Auslandsstudium: Lehrer als wichtige Multiplikatoren

Societäts-Medien/Christina Pfänder

Handlungsorientierte Methoden zur Selbst- und Berufsfindung der Schüler, Literaturtipps sowie Informationen zu Finanzierungsmöglichkeiten von Auslandsaufenthalten standen auf der Agenda des interaktiven Workshops

Nach dem Abitur das passende Studienfach finden und dann ins Ausland gehen – mit einer guten Vorbereitung ist das umso einfacher. Während eines gemeinsamen Seminars des DAAD und der Einstieg GmbH in Frankfurt am Main informierten sich rund 15 Lehrerinnen und Lehrer, wie sie ihre Schüler bei den ersten Schritten unterstützen können.

Welcher Beruf passt zu mir? Welches Studium interessiert mich? Und wie kann ich ein Auslandssemester integrieren? Lehrerinnen und Lehrer zählen in Sachen Zukunftsplanung für ihre Schüler zu den ersten Ansprechpartnern – eine große Herausforderung für die Pädagogen. Denn die Angebote sind zahlreich und zum Teil unübersichtlich, eine gezielte Beratung damit schwierig. Frauke Schick vom DAAD-Referat „Informationen zum Studium im Ausland“ und Sabine Gärtner von der Agentur „Einstieg GmbH“ erarbeiteten mit den Teilnehmern des Seminars „Schlüsselqualifikation und Auslandsaufenthalt – wie vermittle ich meinen Schülern Soft Skills und motiviere sie zum Gang ins Ausland?“ verschiedene Lösungsstrategien. Handlungsorientierte Methoden zur Selbst- und Berufsfindung der Schüler, Literaturtipps sowie Informationen zu Finanzierungsmöglichkeiten von Auslandsaufenthalten standen auf der Agenda des interaktiven Workshops für Lehrer der gymnasialen Oberstufe.

Dabei begab sich auch der DAAD auf neues Terrain: „Traditionell legt der DAAD seinen Fokus auf die Zusammenarbeit mit Hochschulen und fördert Studenten in fortgeschrittenen Semestern“, erklärte in Frankfurt Alexander Haridi, Leiter des DAAD-Referats „Informationen zum Studium im Ausland“. „Mit Lehrern als Zielgruppe beschäftigen wir uns erst seit Kurzem.“ Aufgrund des durch den Bologna-Prozess gestrafften Studienplans sei es jedoch für junge Menschen entscheidend, das Auslandssemester frühzeitig zu planen. „Deshalb ist es uns wichtig, Lehrer als Multiplikatoren zu gewinnen und sie mit Informationen zu versorgen“, so Haridi.

Breite Ausrichtung

Wie der DAAD Schüler und Studierende mit Auslandssehnsucht unterstützen kann, erläuterte Frauke Schick. „Insbesondere die Kampagne ‚go out! studieren weltweit‘, eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des DAAD, knüpft an die Bedürfnisse junger Menschen an“, sagte sie. Erfahrungsberichte von deutschen Studierenden im Ausland, aber auch nützliche Tipps, zum Beispiel zur Finanzierung von Auslandsaufenthalten, sind auf der Homepage, in Broschüren und dem „go out!“-Magazin – das nun auch als E-Magazin für iPad oder Android-Tablet erschienen ist – nachzulesen. Zudem informierte Schick über Fördermöglichkeiten des DAAD. Dabei lag ihr Fokus auf dem DAAD-Programm „Jahresstipendien für alle Fächer“, das dank seiner breiten Ausrichtung viele Möglichkeiten bietet. „Es gilt weltweit und für alle Stufen der akademischen Ausbildung“, verdeutlichte Schick.

