Botschafter des Wandels

DAAD/Himsel

Zur Diskussionsveranstaltung "Good Governance made in Germany - Fachkräfteausbildung für den globalen Süden" hatte der DAAD in das Besucherzentrum des Ministeriums eingeladen

Über 450 engagierte Stipendiaten in fünf Jahren: Das DAAD-Programm „Public Policy and Good Governance“ (PPGG) schreibt schon jetzt Erfolgsgeschichte. Zum Geburtstag des PPGG-Stipendienprogramms diskutierten die Nachwuchswissenschaftler mit hochkarätigen Gästen über die Fachkräfteausbildung für den globalen Süden.

PPGG - „Public Policy and Good Governance“ - so heißt das DAAD-Programm, mit dem in den vergangenen fünf Jahren über 450 Stipendiaten aus 66 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas nach Deutschland gekommen sind, um sich in einem Masterstudiengang in Politikwissenschaft, Recht, Wirtschaft und Administration weiter zu qualifizieren. Aber es geht um viel mehr als nur einen akademischen Abschluss. „Die Stipendiaten sind Botschafter des Wandels“, sagte Beate Grzeski, Beauftragte für Außenwissenschafts- und Bildungspolitik des Auswärtigen Amtes, bei der Eröffnung der Diskussionsveranstaltung „Good Governance made in Germany - Fachkräfteausbildung für den globalen Süden“, zu der der DAAD in Kooperation mit dem Auswärtigen Amt am 13. Oktober in das Besucherzentrum des Ministeriums eingeladen hatte. Anlass war der fünfjährige Geburtstag des PPGG-Stipendienprogramms, das das Auswärtige Amt jährlich mit drei Millionen Euro fördert. Die Veranstaltung ist ein Beitrag des DAAD zum Review-Prozess 2014 „Außenpolitik Weiter Denken“, der von Außenminister Frank Walter Steinmeier initiiert wurde.

Für eine gerechte Welt

„Bildung schafft Frieden“, sagte Dr. Dorothea Rüland, Generalsekretärin des DAAD, und zitierte damit die frisch gekürte Friedensnobelpreisträgerin und Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai. Dass das PPGG-Stipendienprogramm in einer besonderen Art und Weise zu einer friedlicheren Welt beitragen kann, liegt vor allem an der Auswahl der Stipendiaten: Mit abgeschlossenem Bachelor-Studium, erster Berufserfahrung in der staatlichen oder kommunalen Verwaltung und ehrenamtlichem Engagement für Menschenrechte oder den Schutz der Umwelt sind sie sowohl fachlich als auch persönlich qualifiziert. „Sie alle verbindet das Streben nach einer friedlichen und gerechteren Welt“, sagte Rüland. In Deutschland absolvieren die zukünftigen Führungskräfte zunächst einen sechsmonatigen Sprachkurs und ein interkulturelles Training, bevor sie für das Masterstudium an eine von acht ausgewählten Hochschulen gehen. Die Masterprogramme in Berlin, Potsdam, Passau, Osnabrück, Lüneburg, Duisburg und Erfurt bieten jeweils eine spezielle Ausrichtung auf dem Gebiet Public Policy und Governance. Während beispielsweise das Masterprogramm an der Universität Potsdam eine Spezialisierung auf Klimapolitik anbietet, können sich die Stipendiaten an der Hochschule Osnabrück auf das Management von Non-Profit-Organisationen spezialisieren.

Spannungsfeld von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft

In welche Richtung die Ausbildung der an den im PPGG Programm teilnehmenden Studiengängen zielt, erläuterte Professor Helmut Anheier, Präsident der privaten Hochschule in Berlin in seinem Vortrag. „Es geht um das nachhaltige Lösen von Problemen im Spannungsfeld von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft.“ Der Erwerb von interdisziplinärem Wissen und Erkenntnissen sei kein Selbstzweck, so Anheier, sondern immer auf das Lösen von Problemen ausgerichtet. Ganz in diesem Sinne sind an seiner Hochschule die Seminare in der Grundausbildung mit einem „U“ wie „Understanding“ und die weiterführenden mit „C“ für „Change“ versehen. Das PPGG-Programm zieht deshalb auch einen bestimmten Studierenden-Typus an: „Sie wollen die Welt verändern“, sagte Anheier über die motivierten Studenten. „Das wollen wir gemeinsam mit ihnen weiterentwickeln.“

In ihren Heimatländern etwas bewegen, das wollen auch die PPGG-Stipendiatinnen, die an dem Abend auf dem Podium saßen. Maiy Tahboub, eine junge Palästinenserin, geboren und aufgewachsen in Jerusalem, hat bereits als Anwältin gearbeitet, bevor sie mit dem DAAD-Programm nach Deutschland kam. Ihr Masterstudium „Governance and Public Policy“ an der Universität Passau hat sie derzeit für ein Praktikum beim Deutschen Bundestag unterbrochen. „Ich wollte das politische System in Deutschland auch in der Praxis kennenlernen, damit ich herausfinden kann, was in meiner Heimat falsch läuft“, sagte Tahboub.

Gewinn für Deutschland und die Welt

Auch ihre Kommilitonin, die Argentinierin Micaela Hierro Dori, will neben dem Studium in Passau vor allem die politische Kultur in Deutschland und Europa kennenlernen. Dafür ist sie auch in die Nachbarländer Polen und Tschechien gereist. „Ich will das Wissen, das ich hier erwerbe, politisch umsetzen, wenn ich nach Südamerika zurückkehre“, sagt Hierro Dori. Ihre Prioritäten für einen Wandel in ihrem Heimatland stehen fest: „Wir müssen in Argentinien zunächst Menschenrechte durchsetzen, danach können wir über gute Regierungsführung sprechen.“ Für die Beauftragte für Außenwissenschafts- und Bildungspolitik Beate Grzeski versprechen diese „Botschafter des Wandels“ einen weiteren Gewinn für Deutschland und die Welt: „Sie vernetzen sich hier mit anderen Stipendiaten, die später in ihren Heimatländern Regierungen beraten, Wahlen vorbereiten oder Nichtregierungsorganisationen leiten. So können sie nicht nur Brücken nach Deutschland bauen, wenn sie zurückkehren, sondern irgendwann auch dazu beitragen, globale Probleme zu lösen.“

Kristina Vaillant (17. Oktober 2014)