Ein Pilotprojekt: Die Deutsche Hochschulmesse in Israel
DAAD/Andreas Mai
Die Besucher der Deutschen Hochschulmesse konnten sich auch in intensiven Einzelgesprächen über die teilnehmenden Hochschulen und ihre internationalen Studiengänge informieren
Sie mögen Berlin, interessieren sich für deutsche Kultur und schätzen Deutschlands Forschungsleistungen: Viele junge Israelis können sich gut vorstellen, einen Teil ihres Studiums in Deutschland zu absolvieren. Im Jubiläumsjahr der inzwischen 50 Jahre bestehenden deutsch-israelischen diplomatischen Beziehungen war dies für den DAAD eine gute Ausgangslage, um zum ersten Mal eine Deutsche Hochschulmesse in Israel zu organisieren und für den Studienstandort Deutschland zu werben. Acht deutsche Institutionen nahmen an der viertätigen Pilot-Veranstaltung im Mai 2015 in Jerusalem und Tel Aviv teil.
„Israelische Studierende sind sehr qualifiziert und wissen genau, was sie wollen.“ Andreas Mai, DAAD-Projektleiter der ersten Deutschen Hochschulmesse in Israel, hat in Jerusalem und Tel Aviv positive Eindrücke gewonnen. „Für uns war das ein Pilotprojekt – in der Regel veranstalten wir solche Bildungsmessen in größerem Rahmen und mit einem bis drei Jahren Vorlauf“, sagt Mai. „Aber hier in Israel haben wir auch erst seit gut einem Jahr mit dem Informationszentrum in Tel Aviv eine ständige Niederlassung. Natürlich hat sich der DAAD stets an sogenannten ‚Europe‘ und ‚International Days‘ beteiligt. Nun wollten wir erstmals mit einer eigenen Messe für deutsche Hochschulen Erfahrungen sammeln und auswerten.“
Sehr gute Voraussetzungen
Dass die Voraussetzungen auf dem israelischen Hochschulmarkt sehr gut sind, um israelische Studierende und deutsche Hochschulen zusammenzubringen, bestätigt Verena Shifferman, Leiterin des DAAD-Informationszentrums in Tel Aviv: Das beginne bereits mit der Bereitschaft der Studierenden, die deutsche Sprache zu lernen. „Die Nachfrage nach Deutschkursen an der Universität Tel Aviv übersteigt regelmäßig das Angebot“, erzählt Shifferman. „Die jungen Israelis haben ein sehr positives Deutschlandbild. Man verbindet mit Deutschland eine exzellente Forschungs- und Wissenschaftslandschaft. Das Label ‚Made in Germany‘ hat auch hier einen guten Ruf.“ Hinzu kämen die – verglichen mit Israel – günstigeren Studienbedingungen und geringeren Lebenshaltungskosten, die nicht allzu große Entfernung zwischen beiden Ländern und die Tatsache, dass viele Israelis ohnehin einen europäischen Pass hätten.
Auch auf deutscher Seite zeigten sich die Hochschulen interessiert an einem Ausbau der traditionell guten akademischen Beziehungen zu Israel: Sowohl in Jerusalem als auch in Tel Aviv warben die Technische Universität Dresden, die ESB Business School-Reutlingen University, die Frankfurt School of Finance & Management, die Universitäten Freiburg, Hohenheim und Ulm sowie zwei Vertreter des Regionalverbandes der Hochschulen des Landes Baden-Württemberg um israelische Studierende und Doktoranden.
Das positive Feedback der deutschen Hochschulvertreter direkt im Anschluss an die Veranstaltung verstärkt Andreas Mais Eindruck, dass eine Etablierung solcher Informationsveranstaltungen gewünscht ist und man die Kontakte in Zukunft intensivieren will. Vor allem die Qualität der israelischen Hochschulbildung überzeugte: „Ein Professor der Universität Ulm hat berichtet, dass er Studierende kennengelernt habe, die sofort ihren Doktor bei ihm machen könnten“, erzählt Mai. In Jerusalem und Tel Aviv konnten sich die Besucher der Deutschen Hochschulmesse auch in intensiven Einzelgesprächen über die teilnehmenden Hochschulen und ihre internationalen Studiengänge informieren. Zudem hatten Nachwuchswissenschaftler die Gelegenheit, die von Verena Shifferman geleiteten „Research in Germany Informationsseminare“ zu besuchen.
Keine Einbahnstraße
Sehr gut funktionierte auch die Zusammenarbeit des DAAD mit den israelischen Hochschulen vor Ort: Die Hebräische Universität in Jerusalem und die Universität Tel Aviv boten einen geeigneten Rahmen. Wenn jemand wie die Pro-Dekanin für Forschung an der Universität Tel Aviv für einen Studien- oder Forschungsaufenthalt in Deutschland werbe, sei das natürlich von großem Wert für das Anliegen des DAAD, betont Andreas Mai: Professor Zohar Shavit hatte eine Humboldt-Professur in Deutschland inne und berichtete während des Informationsseminars in Tel Aviv von ihren Erfahrungen. „Auch dieses Beispiel zeigt, dass Deutschland und Israel gute Partner im wissenschaftlichen Austausch sind“, sagt Mai. Und dass das Interesse an diesem Austausch keine Einbahnstraße ist, sondern auf Gegenseitigkeit beruht, bestätigen aktuelle Zahlen: 2014 ermöglichte der DAAD 438 deutschen Studierenden, Graduierten, Wissenschaftlern und Hochschullehrern einen Aufenthalt in Israel und förderte 298 Israelis, die in Deutschland studierten, lehrten und forschten.
Claudia Wallendorf (1. Juni 2015)