„Bachs Musik bildet Ausgangspunkt und Ziel meines Schaffens“
DAAD
Ein Chor in der U-Bahn: Auch das war Teil von "Bach in the Subways" in Seoul
Was 2010 mit einem Cellokonzert von Dale Henderson in der New Yorker U-Bahn begann, ist zu einer weltweiten Bewegung geworden: Mit „Bach in the Subways“ feiern Musiker aus aller Welt den Geburtstag von Johann Sebastian Bach. In Südkorea organisierte Professor Jonghwa Park, Vorstandsmitglied des Alumni-Vereins ADeKo, gemeinsam mit dem DAAD-Informationszentrum Seoul und der Organisation „Run Piano“ das zweitgrößte Untergrund-Konzert nach New York.
Der Geruch ist überall ähnlich, ein modriges Gemisch aus Abrieb und Abgasen. Am 21. März, dem Geburtstag Johann Sebastians Bachs, unterscheiden sich jedoch manche U-Bahn-Schächte akustisch von denen anderer Städte – mit Kantaten, Streichquartetten und Sonaten. Auch in der Hauptstadt Südkoreas verwandelten sich in diesem Jahr die U-Bahn-Stationen in Konzertsäle. „Dale Henderson, der Initiator von ‚Bach in the Subways‘, hat persönlich Kontakt zu mir aufgenommen und mich dazu eingeladen, das Projekt in Südkorea auf die Beine zu stellen“, sagt Jonghwa Park, Vorstandsmitglied des Alumninetzwerks Deutschland-Korea (ADeKo) und künstlerischer Leiter von „Run Piano“.
Vielfältige Angebote
Von Hendersons Mission, die Musik Bachs kostenfrei außerhalb der üblichen Konzertsäle zu präsentieren und damit einem breiten Publikum bekannt zu machen, war Park schnell überzeugt: Der Konzertpianist, der als Musikprofessor an der Seoul National University lehrt, präsentierte gemeinsam mit Mitgliedern von ADeKo und „Run Piano“ in verschiedenen U-Bahn-Stationen Seouls ein mehrstündiges Programm. Bachs Toccata in e-Moll gab es zu hören, ebenso Präludien und Fugen aus dem Wohltemperierten Klavier sowie Violinkonzerte und die Goldberg-Variationen. Professionelle Musiker, aber auch ambitionierte Laien gehörten zu den Interpreten. Organisatorische Unterstützung erhielt Park dabei vom DAAD-Informationszentrum (IC) Seoul. „Der DAAD fördert ADeKo seit seinen Anfängen im Jahr 2006“, sagt Christoph Pollmann, Leiter des IC Seoul. Mit knapp 7.000 Mitgliedern sei es mittlerweile das weltweit größte Netzwerk von koreanischen Deutschland-Alumni. Dabei sei ADeKo auch offen für Deutsche, die in Korea leben. „Ziel ist es, die deutsch-koreanischen Beziehungen in verschiedenen Bereichen zu stärken“, sagt Pollmann. „Traditionell konzentriert sich die Arbeit von ADeKo dabei auf die wissenschaftliche Ebene.“ In Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft und dem DAAD habe sich beispielweise die so genannte Herbstkonferenz etabliert, die mit bis zu 800 Teilnehmern und hochrangigen Sprechern ein bedeutendes Technologie-Symposium bilde. „Südkorea ist stark in den angewandten Wissenschaften“, so Pollmann. „In Bezug auf Grundlagenforschung gelten hingegen die deutschen Hochschulen als vorbildlich.“ Auch geisteswissenschaftliche Kongresse werden seit diesem Jahr veranstaltet. „Mit ‚Bach in the Subways‘ war es uns nun möglich, auch im musischen Bereich ein großartiges Angebot zu machen.“
Neue Herangehensweise
Deutsche Komponisten wie Johann Sebastian Bach sind in Südkorea herausragende Größen. „Die europäische Musik und insbesondere die deutsche Klassik haben hier in Südkorea einen sehr hohen Stellenwert“, erklärt Christoph Pollmann. „Etwa vierzig Prozent der südkoreanischen Studierenden, die sich für Deutschland entscheiden, bewerben sich an einer Musikhochschule.“ Auch Jonghwa Park zog es nach seiner Pianisten-Ausbildung am angesehenen New England Conservatory in Boston nach Deutschland: Von 2002 bis 2004 absolvierte er das „Meister-Podium-Programm“ an der Hochschule für Musik und Theater in München. „Ich wollte die Sprache und Kultur der Komponisten kennenlernen, deren Werke ich spiele“, erzählt Park. „Damit habe ich eine andere Herangehensweise an die Musik gewonnen.“ Früher wie heute sei für ihn als Pianist insbesondere Johann Sebastian Bach von großer Bedeutung: Mit dem Wohltemperierten Klavier hatte der barocke Meister gezeigt, dass es möglich ist, in allen Tonarten zu komponieren. „Ich liebe seine Musik, für mein Schaffen bildet sie sowohl den Ausgangspunkt als auch das Ziel“, sagt Park. Umso mehr freute sich der Pianist, dass auch die Fahrgäste der Seouler U-Bahn seine Begeisterung teilten: „Unsere Konzerte stießen auf große und sehr positive Resonanz“, sagt er. Damit ist klar: „Im nächsten Jahr sind wir bei ‚Bach in the Subways‘ auf jeden Fall wieder mit dabei.“
Christina Pfänder (21. April 2014)