Dies ist auch auf die großen Erfolge der Friedensverhandlungen und die weitgehende Kontrolle des ehemals große Landesteile prägenden Konflikts zurückzuführen. Derzeit ist Kolumbien viel unproblematischer als z.B. Mexiko oder Venezuela. 2009 und 2012 war die damalige Bildungsministerin Annette Schavan mit großen Delegationen hier. Das zeigt, dass auch die Bundesregierung das große Potential Kolumbiens im akademisch-wissenschaftlichen Bereich erkannt hat.
Warum ist Kolumbien als Partner so wichtig?
Das Hochschulsystem ist gut, deshalb gibt es auch gute Absolventen. Die Regierung hat den Schwerpunkt auf Bildung und Kooperationen gesetzt. Und gerade die Studierenden der Ingenieur- und Naturwissenschaften sowie Jura interessieren sich sehr für Deutschland. Es hat einen ausgezeichneten Ruf als Studienzielland und akademischer Partner. Sicherlich ist es auch auf das verstärkte Engagement des DAAD zurückzuführen, dass sich die Zahl der kolumbianischen Studierenden in Deutschland in den letzten zehn Jahren auf heute 1.871 vervierfacht hat.
Wie viele Anfragen erreichen Sie?
Mehr als 30.000 pro Jahr melden sich per Mail, telefonisch oder kommen persönlich vorbei. Wir haben es so eingerichtet, dass es jeden Montag einen Vortrag zu den Möglichkeiten gibt, da kommen jeweils vierzig bis fünfzig Interessenten. Weitere knapp 30 Interessierte kommen zu unseren persönlichen Sprechstunden am Dienstag oder Mittwoch. Weiterhin erreichen wir über Social Media, vor allem Facebook und Twitter über 40.000 deutschlandinteressierte kolumbianische Studierende und Wissenschaftler.
Mit wie vielen Mitarbeitern bewältigen Sie das?
Wir sind zu sechst: Es gibt neben mir zwei feste Mitarbeiterinnen, eine freie Projektkraft und zwei Freiwillige aus dem Programm kulturweit des Auswärtigen Amtes und der Unesco, die jeweils sechs bis zwölf Monate bleiben. Damit sind wir eines der größten Informationszentren des DAAD weltweit.
Was bedeutet die Auszeichnung mit dem Baron-Alexander-von-Humboldt-Orden für Ihre Arbeit?
Es ist natürlich ein symbolischer Moment, aber er hilft uns tatsächlich: Ein großer Teil unserer Arbeit stellt der Aufbau von Netzwerken dar. Der Orden verschafft uns Aufmerksamkeit und Anerkennung, damit wir besser wahrgenommen werden.
Julia Bähr (4. März 2014)