Wettbewerb um die klügsten Köpfe
DAAD
Messestand von "Research in Germany": "Das Thema wird immer wichtiger"
Die Stärken des Forschungsstandorts Deutschland stehen im Fokus des neuen „Aktionsbündnis Forschungsmarketing“. Auch der DAAD beteiligt sich an dem Zusammenschluss von Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, wie Dr. Katja Lasch, Leiterin des Referats „Internationales Forschungsmarketing“, erzählt.
Frau Dr. Lasch, was erwarten Sie vom „Aktionsbündnis Forschungsmarketing“?
Katja Lasch: Das Aktionsbündnis hat zwei Zielrichtungen. Einerseits geht es um Öffentlichkeitsarbeit im Ausland, also klassisches Standortmarketing, das sich nach außen hin orientiert. Andererseits sollen durch das Aktionsbündnis auch die deutschen Marketingakteure in ihren Aktivitäten unterstützt werden und künftig noch stärker die Marke „Research in Germany“ nutzen. Ziel der seit 2006 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierten Kampagne ist es, die Sichtbarkeit der deutschen Forschungslandschaft im Ausland zu erhöhen, ihr Profil im globalen Wissenschaftsmarkt zu stärken und strategische Kooperationen anzustoßen. Der DAAD bildet mit der Alexander von Humboldt-Stiftung, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Fraunhofer-Gesellschaft den Verbund „Internationales Forschungsmarketing“ und setzt seit 2010 im Rahmen von „Research in Germany“ ein gemeinsames Marketingkonzept um. Ein Ziel des neuen Aktionsbündnisses ist es, die bereits bestehende Zusammenarbeit mit anderen Kampagnen wie „Study in Germany“ oder „Make it in Germany“ zu stärken und Synergieeffekte zu nutzen.
Worauf legt der DAAD beim Forschungsmarketing wert?
Der Schwerpunkt des DAAD im Forschungsmarketing liegt auf der Öffentlichkeitsarbeit im Ausland. Wir betreuen das Portal „Research in Germany“ und veranstalten weltweit Messen und Delegationsreisen. Zudem bündeln wir Informationen in Publikationen wie „The German doctorate − A guide for doctoral candidates“ (Download auf der Webseite „Info for PhD Students“), die wir dann im Ausland vertreiben, aber auch der deutschen Forschungslandschaft zur Verfügung stellen. Dabei haben wir den Vorteil, dass wir durch das große Netzwerk des DAAD mit seinen Informationszentren und Außenstellen eng mit den Zielgruppen in Verbindung stehen. Damit wissen wir um die Bedürfnisse der Doktoranden, Postdoktoranden und Wissenschaftler. Hinsichtlich der wissenschaftlichen Kooperationen legen wir großen Wert auf Qualität. Somit konzentrieren wir uns beim Forschungsmarketing auf forschungsstarke Länder.
Wie wird sich der DAAD im „Aktionsbündnis Forschungsmarketing“ einbringen?
Deutsche Hochschulen und Institutionen können sich weiterhin für Messen bewerben, die wir im Ausland organisieren. Auch sind weitere Pressereisen und Science-Touren geplant, bei denen wir ausländische Medienvertreter und Wissenschaftler mit dem Forschungsstandort Deutschland bekannt machen. In den kommenden Jahren wollen wir zudem unser Wissen noch stärker an deutsche Hochschulen in Form von Workshops und Publikationen weitergeben. Dabei legen wir Wert darauf, uns eng an den Bedürfnissen der Hochschulen und Zielgruppen im Ausland zu orientieren. Auch die Alumni-Arbeit wird in den Fokus rücken – die ehemaligen Stipendiaten sind schließlich hervorragende Botschafter der deutschen Forschungslandschaft im Ausland.
Wenn Sie die Entwicklungen der letzten Jahre betrachten: Was sind Ihrer Einschätzung nach die wichtigsten Trends beim internationalen Forschungsmarketing?
Aktuell sehe ich den Trend, dass Institutionen Forschungsmarketing nicht alleine betreiben, sondern sich mit anderen Einrichtungen ihrer Region zusammenschließen, um dann beispielsweise als „Forschungsstandort Heidelberg“ aufzutreten. Insgesamt wird das Thema in der Forschungslandschaft immer wichtiger: Das Forschungsmarketing wird mittlerweile vom allgemeinen Marketing und Studierendenmarketing unterschieden und damit als eigenständige Form des Marketings anerkannt. Das Interesse der Hochschulen daran steigt, und die Instrumente, mit denen sie operieren, werden zunehmend professioneller. Ein Grund dafür ist, dass der Wettbewerbsdruck um Forschungskooperationen und die klügsten Köpfe weltweit steigt. Es gibt immer mehr Staaten, die sich in diesem Bereich dezidiert aufstellen und nationale Kampagnen entwickeln.
Gibt es regionale Besonderheiten?
Ja, denn für den US-amerikanischen oder kanadischen Markt benötigen wir andere Konzepte als für Indien, China oder Osteuropa. So sind in Osteuropa beispielsweise die MINT-Fächer – Naturwissenschaften, Mathematik, Informatik und Technik – traditionell sehr stark, in Kanada spielen unter anderem Land- und Forstwirtschaft sowie der Bergbau eine bedeutende Rolle. Gerade für etablierte Wissenschaftler sind diese fachlichen Aspekte relevant.
Interview: Christina Pfänder (6. März 2015)
Aktionsbündnis Forschungsmarketing
Das Aktionsbündnis besteht aus Akteuren der Wissenschaft, Wirtschaft und Politik und baut auf der seit 2006 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kampagne „Research in Germany“ auf. Die Basis der aktuellen Arbeit bietet eine Wirkungsanalyse der bisherigen Aktivitäten; Ziel ist es, die Effektivität und Nachhaltigkeit der einzelnen Aktionen zu erhöhen. Während der Auftaktveranstaltung zum „Aktionsbündnis Forschungsmarketing“ am 26. Februar 2015 in Berlin wurden Beteiligungsmöglichkeiten am Aktionsbündnis sowie Internationalisierungsstrategien des deutschen Netzwerks von Forschungsinstitutionen ausgelotet. Zudem stand die Rolle Deutschlands als Forschungsstandort im internationalen Vergleich zur Diskussion.