Partnerschaft für Qualität

DAAD

Treffen in Bonn: Die DIES-Kooperationspartner tauschten sich intensiv aus

Die Studierendenzahlen an afrikanischen Hochschulen wachsen rasant – umso wichtiger sind Strukturen, die eine qualitätsvolle akademische Ausbildung ermöglichen. Im Rahmen des DIES-Projektes Westafrika sucht der DAAD in Kooperation mit der Hochschulrektorenkonferenz den Austausch mit hochschulpolitischen Entscheidungsträgern des Kontinents und bietet einen von der Universität Duisburg-Essen durchgeführten Trainingskurs zur Qualitätssicherung an; finanziert wird das Projekt aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Erst vor Kurzem besuchte eine westafrikanische Delegation Bonn und Essen.  

„Für uns im Senegal ist Wissen das Erdöl.“ Um diesen Rohstoff künftig effektiver zu nutzen, besuchten Professor Papa Gueye und rund zwei Dutzend weitere hochrangige westafrikanische Hochschulvertreter vor wenigen Tagen Deutschland. Der senegalesische Professor und seine Kollegen aus sechs weiteren Staaten der Region informierten sich darüber, wie sie die Qualitätssicherung an ihren Hochschulen gewährleisten können.

Durch lebhafte Diskussionen wurde das große Interesse schon beim Auftakt im Wissenschaftszentrum Bonn, direkt neben dem Hauptsitz des DAAD, deutlich. Besonders intensiv diskutierten die Teilnehmer, wie sich verhindern lässt, dass wertvolle Ressourcen durch doppelte Strukturen vergeudet werden. Die Qualität der Studienangebote zu sichern ist dringend nötig, denn die Studierendenzahlen in den afrikanischen Ländern wachsen rasant. Vorlesungen vor tausend Studierenden sind keine Seltenheit. Hinzu kommt, dass manche neue Hochschule diesen Namen kaum verdient. Es droht Wildwuchs. Darum ist Qualitätssicherung eines der wichtigsten Themen, das aktuell Hochschulen und Bildungsministerien in der Region beschäftigt.

Know-how des DAAD

Zentraler Akteur ist hierbei der „Conseil Africain et Malgache pour l’Enseignement Supérieur“ (CAMES). Denn in dem „Afrikanischen und madagassischen Hochschulrat“ mit Sitz in Ouagadougou in Burkina Faso sind 19 Länder zusammengeschlossen, um Studienprogramme und -abschlüsse abzustimmen. Der DAAD hilft mit seinem Know-how: „Der DAAD bietet Programme, die genau dem Bedarf der Länder Westafrikas entsprechen“, sagte Papa Gueye. Als Exekutivsekretär der „Nationalen Behörde für Qualitätssicherung für Hochschulen“ (ANAQ-Sup) des Senegal übernimmt er eine wichtige Aufgabe, denn ANAQ-Sup soll auch für die anderen Mitgliedsstaaten des CAMES Studienprogramme akkreditieren. „Im Senegal haben wir bereits fünf Studienprogramme evaluiert“, berichtet Gueye. Bis Ende 2015 sollen 100 weitere Studiengänge an 20 privaten Hochschulen hinzukommen. 2016 will die ANAQ-Sup dann die Studiengänge der öffentlichen Universitäten unter die Lupe nehmen.

Bis dahin werden auch die Workshops des DAAD und der Universität Duisburg-Essen für die Qualitätssicherungsprogramme der westafrikanischen Hochschulen beendet sein. Denn in Bonn und Essen waren die Vizerektoren und -präsidenten lediglich die Vorhut: Weiter vorangetrieben werden die Projekte von ihren Mitarbeitern in zusätzlichen Workshops, die noch 2015 beginnen werden.

DIES Westafrika: Projekt zur Qualitätssicherung
DAAD

Zusammenarbeit gestärkt (v. l. n. r.): Zakari Lire, verantwortlich für Quality Assurance beim CAMES, DAAD-Generalsekretärin Dorothea Rüland, ANAQ-Sup-Exekutivsekretär Papa Gueye und Youssouf Ouattara, Projektkoordinator im UNESCO-Büro Dakar

Die Hochschulen der Region seien sehr hierarchisch organisiert, erläutert Gudrun Chazotte, die beim DAAD die afrikanischen Qualitätssicherungsprogramme betreut. Darum sei es besonders notwendig, die Verantwortlichen schon früh in die Konzepte einzubeziehen. Auch der CAMES hilft dabei, den Weg für dieses wichtige Thema zu ebnen: „Der Rat hat das Programm schon im Vorfeld den Hochschulrektoren vorgestellt und sie aufgefordert, mitzumachen.“ Gleichzeitig stärkt das Engagement des DAAD die Projekte, die der CAMES in Sachen Qualitätssicherung bereits angestoßen hat. „Die Chancen auf Erfolg sind durch diese Zusammenarbeit gestiegen“, sagt Gudrun Chazotte, „das ist eine echte Win-Win-Situation.“

Kooperationsvereinbarung mit CAMES

Um die Partnerschaft zu vertiefen, unterzeichneten DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland und Professor Bertrand Mbatchi, der Generalsekretär des CAMES, am Rande des Trainingskurstreffens eine Kooperationsvereinbarung. „Wir sehen in der Region großes Potenzial für Zusammenarbeit“, sagte Rüland. Die Internationalisierung sei ein entscheidender Treiber der Entwicklung der Hochschulen. „Gerade Hochschulpartnerschaften sind ein großartiges Element für die Qualitätssicherung.“

„Es wundert mich sehr, dass es in Frankreich kein vergleichbares Programm gibt“, sagt Michael Hörig. Er leitet beim DAAD das Referat „Partnerschaftsprogramme und Hochschulmanagement in der Entwicklungszusammenarbeit“ und beobachtet im frankophonen Westafrika großes Interesse an der Kooperation für Qualitätssicherung: „Wir rennen mit unserem Angebot offene Türen ein.“

Arbeit am Expertenpool

Die Absolventen der Workshops sollen später in ihren Heimatländern als Multiplikatoren die erlernten Konzepte weiterverbreiten. „Wir wollen einen Expertenpool schaffen“, sagt Gudrun Chazotte. Auch Hochschulen, die in mehreren der Länder aktiv sind, können dabei eine Rolle spielen. So wie die Université Africaine de Développement Coopératif (UADC). „Wir sind dabei, ein Exzellenzzentrum aufzubauen“, sagt Professor Rachel-Claire Okani, die Vizerektorin der UADC. Sie arbeitet in Cotonou in Benin, aber ihre Hochschule ist in 20 Ländern aktiv. Weil Abschlüsse und Studienprogramme vergleichbar sein müssen, können überregionale Organisationen wie die ihre wertvolle Erfahrungen in die nationalen Prozesse einbringen: „Wir sind ein Katalysator für die Harmonisierung.“ In den englischsprachigen Ländern Ostafrikas läuft ein ganz ähnliches DAAD-Programm schon länger. Dort ist es gelungen, einen solchen Expertenpool aufzubauen.

Joachim Budde (3. Juni 2015)