Starke Partner, exzellente Zentren

CEMarin

Interesse der Politik an Forschung und Austausch: Bundesaußenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier (Mitte) besuchte im Februar 2015 das CEMarin in Santa Marta

In Russland, Thailand, Chile und Kolumbien fördert der DAAD erfolgreich den Aufbau von vier „Exzellenzzentren in Forschung und Lehre“ – aus Mitteln des Auswärtigen Amtes im Rahmen der Außenwissenschaftsinitiative. DAAD Aktuell stellt die Zentren in einer neuen Serie vor. In Teil eins: Das deutsch-kolumbianische DAAD Center of Excellence in Marine Sciences (CEMarin), das mit seinen Standorten in Gießen und in Santa Marta an der Karibikküste die Zukunft der Meere erforscht. Ausbildung und Zusammenarbeit junger deutscher und lateinamerikanischer Meereswissenschaftler werden an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) koordiniert und vom DAAD noch bis 2019 unterstützt – danach trägt sich das Exzellenzzentrum selbst.

Juan Sebastián Celis hat klare Vorstellungen von den Vorteilen der Vernetzung: „Wissenschaftliche Arbeit erfordert heutzutage den engen Austausch mit Kollegen aus verschiedenen Ländern – die Kenntnis ihrer Arbeit und ihr Feedback gewährleisten eine hohe Qualität in der Forschung.“ Celis ist Doktorand am Center of Excellence in Marine Sciences (CEMarin) und arbeitet zur Zeit an der Justus-Liebig-Universität Gießen in einem ehrgeizigen Projekt: „Ocean 2100“ simuliert im Zeitraffer die Erwärmung der Meere, wie sie für das Ende des Jahrhunderts erwartet wird. In den Versuchstanks sind Steinkorallen diesem Stress ausgesetzt. Auf diese Weise wollen die Wissenschaftler erfahren, was mit den Riffen unserer Meere im Verlauf des Klimawandels geschehen könnte. Die wissenschaftlichen Daten aus dem über zehn Jahre angelegten Versuch – darunter die Arbeit von Juan Sebastián Celis – werden dem Weltklimarat IPCC zur Verfügung stehen.

Komplexe Probleme im Verbund lösen

Weil die Probleme in der Meeresforschung – der Klimawandel, die Versauerung der Ozeane, das Sterben der Korallen – so komplex sind und ihr Verständnis von weltweitem Interesse ist, muss man interdisziplinär im Verbund mit vielen erfahrenen Wissenschaftlern unterschiedlicher Institute forschen, davon ist der JLU-Biologe Professor Thomas Wilke überzeugt, der das CEMarin leitet. „Die Herausforderungen der nächsten Jahre bestehen darin, ein schlagkräftiges und finanziell sich selbsttragendes Zentrum aufzubauen, welches über eine hohe Wirkungskraft und internationale Sichtbarkeit verfügt.“

Das CEMarin ist auf dem besten Weg zu diesem Ziel. Gerade erst konnte der DAAD eine zweite Förderphase bewilligen. Denn das Netzwerk ist schon jetzt in der internationalen Forschungslandschaft weithin sichtbar: Sechs kolumbianische Universitäten, die JLU Gießen, die kolumbianische Ozeankommission und das Meeresforschungsinstitut INVEMAR zählen zum harten Kern. In Deutschland gehören außerdem das weltweit renommierte Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT) in Bremen und die Meeresforscher der Universität Oldenburg zu den Partnern im Verbund.

Eine lange Geschichte fruchtbarer Zusammenarbeit

Manche Meeresforscher aus Deutschland und Kolumbien kennen sich seit über 50 Jahren, erzählt Professor Bernd Werding, Mitglied des Board of Directors des CEMarin. Der Tierökologe von der JLU forscht seit 40 Jahren in den karibischen Gewässern vor Kolumbien und hat die enge internationale Zusammenarbeit mit auf den Weg gebracht. Seit den 1970er-Jahren ist er an der gemeinsamen Erfassung der Arten beteiligt – ein Forschungsschwerpunkt im CEMarin, der heute entscheidend dazu beiträgt, den Klimawandel und menschliche Einflüsse auf die Lebensgemeinschaften in dieser tropischen Küstenregion zu verstehen.

Seit Jahren schon setzen die Gießener Wissenschaftler in Kolumbien außerdem auf den interdisziplinären Austausch. Die Erosion von Küsten lässt sich zum Beispiel in ihrer Komplexität nur verstehen, wenn Biologen die Korallenriffe, Geologen die Sedimente und Sozialwissenschaftler die menschliche Nutzung untersuchen und die Forscher ihre Ergebnisse austauschen. Aus der langjährigen Zusammenarbeit ist zunächst das INVEMAR und 2010 das CEMarin entstanden.

Ausbildung erstklassiger Doktoranden

„Das große Plus des CEMarin ist die Möglichkeit, so viele Doktoranden auszubilden“, sagt Bernd Werding. Herzstück ist das PhD-Programm, in das Jahr für Jahr bis zu 14 Nachwuchsforscher aufgenommen und hervorragend für die internationale Zusammenarbeit ausgebildet werden – das nötige Fundament für eine Aufgabe von weltweitem Interesse. „Damit wird letztlich die internationale Netzwerkbildung befördert, welche wiederum hilft, neue Großprojekte in der Meeresforschung zu generieren“, ergänzt CEMarin-Leiter Thomas Wilke und berichtet stolz von einem weiteren aktuellen Erfolg: „Gerade erst haben Wissenschaftler des CEMarin zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus den Niederlanden und England ein ,Marie Curie Innovative Training Network‘ der EU im Gesamtumfang von 3,8 Millionen Euro eingeworben.“

Juan Sebastián Celis ist glücklich, Teil dieser Forschergemeinschaft zu sein – nicht nur wegen der wissenschaftlichen Qualität, die seine eigene Arbeit nachhaltig prägen wird, und nicht nur, weil ihm sein Aufenthalt in Deutschland eine neue kulturelle Erfahrung bietet: „Zentren wie das CEMarin bieten auch so viel Einsicht in die Mechanismen der internationalen akademischen Welt – das ist eine wunderbare Erfahrung für junge Wissenschaftler wie mich.“

Bettina Mittelstraß (16. Februar 2015)