Schule der Künste, Schule der Internationalität

Christina Pfänder

DAAD-Stipendiaten an der Städelschule: Ankit Savla und Andrea Estefania Muñoz Duque

Kunst kennt keine Grenzen – schon gar keine territorialen. Nicht zuletzt deshalb hält die Städelschule in Frankfurt am Main einen Bundesrekord unter den staatlichen Hochschulen: Mehr als 70 Prozent ihrer Studierenden kommen aus dem Ausland. Auch die DAAD-Stipendiaten und angehenden Architekten Ankit Savla und Andrea Estefania Muñoz Duque haben sich für das traditionsreiche Haus entschieden.

Warum gerade an der Städelschule studieren? Ankit Savla hat dafür viele gute Gründe. Seit drei Semestern absolviert der DAAD-Stipendiat aus Indien den weiterbildenden Masterstudiengang Architektur und profitiert unter anderem von dem international führenden Lehrangebot. „Hier habe ich die Möglichkeit, architektonische Prozesse, Designs, Werkzeuge und Materialen intensiv und individuell zu erforschen“, sagt er. „Ein Basiswissen über Themen wie Statik, Haustechnik oder Wärmeschutz wird vorausgesetzt“, erklärt Savlas Studiengangskollegin Andrea Estefania Muñoz Duque aus Ecuador. Muñoz, die wie Savla über einen ersten Architektur-Abschluss und Berufserfahrungen verfügt, ist seit einem halben Jahr in Frankfurt. „Insbesondere im ersten Jahr des Masterstudiums haben wir viel Zeit zum Experimentieren“, freut sich die DAAD-Stipendiatin.

Über 45 verschiedene Nationen

Genügend Raum zur Entfaltung haben auch die Studierenden von Malerei, Film, Bildhauerei oder Freier Bildender Kunst – bei Interesse stehen die Kurse auch Studierenden anderer Disziplinen offen. Das Konzept verspricht Erfolg: „Auf der diesjährigen Biennale in Venedig sind gleich vier Absolventen der Städelschule, die ihre Länder im eigenen Pavillon vertreten“, sagt Martina Cooper vom International Office. Einen Trend zur Internationalisierung beobachtet Cooper seit etwa 15 Jahren: Der Anteil der internationalen Studierenden ist von rund 30 auf über 70 Prozent gestiegen. „Angefangen haben wir mit einigen wenigen Hochschulkooperationen, mittlerweile haben wir mehr als 20 Partner weltweit“, so Cooper. „Für die jungen Künstler und Architekten kann der Auslandsaufenthalt sehr inspirierend sein.“ Für den Architekturstudiengang gingen etwa zahlreiche Bewerbungen von Studierenden aus dem Iran und Indien an der Städelschule ein. „Und manche Nachwuchskünstler aus New York entscheiden sich nun auch für den Studienstandort Frankfurt“, sagt sie. „Das wäre vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen.“ Insgesamt überwiege die Vielfalt in den Klassen: Über 45 verschiedene Nationen sind an der Schule vertreten. Die Professoren kommen unter anderem aus Schottland, den Niederlanden und Norwegen; Rektor Philippe Pirotte stammt aus Belgien. „Die etwa 200 Studierenden haben dabei die Möglichkeit, sich im persönlichen Gespräch intensiv mit den international renommierten Professorinnen und Professoren auseinanderzusetzen“, sagt Martina Cooper. Das internationale Klima sei aber eine Bereicherung für alle, weil sich Professorinnen, Professoren und Studierende eine Leidenschaft teilten. Darüber hinaus hat laut Cooper Gastfreundschaft eine langjährige Tradition an der Städelschule.

Großes Netzwerk

Bis auf wenige Ausnahmen ist die Unterrichtssprache in den Studiengängen dabei durchweg Englisch – zum Vorteil von Ankit Savla und Andrea Estefania Muñoz Duque. „Ich habe bei einem DAAD-Kurs in Berlin zwar Deutsch gelernt, finde mich aber gerade in der architektonischen Literatur und Fachsprache weitaus besser im Englischen zurecht“, sagt Savla. Mit den DAAD-Stipendiaten, die Savla und Muñoz während ihres Deutschkurses in Berlin kennengelernt haben, sind sie zum Teil immer noch in Kontakt. Und auch in Frankfurt und Umgebung nehmen die beiden gerne an Veranstaltungen teil, die der DAAD für seine Stipendiaten organisiert. „Da bildet sich ein großes Netzwerk“, sagt Muñoz.

Auch in den Architekturklassen hat der gegenseitige Austausch Priorität, fachlich wie kulturell. „Wir bringen alle unterschiedliche Erfahrungen, Methoden und Vorlieben mit in die Kurse“, erzählt Muñoz. „Es ist spannend zu sehen, wie unterschiedlich die Herangehensweisen sind.“ Als Masterstudent im zweiten Jahr hat Ankit Savla seit diesem Semester die Möglichkeit, zwischen vier verschiedenen Schwerpunkten zu wählen. „Ich habe mich für ,Architecture and Performative Design‘ entschieden“, sagt er. „Hier denken wir das Ergebnis vom Prozess her.“ Nach ihrem Studium an der Städelschule wollen beide DAAD-Stipendiaten in ihre Heimat zurückkehren und ihre Praxiserfahrungen vertiefen. „Ich träume davon, in Indien ein eigenes Architekturbüro zu eröffnen“, sagt Ankit Savla.

Christina Pfänder (10. Februar 2015)

Weitere Informationen

Einen Einblick in die Arbeit der Studierenden bietet die Jahresausstellung „Rundgang“ vom 12. bis zum 15. Februar 2015 in der Städelschule.

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