Den studentischen Lebenslauf im Blick
DAAD/Michael Jordan
Diskussionsforum: Gespräch bei der Jahrestagung Ausländerstudium an der Kölner Universität
Von Willkommenskultur bis Wohnplatzvermittlung: Die vielfältigen Herausforderungen und Chancen bei der Betreuung internationaler Studierender an deutschen Hochschulen standen im Mittelpunkt der 34. Jahrestagung Ausländerstudium des DAAD Mitte März in Köln. Mehr als 120 Vertreter Akademischer Auslandsämter und International Offices nahmen an dem dreitägigen Arbeitstreffen teil.
Wie kann man internationale Studierende dabei unterstützen, an ihrem zukünftigen Hochschulort eine bezahlbare Unterkunft zu finden? Welche Form der Vorbereitung erleichtert ihnen den Studienstart in Deutschland? Was muss hochschulintern geleistet werden, um die Studierenden während ihres Aufenthalts optimal zu betreuen? Fragen wie diese gehören zum Arbeitsalltag der Mitarbeiter in Akademischen Auslandsämtern und International Offices an deutschen Hochschulen.
Sie sehen sich dabei auch inhaltlich steigenden Anforderungen gegenüber. So wurde im Herbst 2009 ein Nationaler Kodex für das Ausländerstudium an deutschen Hochschulen von der Mitgliederversammlung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) verabschiedet. Ziel dieser Selbstverpflichtung ist die Formulierung und Weiterentwicklung grundlegender qualitativer Standards für die Betreuung internationaler Studierender.
Austausch über alle Aspekte des Ausländerstudiums
Auch vor diesem Hintergrund bietet die jedes Jahr vom DAAD ausgerichtete Tagung Ausländerstudium eine gute Gelegenheit, sich gezielt zu informieren. „Die Tagung ist ein Forum für die Hochschulvertreter“, sagte Gebhard Reul, Referatsleiter der Mobilitäts- und Betreuungsprogramme des DAAD. „Sie bietet ihnen die Möglichkeit, sich über alle Aspekte des Ausländerstudiums auszutauschen.“ Die diesjährige Tagung an der Universität zu Köln war schnell ausgebucht und spiegelte mit ihrer Vielzahl an Arbeitsgruppen, Sessions, Diskussionen und „Good Practice“-Beispielen die inhaltliche Bandbreite der Aufgaben in den Akademischen Auslandsämtern und International Offices wider. Von der Zulassung über den Studienerfolg internationaler Studierender bis hin zum Übergang in die Berufstätigkeit hatte die Tagung alle Phasen des studentischen Lebenslaufs im Blick und setzte sich auch mit den Möglichkeiten, neue Kooperationspartner außerhalb der Hochschule zu gewinnen, auseinander.
So stellte Birgit Rodler, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit in Mannheim in der Arbeitsgruppe „Studienabbruch und Studienerfolg – ausländische Studierende im Blickpunkt des Qualitätsmanagements?“ das Projekt „PrevDrop“ vor: Ziel des Projektes ist das „Erkennen und Vorbeugen von Abbrüchen aus der Hochschulbildung und Unterstützung von Studierenden beim Wechsel in eine erfolgreiche Berufsausbildung“. Das Projekt ist im September 2014 gestartet und läuft bis August 2016. Es wird im Rahmen des Erasmus+ Programmes der Europäischen Kommission gefördert. Rodler warb um die Zusammenarbeit mit den Hochschulvertretern und machte den wechselseitigen Nutzen durch den Austausch von Expertise deutlich: „Wir wollen ein Netzwerk aufbauen.“ Neben Deutschland sind Luxemburg, Großbritannien, Italien und Bulgarien in dem Projekt vertreten.
Erfolgreich werben, Kontakte pflegen
Am Beginn eines erfolgreichen Ausländerstudiums steht jedoch die erste Kontaktaufnahme und die Anwerbung internationaler Studierender. Standards für die Präsentation der Hochschulseiten im Web und für ihr gedrucktes Informationsmaterial erarbeiteten in Köln die Teilnehmer der Arbeitsgruppe „Willkommenskultur im Zulassungsverfahren“. Unter der Leitung von Dr. Monika Diecke von der Technischen Universität Dresden und Betina Sedlaczek von der Universität Leipzig ging es insbesondere darum, den Kontakt mit der Hochschule aus der Perspektive des Bewerbers zu beurteilen.
„Wichtige Impulsgeber“
Über neue Modelle für die Wohnplatzvermittlung internationaler Studierender an Beispielen des Studentenwerks Dresden, der Hochschule Fulda und der Technischen Hochschule Mittelhessen informierte die Session „Wohnst du schon? Oder suchen wir noch?“. Die Hochschulen als Partner der Studierenden – dieser Aspekt wurde nicht nur beim Thema Wohnplatzvermittlung deutlich.
„Wir sehen in den Hochschulen wichtige Impulsgeber“, unterstrich Gebhard Reul die grundsätzliche Bedeutung der Jahrestagung. Das gelte zum Beispiel auch für das Thema Fachkräftegewinnung. Dass die gewünschte Gewinnung hochqualifizierter Zuwanderer für eine berufliche Karriere in Deutschland in der Zusammenarbeit mit mittelständischen Unternehmen nicht immer reibungslos verläuft, zeigten die Erfahrungsberichte von Nicole Strauss, stellvertretende Leiterin Career Service an der Technischen Universität Dresden, sowie von Janina Hertel vom Zentrum für Internationales und Sprachen, Beratung Internationale Studierende an der Hochschule Koblenz. Ein Fazit der Session: Regionale Akteure wie etwa Industrie- und Handelskammern müssen eingebunden werden.
Zentraler Baustein der Internationalisierungsstrategien
Auch wenn die Hochschulen beim Thema Ausländerstudium weiterhin in einem politischen, finanziellen und rechtlichen Spannungsfeld agieren, so ist die Einbindung dieses zentralen Bausteins in ihre Internationalisierungsstrategien doch weitgehend erfolgreich. Dies war für Thomas Böhm, der bei der HRK als Referatsleiter den Bereich Ausländerstudium und Anerkennung verantwortet, denn auch das wichtigste Ergebnis der Selbstevaluation Nationaler Kodex. HRK und DAAD hatten diese Statusabfrage auf Bitten der Hochschulen Ende 2014 durchgeführt. Erfreut zeigte sich Böhm auch über die gute Beurteilung der Zusammenarbeit mit uni-assist, der Arbeits- und Servicestelle für Internationale Studienbewerbungen. Verbesserungsbedarf sehen die Umfrageteilnehmer jedoch bei der Ausstattung mit Personal und der hochschulinternen Abstimmung.
Dr. Christian Thimme, als Bereichsleiter beim DAAD zuständig für Grundsatzfragen, Projekte und Internationalisierung der deutschen Hochschulen, signalisierte den Hochschulvertretern weiterhin Unterstützung und „persönliche Kontinuität“ in der Betreuung. Mit der Ergänzung des DAAD-Stipendien- und Betreuungsprogramms STIBET durch die Ausschreibung des neuen Programms STIBET II habe das fördernde Auswärtige Amt ausdrücklich den Wunsch verbunden, Modellprojekte zur Verbesserung der Willkommenskultur auf den Weg zu bringen. Dass die Hochschulen gerade in diesem Bereich viel Expertise zu bieten hätten, habe die Jahrestagung Ausländerstudium gezeigt.
Claudia Wallendorf (26. März 2015)