„DAAD-Lektoren berichten aus…“: Peking – Patrick Kühnel

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Patrick Kühnel spricht bei einem Festakt an der Fremdsprachenuniversität BFSU in Peking

Er ist ein gefragter Experte und beherrscht auch die Kunst des Improvisierens: Dr. Patrick Kühnel wird in China sehr geschätzt, nicht zuletzt aufgrund seiner herausragenden Sprachkenntnisse.

Passau und Peking – es sind zwei extreme Welten, zwischen denen Dr. Patrick Kühnel pendelt. Auf der einen Seite ist Kühnel Lektor an der Pekinger Fremdsprachenuniversität (BFSU), die in Chinas Hauptstadt vor allem künftige Diplomaten, Botschafter und sonstige Spitzenkräfte für Politik und Wirtschaft ausbildet. Auf der anderen Seite hat Kühnel noch eine Wohnung im gemütlichen Passau, wo er an der Universität Linguistik studierte und nach Studium und Promotion die Aufgabe als Akademischer Rat annahm. Blickt er bei Heimatbesuchen in Bayern aus seiner Wohnung, beschleicht ihn oft das Gefühl, es müsse etwas Schlimmes passiert sein. „Man sieht in der Altstadt kaum Menschen, das Leben vollzieht sich wie in Zeitlupe“, erzählt Kühnel, wie er die ersten Tage in Passau nach seiner Ankunft aus Peking erlebt. Der Kontrast zur pulsierenden Millionen-Metropole mit ihrer Hektik ist riesig, doch das rasante Leben in China macht Kühnel nichts aus. „Ich bin Jazzmusiker, ich bin das Improvisieren gewohnt“, sagt der 44-Jährige, der seit 2010 in Peking lebt und mit einer Chinesin verheiratet ist.

Zunehmendes Interesse an Deutschland

Als Patrick Kühnel vor mehr als fünf Jahren an die BFSU kam, unterrichtete er so wie die meisten DAAD-Lektoren deutsche Sprache und Kultur. Sein Aufgabengebiet änderte sich jedoch rasch, denn Kühnel spricht neben einem guten halben Dutzend europäischer und asiatischer Sprachen insbesondere fließend Chinesisch. Zudem wurde er vor zwei Jahren als erster DAAD-Lektor an der BFSU zum Gastprofessor ernannt. Mittlerweile unterrichtet er auch Dolmetschen, Übersetzen und Linguistik in deutscher und chinesischer Sprache, dolmetscht und übersetzt bei Veranstaltungen der BFSU, betreut Masterarbeiten, publiziert eigene Fachartikel und fungiert als Redakteur einer zweisprachigen Zeitschrift zu politischen und wirtschaftlichen Themen aus deutschsprachigen Ländern. Mit Studierenden nimmt der Bayer an landesweiten Debattierwettbewerben in deutscher Sprache teil und lehrt in der Vorbereitung Debattiertechniken, Rhetorik, Argumentieren und logisches Denken – offenbar erfolgreich: Neun Preise gewannen seine Teams in den vergangenen Jahren.

DAAD-Lektoren im Porträt: Patrick Kühnel, Peking

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Patrick Kühnel mit seiner Dolmetschklasse: großes Engagement, hohe Anerkennung

Auch an der Fremdsprachenuniversität BFSU macht sich das zunehmende Interesse chinesischer Studierender an Deutschland deutlich bemerkbar. Die Deutschfakultät ist mit rund 500 Studierenden und Doktoranden hinter der Anglistik und der Business School schon die drittgrößte Fakultät. „Ausbildung, Wirtschaft und Kultur Deutschlands genießen in China einen sehr guten Ruf“, sagt Kühnel. Viele wollten mehr über Deutschland erfahren und nach dem Studium bei internationalen und deutschen Unternehmen einsteigen, eine Laufbahn in der Politik oder in der Wissenschaft einschlagen. „Für alle ist es ein Traum, während des Studiums einmal nach Deutschland zu gehen“, sagt Patrick Kühnel. Mit der Universität Göttingen hat die Fremdsprachenuniversität bereits ein Partnerschaftsabkommen geschlossen, das aktuell zehn Studierenden ein Studienjahr in Deutschland ermöglicht. Mit der Universität Passau hat Kühnel eine strategische Zusammenarbeit ins Leben gerufen: Nicht nur fünf chinesische Deutschstudierende können ab dem Wintersemester 2015/16 erstmals zum Studium in die Dreiflüssestadt wechseln, die Zusammenarbeit umfasst auch Lehrende und Studierende der Juristischen und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten beider Universitäten.

Wie lange Patrick Kühnel noch in Peking bleiben wird, ist offen. Nur in Ausnahmefällen entsendet der DAAD seine Lektoren länger als fünf Jahre ins Ausland. Kühnel arbeitet jetzt bereits im sechsten Jahr an der BFSU. Doch die Hochschule hat bereits mehrfach signalisiert, dass sie ihn aufgrund seines großen Engagements gerne länger an sich binden würde, egal in welcher Form.

Benjamin Haerdle (3. Juli 2015)

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DAAD-Lektoren in China