Dass die meisten Schüler neben gut strukturierten Informationen vor allem Motivation benötigen, um den Schritt ins Ausland zu wagen – darüber waren sich die Dozenten und Teilnehmer des Workshops einig. „Ich selbst stamme aus Frankreich und weiß deshalb aus eigener Erfahrung, wie bereichernd der interkulturelle Austausch ist“, sagte Isabell Letzgus, die an einer Schule in Frankfurt unterrichtet. „Deshalb versuche ich, meine Schüler für Auslandsaufenthalte zu begeistern und stelle ihnen konkrete Programme vor.“ Auch die beiden Fremdsprachenlehrerinnen Stefanie Friedrich und Stefanie Redwanz von der Integrierten Gesamtschule Maifeld im rheinland-pfälzischen Polch ermutigen ihre Schüler zum Gang ins Ausland. „Für die neunten Klassen organisieren wir eine Informationsveranstaltung, bei der wir unter anderem von unseren eigenen Erfahrungen erzählen“, sagte Redwanz. Besprochen werde dabei auch das Problem der Finanzierung. „Insbesondere in dieser Hinsicht ist der Workshop hilfreich“, sagte Friedrich. „Die Informationsmaterialien des DAAD werden wir an unsere Schüler, aber auch interessierte Kollegen weitergeben.“

Abenteuer Ausland

Wie wichtig ein Auslandsaufenthalt für das eigene Selbstbewusstsein ist, verdeutlichten auch die DAAD-Alumni Elena Hubert und Florian Spatz, beide überzeugte Globetrotter. Elena Hubert, die seit April 2015 im Masterstudiengang Geowissenschaften mit dem Schwerpunkt Hydrogeologie/Ingenieurgeologie an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg studiert, absolvierte unter anderem im Jahr 2012 mithilfe des DAAD-Programms RISE (Research Internships in Science and Engineering) ein dreimonatiges Forschungspraktikum in Vancouver. Im Jahr 2013 führte sie ein ERASMUS-Stipendium an die Norwegian University of Science and Technology. „Durch den kulturellen Austausch habe ich ein weitaus größeres Verständnis für andere Menschen entwickelt“, sagte Hubert. „Zudem habe ich Freundschaften und Netzwerke geknüpft und an Selbstsicherheit gewonnen.“

Als Abiturient der Deutschen Schule in Rom erweiterte Florian Spatz bereits als Jugendlicher seinen Blickwinkel. Seinen Bachelor im Studiengang „Deutsch-Französische Beziehungen“ erwarb er mithilfe eines DAAD-Jahresstipendiums an der Freien Universität (FU) Berlin und der Sorbonne Nouvelle Paris. „Es war toll, gemeinsam mit französischen Kommilitonen zu studieren“, erzählte er. „Dadurch lernten wir auch jeweils die andere Perspektive kennen.“ Seit September 2013 absolviert er das deutsch-französische Doppelmasterprogramm „„Affaires Européennes – Politikwissenschaften“ an der FU Berlin und der Sciences Po Paris. „Durch Auslandsaufenthalte ergeben sich oft ungeahnte Möglichkeiten für die Karriere“, sagte Spatz. „Deshalb kann ich Schüler nur ermutigen, neugierig aufs Ausland zu sein.“  

DAAD-Workshop für Lehrer
privat

Der Berliner Standort des Programms „Europa macht Schule“ erhielt den „Großen Blauen Bären“ für sein interkulturelles Engagement

„Europa macht Schule“

Auch das seit 2009 vom DAAD koordinierte Programm „Europa macht Schule“ (EmS), das jüngst mit dem „Großen Blauen Bären“ ausgezeichnet wurde, wirbt an deutschen Schulen für Internationalität und Auslandserfahrung. Das Land Berlin und die Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland ehrten mit dem ersten Platz des Preises „Blauer Bär“ den Berliner Standort des Programms für dessen langjährigen Einsatz für interkulturelle Verständigung und das Zusammenwachsen Europas. Europäische Gaststudierende, die auf Einladung der Initiative ein Projekt über ihr Heimatland in deutschen Schulklassen präsentieren, profitieren davon gleichermaßen wie deutsche Schüler: Die Gaststudierenden erhalten einen direkten Zugang zu deutscher Kultur; die Schüler die Möglichkeit, Europa authentisch und kreativ zu erleben. Die Programmdurchführung erfolgt in ehrenamtlicher Arbeit durch deutsche Studierende, die unter dem Dach des Vereins „Europa macht Schule e.V.“ organisiert sind. Derzeit wird das Programm in 28 deutschen Städten angeboten.

Christina Pfänder (2. Juni 2015)