"Ein Ort interkultureller Begegnung"

TDU

Bundespräsident Joachim Gauck und sein türkischer Amtskollege Abdullah Gül bei der Eröffnung der Türkisch-Deutschen Universität

Viel Lob von höchster Stelle erhielt die Türkisch-Deutsche Universität in Istanbul bei der offiziellen Eröffnung durch die beiden Staatsoberhäupter Professor Abdullah Gül und Joachim Gauck Ende April. Der Bundespräsident betonte die Bedeutung der TDU als "Forum für Dialog und Austausch von Wissen und Ideen zwischen der Türkei und Deutschland". Das Projekt wird auf deutscher Seite aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) über den DAAD gefördert.

Da wächst was: Auf dem Gelände einer früheren Baumschule im Istanbuler Stadtteil Beykoz haben Bundespräsident Joachim Gauck und sein türkischer Amtskollege Abdullah Gül die Türkisch-Deutsche Universität (TDU) am Bosporus offiziell eröffnet. Beide Politiker lobten die staatliche türkische Hochschule als Symbol für die tiefe Verbundenheit zwischen beiden Staaten.

Seit dem vergangenen Herbst läuft der Lehrbetrieb in Beykoz. Derzeit werden die ersten 124 Studierenden an der Universität unterrichtet, von denen 94 Sprachkurse absolvieren, um genügend Deutschkenntnisse für das Studium zu erwerben. Mittelfristig sollen einmal bis zu 5.000 Studierende an der TDU an fünf Fakultäten lernen: Naturwissenschaften, Rechtswissenschaft, Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften, Kultur- und Sozialwissenschaften sowie Ingenieurwissenschaften. Die Universität bietet Abschlüsse, die sich an den Grundsätzen des Bologna-Prozesses orientieren und in Deutschland und der Türkei anerkannt werden. Nach Möglichkeit sollen Doppel- oder gemeinsame Abschlüsse in Kooperation mit den beteiligten deutschen Partneruniversitäten vergeben werden. Unterrichtssprachen der TDU sind Deutsch, Türkisch und vereinzelt auch Englisch.

"An der Schnittstelle zwischen Europa und Asien"

Die Präsidenten Gauck und Gül strichen die positiven Aspekte des Projekts heraus. „Diese Universität ist etwas ganz Besonderes, weil sie ein Forum für Dialog und für den Austausch von Wissen und Ideen zwischen der Türkei und Deutschland ist“, sagte der Bundespräsident. „Sie liegt an der Schnittstelle zwischen Europa und Asien. Sie ist ein Ort interkultureller Begegnung, der besonders dafür prädestiniert ist, junge Menschen aus der Türkei und aus Deutschland zusammenzuführen.“ Bereits vor der Eröffnung hatte die ebenfalls in Istanbul anwesende Bundesbildungsministerin Professor Johanna Wanka diesen Aspekt angesprochen: „Die Türkisch-Deutsche Universität soll als Plattform für Austausch und Kooperation in Lehre und Forschung dienen. Wir brauchen gut ausgebildete junge Menschen, die sich in beiden Ländern gleichsam heimisch fühlen.“ Die hohe Wertschätzung der Politik wurde auch im Anschluss an die Eröffnungsreden der Staatsoberhäupter durch ein Roundtable-Gespräch deutlich, bei dem neben Ministerin Wanka gleich drei Mitglieder der türkischen Regierung den TDU-Studierenden Rede und Antwort standen: Wissenschaftsminister Fikri Işık, Bildungsminister Professor Nabi Avcı und Akif Çağatay Kılıç, Minister für Jugend und Sport. Nach diesem Austausch nahmen zudem alle vier Minister an einem DAAD-Alumni-Empfang teil.

Die Studierenden sollen "angerannt kommen"

Präsident Gül hatte zuvor betont, er habe sich schon als türkischer Außenminister im vergangenen Jahrzehnt für die Gründung der TDU stark gemacht. Sein Land könne von "deutscher Technologie und Disziplin" profitieren. Die TDU sollte keine Hochschule wie jede andere sein, sondern eine, "bei der die Studenten angerannt kommen", weil sie für hohe Qualität stehe.

"Gute Chancen"

Nach der Vereinbarung zwischen beiden Ländern verantwortet die Türkei die Infrastruktur, stellt das Gelände in Beykoz und trägt die laufenden Kosten. Die Bundesrepublik betreut die akademische Seite des Projekts. Die Pflichten der deutschen Seite sind in der Regierungsvereinbarung von 2008 festgelegt. Die deutsche Seite unterstützt den Aufbau und den Betrieb der TDU durch Beratung und finanzielle Beiträge, mit denen insbesondere die Entsendung deutscher Dozenten, der Aufbau des Sprachenzentrums, der Austausch von Studierenden und Dozenten sowie die Fortbildung türkischer Nachwuchswissenschaftler gefördert werden. 30 deutsche Hochschulen und der DAAD bilden ein Konsortium unter der Führung der früheren Bundestagspräsidentin Professor Rita Süssmuth. Die Initiatorin des bilateralen Hochschulprojekts zeigte sich anlässlich der Eröffnung der TDU erleichtert und hochzufrieden: "Es ist nach Jahren kooperativer Anstrengungen von deutscher und türkischer Seite nun doch gelungen, dieses für die bilateralen Wissenschaftsbeziehungen wichtige Projekt erfolgreich auf den Weg zu bringen. Es bestehen gute Chancen, es zu einem wahren Erfolgsprojekt werden zu lassen." Die ebenfalls an der Eröffnung teilnehmende DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland betonte: "Die Türkisch-Deutsche Universität ist ein wichtiger Baustein der Internationalisierungsstrategie für die Hochschulen, die Wissenschaft und die Forschung in Deutschland. Ohne sie gäbe es eine Lücke in der türkisch-deutschen Wissenschaftslandschaft."

Erweiterung des Lehrangebots

Professor Halil Akkanat, Rektor der TDU, hob anlässlich der Eröffnung hervor, dass das Lehrangebot erweitert werde. Konkret sollen nach gemeinsamer Entwicklung von Konzepten und Curricula im Wintersemester 2014/15 weitere Studiengänge den Lehrbetrieb aufnehmen, unter anderem die Bachelorstudiengänge Wirtschaftsingenieurwesen, Politik und Verwaltungswissenschaften. Im August sollen zudem die Bauarbeiten zur Errichtung der eigentlichen Universitätsgebäude in Beykoz beginnen, die das jetzige Provisorium ablösen. Das türkische Landwirtschaftsministerium trat ein zusätzliches Grundstück in Beykoz an die TDU ab. Bis zum Jahr 2016 soll alles fertig sein.

Redaktion (12. Mai 2014)