„Wir übergeben Verantwortung“
Universität Leipzig
Stolz und engagiert: die ersten Absolventen des Masterstudiengangs "Global Studies: Peace and Security in Africa"
Eine wichtige Etappe für ein nachhaltiges Engagement: Vor Kurzem konnte der vom DAAD aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Masterstudiengang „Global Studies: Peace and Security in Africa“, eine Kooperation der Universitäten Leipzig und Addis Abeba, seine erste Graduierungsfeier begehen. Dr. Stephan Geifes, der beim DAAD den Bereich „Transnationale Bildung und Kooperationsprogramme“ verantwortet, traf bei der Feier in Addis Abeba auf engagierte Absolventen. Ein Interview über ein besonderes deutsches Studienangebot im Ausland.
Herr Dr. Geifes, welche Eindrücke haben Sie aus Addis Abeba mitgenommen?
Stephan Geifes: Ich war sehr beeindruckt von den Graduierten. Bei uns sind Master-Absolventen ja in der Regel recht jung. Die Absolventen des Studiengangs „Global Studies: Peace and Security in Africa“ haben dagegen alle Berufserfahrung, unter anderem ein Journalist, der eine sehr unterhaltsame Festrede auf der Graduierungsfeier gehalten hat. Alle Absolventen waren sehr stolz auf das, was sie erreicht haben. Zugleich wurde ihr Antrieb deutlich, mit dem, was sie gelernt haben, etwas für die Gesellschaft zu tun.
An wen richtet sich der Studiengang?
Der Studiengang wird nicht nur von Äthiopiern belegt, sondern auch von Studierenden aus zahlreichen weiteren Ländern der ostafrikanischen Region. Die Anbindung an die Universität Addis Abeba rührt von ihrer Partnerschaft mit der Universität Leipzig, fügt sich aber besonders gut, da Addis Abeba auch der Sitz der African Union ist. Die Graduierungsfeier wurde hochrangig wahrgenommen, unter anderem durch die Bürgermeister von Addis Abeba und Leipzig, die die Veranstaltung als Abschluss der Feiern zur zehnjährigen Städtepartnerschaft würdigten. Das bedeutet auch eine gesellschaftliche Anerkennung für die Leistung des Masterstudiengangs.
Der DAAD hat Subsahara-Afrika zuletzt verstärkt in den Blick genommen und 2014 auch ein entsprechendes Strategiepapier vorgelegt. Was muss für eine nachhaltige Entwicklung in der Region geleistet werden?
Uns beschäftigt die Frage: Welche Bildung braucht Afrika? Natürlich sind Alphabetisierung und Grundschulbildung wichtig, aber es gilt auch die Formulierung: „World’s higher education is world‘s basic education“. Durch Investitionen in die Hochschulbildung und insbesondere in Masterstudiengänge wird ein nachhaltiger Beitrag für Hilfe zur Selbsthilfe geleistet. Es werden Studierende auf einem akademischen Niveau ausgebildet, die gestalterisch in ihren Heimatländern, gerade auch in den jeweiligen Hochschulsystemen, tätig werden können.
Wichtige Elemente des „Global Studies“-Studiengangs sind ein Semester an der Universität Leipzig und die Entsendung von deutschen Dozenten nach Addis Abeba.
Es ist ein Grundprinzip der deutschen Studienangebote im Ausland, dass ein großer Anteil der Studiengangsmodule von deutscher Seite abgedeckt wird und dass zugleich durch Kooperation, etwa durch das Begleiten von Dissertationen, den afrikanischen und anderen internationalen Partnern Kompetenzen vermittelt werden. Curricula nach deutschen Standards sollen zum überwiegenden Teil auch von unseren internationalen Partnern unterrichtet werden können. Das macht das deutsche Angebot in der transnationalen Bildung so besonders nachhaltig: Wir übergeben Verantwortung an unsere Partner, die durch ihre Einbindung in wissenschaftliche Kooperationen eine Art ständiges Update von deutscher Seite erhalten.
Was ist das Besondere an dem Studiengangsangebot in Addis Abeba?
Der Studiengang ist das einzige unserer transnationalen Bildungsangebote in Afrika und das einzige im Bereich Geistes- und Sozialwissenschaften – während wir weltweit vor allem eine große Nachfrage nach unseren Angeboten in den Natur-, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften beobachten. Vielen scheint ein Ingenieurstudium eine Investition zu sein, die sich im Berufsleben eher auszahlt. Die Studierenden in Addis Abeba zahlen aber Studiengebühren, weil sie von dieser Investition überzeugt sind. Das Gleiche gilt für Unternehmen, die African Union oder Regierungen der Region, die diese Gebühren nicht selten für die Studierenden übernehmen: Sie glauben an diese jungen Menschen und ihren Antrieb, etwas bewegen zu wollen. Zugleich führen die Studiengebühren dazu, dass sich der Studiengang künftig einmal selbst tragen kann.
Interview: Johannes Göbel (12. März 2015)
Global Studies: Peace and Security in Africa
Mit ihrer interdisziplinären und regionalen Ausrichtung sind die vom Global and European Studies Institute (GESI, Universität Leipzig) und dem Institute for Peace and Security Studies (IPSS, Addis Ababa University) angebotenen Studienprogramme in Afrika einzigartig. Studierende werden von Dozenten beider Partnerinstitutionen in Addis Abeba unterrichtet und gehen für ein Semester an die Universität Leipzig. Absolventen qualifizieren sich als Fachkräfte für internationale Organisationen wie auch als Hochschullehrer für die Region. Ergänzend zu dem viersemestrigen Masterstudium bieten GESI und IPSS auch ein PhD-Programm an.