"Spannend und ertragreich"

DAAD

Das Team der DAAD-Außenstelle New York

Zum Jahreswechsel hat Dr. Nina Lemmens die Leitung der DAAD-Außenstelle New York übernommen. Die vorherige Leiterin der DAAD-Abteilung "Internationalisierung und Kommunikation" spricht im Interview über die aktuellen Herausforderungen im akademischen Austausch mit Nordamerika, die Vorteile des Standorts New York und das derzeit außergewöhnlich positive Deutschland-Bild in den USA.

Frau Dr. Lemmens, wie wird der Forschungs- und Bildungsstandort Deutschland in Nordamerika wahrgenommen?

Er wird sehr gut wahrgenommen. Eine aktuelle Umfrage im Auftrag der Deutschen Botschaft Washington zeigt ein sehr positives Deutschland-Bild der Amerikaner; das gilt auch für den Forschungs- und Bildungsstandort. Und das belegt auch die hohe Zahl amerikanischer Studierender, die nach Deutschland kommen. Gerade bestimmte Bereiche haben besonders Konjunktur, beispielsweise die Ingenieurwissenschaften, teilweise auch die Naturwissenschaften. Auch klassische Fächer wie Politik und Sozialwissenschaften haben großen Zulauf.

Worauf führen Sie dieses gestiegene Interesse zurück?

Ein Grund ist sicherlich, dass der DAAD in den vergangenen Jahren sehr viel Werbung gemacht hat und deutlich machen konnte, dass Deutschland ein Standort ist, der hohe Qualität in Hochschulbildung und Forschung bietet. Zudem sind die finanziellen Kosten vergleichsweise gering: Es gibt in Deutschland kaum Studiengebühren; die Lebenshaltungskosten sind in einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Auch als sehr sicheres und stabiles Land wird Deutschland von amerikanischen Studierenden sehr geschätzt. Und es gibt immer mehr englischsprachige Studiengänge; auch das hat zur Attraktivität Deutschlands beigetragen.

Welche Instrumente setzt der DAAD ein, um für den Studienstandort Deutschland zu werben?

Wir haben für Nordamerika ein ganzes Set erfolgreicher Maßnahmen entwickelt. So sind wir in den sozialen Medien sehr aktiv: via Facebook, Twitter und natürlich über unsere Website www.daad.org. Gleichzeitig werben wir intensiv in den einschlägigen Zeitungen, auf Messen und Netzwerkveranstaltungen wie der Jahreskonferenz der Association of International Education Administrators (AIEA), an der ich vor ein paar Tagen in Washington teilgenommen habe.
Grundsätzlich setzen wir auf das Instrument der persönlichen Ansprache, auch durch unsere „DAAD Research Ambassadors“ und „DAAD Young Ambassadors“, die Botschafter für unsere Zielgruppen sind. Es ist für Interessierte immer besonders wertvoll, wenn ihnen ein Gleichaltriger von seinen persönlichen Erfahrungen in Deutschland berichten kann.

Wie wichtig ist Marketing für den DAAD in der amerikanischen Hochschullandschaft?

Sehr wichtig: Wir sollten in unsere Bemühungen nicht nachlassen, sondern sie sogar noch verstärken. Schließlich sind die USA ein riesiges Land und die Amerikaner grundsätzlich nicht so mobil wie man das innerhalb Europas ist. Der Schritt in ein Land, das nicht englischsprachig ist, ist immer noch ein besonderer. Das heißt, man muss schon eine ganze Menge Hürden überwinden. Der DAAD bietet einige Programme, die das prima schaffen. Zum Beispiel das RISE („Research Internships in Science and Engineering“)-Programm, das außergewöhnlich beliebt ist, weil es viele Dinge verbindet: Es ist ein relativ kurzfristiges Programm; man ist sehr gut betreut. Das ist für die Amerikaner sehr wichtig. Es orientiert sich stark an den Anforderungen des jeweiligen Studiums und ermöglicht einen sehr einfachen Wechsel nach Deutschland. Marketing ist nicht nur Werbung machen, Marketing ist auch Produkte entwickeln – und das immer im Zusammenspiel mit den Wünschen der Zielgruppe.

Welche Ziele sind Ihnen darüber hinaus für Ihre Zeit in New York wichtig?

Zum einen wollen wir nach wie vor die deutsche Sprache fördern. Das ist nicht einfach, denn sie ist nicht unbedingt im Fokus der Amerikaner. Wir wollen zeigen, dass es lohnenswert ist, Deutsch zu lernen. Damit hängt auch das Thema der Deutschlandstudien zusammen. Wir haben in Nordamerika einige sehr gut etablierte Zentren für Deutschlandstudien und fördern auch „German Studies“-Dozenturen. Ich möchte die punktuelle Arbeit, die die Zentren und die Dozenten an ihren jeweiligen Standorten leisten, gerne stärker vernetzen. An dieser Aufgabe werden meine Kollegen und ich in den nächsten Monaten arbeiten. Auch fände ich schön, wenn wir ein Zentrum gründen könnten, das sich nicht auf die klassischen German Studies, sondern auf in Deutschland besonders starke Fachrichtungen wie Nachhaltigkeit, Umweltforschung, Technik, Ressourcen-Management konzentriert. Entsprechend stärkere Kooperationen zwischen amerikanischen und deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen wären toll, aber das ist zunächst Zukunftsmusik. Fortgeschritten ist unsere Netzwerkarbeit bereits mit dem Institute of International Education (IIE), einem ganz wichtigen Partner in den Vereinigten Staaten. Ich werde dem IIE im nächsten Monat unsere „go out!“-Kampagne vorstellen. Die Kollegen wollen eine große „Study abroad“-Kampagne starten und sind sehr an der langjährigen Erfahrung des DAAD interessiert.

Was macht den Standort New York wertvoll für den DAAD?

Man könnte sagen, es gibt andere Standorte, an denen die Cluster der Spitzen-Universitäten noch größer sind, in Boston oder in San Francisco. Wir haben in New York aber den ungeheuren Vorteil, dass wir im Deutschen Haus sitzen, in der sogenannten German Mission, wo Deutschlands Vertretung bei den Vereinten Nationen, das Generalkonsulat, wir und die Hochschulbüros sowie das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus und die Deutsche Forschungsgemeinschaft vertreten sind. Dadurch ergeben sich sehr viele Synergien. New York ist zudem der Ort, an dem die meisten gesellschaftlichen Strömungen zusammenfließen. Es gibt sehr viele gute Universitäten, auch die Politik, insbesondere durch die Vereinten Nationen, und die Wirtschaft sind hier prominent vertreten. Es gibt ein unglaubliches kulturelles Angebot. Das alles ist spannend und ertragreich für die eigene Arbeit.

Johannes Göbel (28. Februar 2014)

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