Austausch auf allen Ebenen

© Iris Kloepper

DAAD-Alumnus Stefan Schultze auf der Bühne

Wie ein roter Faden zieht sich das Thema „Austausch“ durch die Arbeit des deutschen zeitgenössischen Komponisten und Pianisten Stefan Schultze. Seit seiner DAAD-Zeit in New York, in der er 2007 für seine Komposition „Oracle Night“ eine Auszeichnung beim renommierten ASCAP Young Jazz Composers Award errang - einem Wettbewerb der American Society of Composers, Authors and Publishers -, initiiert er immer wieder künstlerische Projekte, die sich mit anderen Kulturen beschäftigen.

Derzeit ist es die traditionelle chinesische Musik, die der WDR-Jazzpreisträger 2010 gemeinsam mit dem chinesischen Mundorgelspieler Wu Wei mit den Mitteln westlicher Improvisation reflektiert. Im Frühjahr dieses Jahres hielt Schultze vor 200 Studierenden der Abteilung für traditionelle Musik des Conservatory of Music in Shanghai eine Vorlesung zu diesem Thema, die für die Studierenden dieses Fachbereichs die erste Begegnung mit Improvisation überhaupt war.

Herr Schultze, wie würden Sie Ihre künstlerische Arbeit beschreiben?

In meiner künstlerischen / musikalischen Arbeit spreche ich alle an, die sich gern von Musik auf eine Reise mitnehmen lassen und dabei keine Angst haben, auch mal etwas Ungewohntes zu hören. Ich versuche, eine sich entwickelnde Musik zu kreieren, die in Bewegung bleibt und fließt. Hinter langen sich entwickelnden Bögen arbeite ich an Details und komplexen Strukturen. Außerdem beschäftige ich mich in meiner Musik gerne mit Einflüssen aus anderen Stilrichtungen und liebe Kontraste und Überraschungsmomente.

Wie hat Ihnen das DAAD-Stipendium bei Ihrer musikalischen Entwicklung geholfen?

Die Möglichkeit, mich - nach meinen Studien in Deutschland – durch eine Förderung des DAAD in einem anderen Land und einer anderen Kultur auf höchstem Niveau weiterzuentwickeln und einen Master-Abschluss zu machen, hat mir Impulse gegeben, die für meinen weiteren Werdegang richtungsweisend waren und sind. In New York, wo ich an der Manhattan School of Music studiert habe, konnte ich speziell für meine Fachrichtung Jazz-Musik sehr viele wichtige Erfahrungen machen und habe wichtige Persönlichkeiten aus diesem Bereich kennengelernt. Meine persönliche Entwicklung haben diese Eindrücke stark beeinflusst. Überdies hat mich das Thema „Austausch“ seit meiner Zeit in New York nicht wieder losgelassen. So habe ich beispielsweise mit meinem Musikerkollegen Peter Ehwald das „Backyard Jazz Orchestra“ gegründet, ein Musikprojekt mit jungen Albanern, Mazedoniern, Serben, Bulgaren, Rumänen, Kroaten, Montenegrinern und Deutschen, das 2012/2013 auf seinen Konzerttouren durch Südosteuropa nach jedem Gig gratis junge lokale Musiker, Journalisten und andere Kulturschaffende im Tourbus mit zum nächsten Konzertort genommen hat. Auf diese Weise sind Menschen miteinander ins Gespräch gekommen, die im normalen südosteuropäischen Alltag überhaupt keine Berührungspunkte haben.

Was sind die nächsten Schritte für Ihre Karriere?

Am liebsten noch ein DAAD-Stipendium! Nein, aber mal im Ernst: Im nächsten Jahr werde ich zwei neue CDs mit Eigenkompositionen herausbringen. Zum einen eine Produktion mit dem renommierten chinesischen Mundorgelspieler Wu Wei: Stefan Schultze – Large Ensemble feat. Wu Wei. Für diese Produktion hatte ich zur Vorbereitung ein Arbeitsstipendium des Goethe-Instituts in Shanghai, und nachdem die 17-köpfige Formation nun in der Philharmonie Köln und im Rheinischen Landesmuseum Bonn spielen wird, geht es 5 Tage zum Aufnehmen in den Deutschlandfunk. Zum anderen bringe ich endlich meine Solo-Piano-CD „The Pulsepusher Suite“ heraus. Seit 2011 habe ich an Solo-Piano-Werken für präpariertes Klavier gearbeitet, mehrere Aufnahme-Sessions und Konzerte gemacht und das Programm weiterentwickelt. Ich freue mich sehr, dass die CD inzwischen fast fertig aufgenommen ist.

Redaktion (8. September 2014)

Weiterführender Link

www.stefanschultze.com