"Mein großes Vorbild ist Luciano Pavarotti"
Freya Köhring
Christian Akoa beim Notenstudium
Christian Akoa ist begeistert von klassischer Musik. Wie sie in seinem Heimatland Kamerun unterrichtet wird und was den Tenor an das Landestheater Detmold führt, erzählt er im Interview mit dem DAAD-Online-Magazin.
Herr Akoa, seit März 2014 studieren Sie mit einem DAAD-Stipendium an der Hochschule für Musik in Detmold Gesang. Wieso haben Sie sich entschlossen, in Deutschland eine Musikhochschule zu besuchen?
Christian Akoa: Meine Leidenschaft für den Gesang habe ich mit 17 Jahren als Mitglied eines Kirchenchores entdeckt. Damals hat mich die Variationsfähigkeit der anderen Sänger beeindruckt: So wollte ich auch mit meiner Stimme arbeiten können. Nach einiger Zeit ist aus dem Hobby ein Berufswunsch geworden, nicht zuletzt weil ich als Tenor viel Anerkennung erhalte. So habe ich beispielsweise in Kamerun den Gesangswettbewerb des Institut Français viermal gewonnen; auch auf meiner Konzertreise durch Kamerun im Jahr 2012 haben mich die Zuhörer für mein Talent gelobt. Mein Gesangslehrer, der brasilianische Tenor Eduardo Alvarez, brachte mich mit der brasilianischen Botschaft zusammen, die mir wiederum half, mit der deutschen Botschaft und dem Goethe-Institut Kontakt aufzunehmen. So kam ich auf die Idee, mich für ein DAAD-Stipendium zu bewerben.
Welche Form der musikalischen Ausbildung bietet Kamerun?
In Kamerun gilt Musik als Hobby. Die Möglichkeit, an einer staatlichen Hochschule eine musikalische Ausbildung zu absolvieren, ist leider nicht gegeben. Mittlerweile gibt es jedoch einige private Hochschulen: Kameruner, die im Ausland Gesang oder ein Instrument studiert haben, geben dort ihr Wissen weiter. Ich selbst habe neben meinem Soziologiestudium, das ich allerdings nicht abgeschlossen habe, Privatunterricht genommen und viel autodidaktisch gearbeitet. Das DAAD-Stipendium ist für mich sehr wichtig: An der Hochschule für Musik in Detmold habe ich die Möglichkeit, mich professionell weiterzuentwickeln, meine Technik zu verbessern und die unterschiedlichen Operntraditionen aus Deutschland, Italien, Frankreich und England kennenzulernen. Deshalb plane ich, in jedem Fall eine Verlängerung meines DAAD-Jahresstipendiums zu beantragen.
Welchen Stellenwert hat die europäische Klassik in Kamerun?
Die europäische Musiktradition ist in meiner Heimat durch die Kolonialisierung Kameruns seit mehr als 200 Jahren sehr bekannt. Im späten 19. Jahrhundert kamen mit den deutschen Truppen Geistliche ins Land, die insbesondere europäische Kirchenmusik in Afrika etablierten. Da die Kameruner die Liedtexte verstehen sollten, übersetzten Pfarrer sie in die Muttersprache der Bevölkerung. Ebenso vermittelten sie den Menschen musiktheoretische Kenntnisse. Komponisten verbanden daraufhin traditionelle, afrikanische Elemente mit abendländischen Klängen. Noch heute stehen manche Komponisten mit ihren Werken in der europäischen Tradition. Ein Freund von mir hat beispielsweise eine Oper geschrieben, die sich mit der Kolonialzeit beschäftigt und für die damalige Gewalt einen musikalischen Ausdruck sucht.
Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?
Mein großes Vorbild ist Luciano Pavarotti. Ich habe ihn im Radio singen gehört und war unglaublich begeistert. Auch ich möchte später als Solist die Zuhörer auf der ganzen Welt mit einer gewaltigen Stimme beeindrucken. Dieses Ziel ist aber leider nicht einfach zu erreichen. Dennoch kann ich bereits jetzt als Student Bühnenluft schnuppern: Die Hochschule für Musik ermöglicht ihren Studierenden in Kooperation mit dem Landestheater Detmold Konzerterfahrungen. In der vergangenen Spielzeit hatte ich die Möglichkeit, in Mozarts „Zauberflöte“ die Rolle eines Geharnischten zu übernehmen. Es war interessant für mich zu sehen, wie eine Operninszenierung zustande kommt und welche Qualitäten die Sänger und das Orchester haben müssen – das ist eine gute Motivation für meine eigene Arbeit.
Christina Pfänder (14. August 2014)