Zukunftsfragen gemeinsam beantworten
DAAD/Ausserhofer
Offen für den Austausch: DAAD-Alumni und Science-Tour-Teilnehmer trafen sich in Berlin
Die „Research in Germany Science Tour“ hat sich erfolgreich als Forum etabliert, das Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus aller Welt mit der deutschen Forschungslandschaft vertraut macht. Besonders wertvoll sind die vielen Gespräche, die Science-Tour-Teilnehmer mit Kollegen in Deutschland führen können. So kamen die internationalen Forscher bei ihrer Station in Berlin auch mit mehr als 30 DAAD-Alumni aus dem Fachbereich Informatik zusammen.
Mehr als zwölf Stunden ist Dr. Phooi Yee Lau Ende November von Malaysia ins kalte Deutschland geflogen – eine Reise, die sie gerne unternommen hat, um mehr über Deutschlands Forschungsinstitutionen zu erfahren. „Ich möchte deutsche Professoren begeistern, Studenten an meine Hochschule zu schicken“, sagt die Ingenieurwissenschaftlerin, die so Kontakte zu ihrer Heimatuniversität Tunku Abdul Rahman anbahnen möchte. Phooi Yee Lau ist eine von 26 internationalen Forschern und Forscherinnen, die im Rahmen der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Kampagne „Research in Germany – Land of Ideas“ an der vom DAAD organisierten Science Tour 2014 teilgenommen haben. Anfang Dezember bereiste die Forschergruppe eine Woche lang Universitäten und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen im Norden und Osten Deutschlands, um Wissenschaftler kennenzulernen, die zum breit gefächerten Tour-Thema „Modelling the Future – Understanding Global Challenges through Computer-Based Modelling and Simulation“ forschen. Phooi Yee Lau beispielsweise sucht Kooperationen auf dem Gebiet der Biodiversität und der Ozeanografie; sie will den Austausch von Studierenden, Doktoranden oder Professoren anstoßen. Interessante Gespräche, sagt sie, habe sie mit Forschern an der Universität Rostock oder am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung geführt.
Wertvolle Gespräche, konkrete Eindrücke
Es sind Beispiele wie diese, die die Science Tour aus Sicht von Dr. Katja Lasch lohnenswert machen. „Wir wollen den Forschungsstandort Deutschland im Ausland bekannter machen“, sagt Lasch, die beim DAAD das Referat Forschungsmarketing leitet. Auch wenn sich Hochschulen und Forschungsinstitute seit vielen Jahren der Internationalisierung verschrieben haben, gibt es immer noch Informationsbedarf bei den internationalen Gästen: „Viele wissen nicht, dass Deutschland nicht nur Eliteuniversitäten hat, sondern auch starke außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Universitäten, die regional breit gestreut sind“, sagt Lasch. Diese seien aber oft nicht so bekannt und sichtbar. Deshalb sollen die Teilnehmer der Science Tour möglichst viele Forschungseinrichtungen kennenlernen, konkrete Eindrücke von Laboren und wissenschaftlichem Equipment gewinnen und vor allem ins Gespräch mit jenen deutschen Kollegen kommen, die gleichfalls Interesse an internationalen Partnern haben. „Der persönliche Kontakt ist extrem wichtig“, betont Dr. Christian Schäfer. Der Leiter des DAAD-Referats „Internationalisierung von Forschung und wissenschaftlichem Nachwuchs“ begleitete die internationalen Gäste eine Woche lang. „Erst durch Gespräche können beide Seiten erkennen, wie groß das Interesse an einer Kooperation ist, welche Auslandserfahrungen bereits bestehen und womit sich die Mitglieder einer Arbeitsgruppe konkret beschäftigen“, sagt er.
Vernetzung fördern
Gelegenheiten zum persönlichen Kennenlernen boten sich den internationalen Forschern während der Science Tour auch bei einem Treffen in Berlin mit mehr als 30 DAAD-Alumni, die zu einem großen Teil an deutschen Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Computerwissenschaften arbeiten. Die Alumni, die sich im Rahmen des Förderprogramms FITweltweit zur besseren Vernetzung regelmäßig treffen, sind aufgrund der eigenen Auslandserfahrungen besonders motiviert, internationale Kooperationen anzuschieben. Zugleich kennen sie die Gründe, warum sich Informatiker häufig noch immer schwer tun, ins Ausland zu gehen. Als Beispiel wurde in Berlin wiederholt auf die Situation von Doktoranden verwiesen: Sind diese angestellt, stellt sich bei längeren Auslandsaufenthalten oft der betreuende Professor quer, der ungern auf seine Promovenden verzichtet, die Teile der Lehre übernehmen. Um die Outgoing-Mobilität hier zu steigern, bedarf es deshalb auch engagierter Hochschullehrer, die Studierende und Nachwuchswissenschaftler bei der Planung von Forschungsaufenthalten im Ausland aktiv unterstützen.
Kontakte nach Kolumbien
Wege der Zusammenarbeit loteten in Berlin aber nicht nur Wissenschaftler aus, auch Dr. Magnus Wang reiste extra aus Heidelberg an. Der Alumnus, der dank eines DAAD-Stipendiums zwölf Monate an der Universität Sevilla forschte, gründete vor rund drei Jahren die Firma WSC Scientific GmbH. Das Unternehmen analysiert Daten zur Verbreitung von Schadstoffen und deren Folgen für die Umwelt und bereitet sie anschaulich auf. „Das Treffen mit den internationalen Wissenschaftlern ist interessant, daraus können neue Ideen wachsen“, sagt Wang. Er habe sich zum Beispiel mit einem Epidemiologen der Universität Bogotá unterhalten, der über Modellrechnungen die Ausbreitung der Chagas-Krankheit durch Kleinsäuger simuliert. Das sei methodisch sehr ähnlich zu den Modellen, an denen seine Mitarbeiter forschen. „Wir sind offen für alles“, sagt der Geschäftsführer. Eine Möglichkeit der Zusammenarbeit wäre, dass kolumbianische Studierende in seiner Firma Praktika machen könnten.
Schritt für Schritt zur Kooperation
Dass die persönlichen Begegnungen während der Science Tour tatsächlich in einer Kooperation münden, wäre aus Sicht von Christian Schäfer der Idealfall. Aber auch Anfangserfolge zählen, deswegen rät er Forschern: „Lieber ein kleiner Schritt zu Beginn, dann langsam wachsen“. Kooperationen könnten beispielsweise zunächst mit dem Austausch eines Doktoranden beginnen, anschließend könnte man sich Größeres vornehmen. Die malaysische Ingenieurin Phooi Yee Lau ist gespannt, wozu ihre Gespräche mit den deutschen Forschern noch führen werden: „Es wäre ein Traum, Mails aus Deutschland mit Kooperationsanfragen zu bekommen.“
Benjamin Haerdle (10. Dezember 2014)