Auftakt zu neuer Diskussionsreihe

DAFG

DAAD-Generalsekretärin Dorothea Rüland sprach zum Auftakt der Diskussionsreihe

In Berlin startete der DAAD gemeinsam mit der Deutsch-Arabischen Freundschaftsgesellschaft (DAFG) die öffentliche Diskussionsreihe „Hochschulen und Gesellschaft gestalten“. Bis Ende des Jahres werden zahlreiche Gäste aus Deutsch-Arabischen Hochschulprojekten über Kooperationen im Schatten der politischen Umbrüche in Ägypten und Tunesien debattieren.

Welche Rolle können und müssen Hochschulkooperationen in politisch stürmischen Zeiten übernehmen? Mit dieser Leitfrage eröffneten DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland und DAFG-Präsident Dr. Otto Wiesheu die neue öffentliche Diskussionsreihe „Hochschulen und Gesellschaft gestalten“ in Berlin. Dazu begrüßten sie vier Podiumsgäste aus Tunesien, Ägypten und Deutschland in Räumen der DAFG vor zahlreichem Publikum. Die geladenen Experten aus drei DAAD-geförderten Kooperationsprojekten schöpften für die Debatte aus ihren Erfahrungen mit erfolgreicher interkultureller Arbeit. „Es sind Projekte des gemeinsamen Lernens und eines Gestaltungsprozesses auf beiden Seiten“, so Dorothea Rüland. Moderiert wurde die Diskussion von dem Nahostexperten Dr. Michael Lüders.

Anker in bewegten Zeiten

„Transformationsprozesse sind keine Entwicklungen, die innerhalb von zwei bis drei Jahren abgeschlossen werden können“, betonte Botschafter Dr. Heinrich Kreft in seiner Begrüßungsrede. Gesellschaftliche Umgestaltungsprozesse seien langfristig und können über Generationen hinweg dauern. Drei Jahre nach den Revolutionen in Ägypten und Tunesien sind daher nicht alle wirtschaftlichen und politischen Reformen so vorangeschritten wie zu Beginn erhofft. Aber es gibt einen Anker in bewegten Zeiten: „Bildungsinvestitionen sind Schlüsselinvestitionen, um einen langfristigen Entwicklungsprozess in Gang zu bringen“, so der Beauftragte für Außenwissenschafts- und Bildungspolitik sowie Dialog zwischen den Kulturen im Auswärtigen Amt. „Die Transformationspartnerschaft ist der uneingeschränkt richtige Weg.“

Warum das so ist, zeigten die am Abend vorgestellten Kooperationen – zum Beispiel das deutsch-tunesische Forschungsprojekt „Tunesien im Wandel“, das auf tunesischer Seite von Dr. Anis Ben Amor koordiniert wird. „Das Projekt leistet einen Beitrag zur Demokratisierung der tunesischen Universitäten, zur Verbesserung der Forschungsqualität und zur Modernisierung der Hochschulstrukturen in den Geistes- und Sozialwissenschaften in Tunesien“, erläuterte der Koordinator.

Moderne Hochschulen schaffen

Auf die Chance zur Modernisierung der Hochschulen zielen die vom DAAD mit Mitteln des Auswärtigen Amtes geförderten Kooperationsprojekte. Für Anis Ben Amor ist damit auch deren Rolle für den gesellschaftlichen Umgestaltungsprozess klar: „Mir ist besonders wichtig, dass sich in Tunesien die Geistes- und Sozialwissenschaften entwickeln, denn aufgeklärt denken ist in diesen bewegten Zeiten entscheidend, um vor allem Fundamentalismus zu vermeiden.“

Dem pflichtete auch der Politikwissenschaftler Professor Dr. Oliver Schlumberger von der Universität Tübingen bei. „Es ist eine besondere Herausforderung, offene Gesellschaften mit Toleranz zu schaffen.“ Innovation könne nicht in inklusiven Gesellschaften geschaffen werden, wo Gehorsam über Tatendrang stehe. Oliver Schlumberger ist der Projektverantwortliche für den neuen Masterstudiengang „Comparative & Middle East Politics an Society“ (CMEPS) - einer Kooperation zwischen der Universität Tübingen und der American University in Cairo (AUC). Hier werden künftige Entscheidungsträger so ausgebildet, dass sie mit den politischen Bedingungen in der Region aus zahlreichen Perspektiven vertraut und in ihrem Berufsfeld international wettbewerbsfähig sind.

Impulse geben

Für die ägyptische Professorin Dr. Hebatallah Fathy von der Kairo-Universität ist auch die Vernetzung, die über die geförderten Kooperationsprojekte stattfindet, ein wichtiger Mehrwert: „Die Themen der Projekte haben eine hohe gesellschaftliche Relevanz und können in viele Richtungen Impulse für weitere Projekte geben.“ Mittlerweile über 170 in der Transformationspartnerschaft geförderte Kooperationen erfüllen die von den Podiumsteilnehmern genannten Aufgaben, bestätigte Dr. Renate Dieterich, Leiterin des DAAD Referats „Deutsch-Arabische Transformationspartnerschaft - Kulturdialog“. Auch die Reichweite und Tragfähigkeit der Kooperationsprojekte zeige sich immer wieder. „Das sind keine Eintagsfliegen, sondern es geht um Ziele, die beide Seiten engagiert und nachhaltig weiterverfolgen wollen.“ Auch Botschafter Kreft hat beide Seiten im Blick. „Nicht zuletzt sind die Maßnahmen im Rahmen der Transformationspartnerschaft auch von der Absicht geleitet, Freunde für Deutschland zu gewinnen und unser Land als einen verlässlichen Partner zu präsentieren.“

Nach der Auftaktveranstaltung zur Rolle der Hochschulkooperationen wird an vier weiteren Terminen von Mai bis November über den Wandel auf dem Arbeitsmarkt, über Journalismus, Politik und akademische Ausbildung, über Vergangenheit und Gegenwart und über politische Teilhabe und Gerechtigkeit diskutiert werden. Auch dazu werden viele Expertinnen und Experten aus den Projekten der Transformationspartnerschaft Stellung beziehen.

Bettina Mittelstraß (18. März 2014)