Stipendiatentreffen in Berlin
DAAD/Michael Jordan
Zeit für Fragen, Zeit für Antworten: Austausch beim Berliner Stipendiatentreffen
„Wie gesund ist die Welt? – Bilanz und Perspektiven“ lautete das Thema für das Treffen von rund 500 DAAD-Stipendiaten aus 87 Ländern. Das Wochenende mit vielen Vorträgen und Debatten an der Freien Universität Berlin wurde von den Stipendiatinnen und Stipendiaten begeistert mitgestaltet. Wie bei den bundesweiten Treffen üblich, nutzten sie auch über das Oberthema hinaus die Möglichkeit, sich untereinander zu vernetzen und besser kennenzulernen.
„Fragen der Medizin kennen keine Grenzen“, sagt Khrystyna Pototska. „Deshalb berühren sie uns alle hier, die wir aus unterschiedlichen Ländern und Disziplinen kommen.“ Die DAAD-Stipendiatin kommt aus der Ukraine und studiert an der Universität Potsdam Rechtswissenschaften. Für ihren Vortrag beim Stipendiatentreffen in Berlin blickte sie auf die Ebola-Krise als eine der größten Herausforderungen für die Vereinten Nationen. „Die Ausbreitung des Virus in Afrika hat enorme Folgeprobleme wie zum Beispiel Fluchtverhalten, Ernteeinbrüche, den Zusammenbruch der Gesundheitsvorsorge und nicht zuletzt die Gefahr des Zusammenbruchs von Staaten“, erläuterte die Ukrainerin und verdeutlicht, auf wie vielen Ebenen eine solche Epidemie das Handeln der Weltgemeinschaft herausfordert. Aufmerksam lauschten und diskutierten anschließend die aus aller Welt stammenden Stipendiaten und Stipendiatinnen, unter ihnen angehende Juristen, Mediziner, Sozial- oder Naturwissenschaftler, im Henry-Ford-Bau der Freien Universität (FU) Berlin.
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Khrystyna Pototska: Interesse an Dialog und gesellschaftlicher Verantwortung
Viele Ideen für lebendige Wissenschaft
Zahlreiche solcher vielstimmigen Debatten, die insbesondere durch Vorträge der Stipendiaten angeregt wurden, erfüllten das Haus der gastgebende Universität an diesem Wochenende – zu Themen wie der Evolution des Alters, zum Schutz der Menschenrechte im Licht der Biomedizin oder zur Frage der gesundheitlichen Auswirkungen von Pestiziden, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden. „So wurden auch wir als Agrartechniker in den wertvollen interdisziplinären und internationalen Austausch einbezogen“, meinte die Mexikanerin Mónica Lopez Velarde Santos, die an der Universität Kassel mit einem DAAD-Stipendium ihre Doktorarbeit schreibt. Gastgeber und FU-Präsident Professor Peter-André Alt freute das. „Wir brauchen den Austausch von Ideen für die Herausforderungen unserer Zeit – und Ideen sind dann gut, wenn sie aus vielen unterschiedlichen Hintergründen kommen. Das macht Wissenschaft lebendig.“
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Im Gespräch: Die Stipendiaten nutzten die Gelegenheit zur fachlichen Vernetzung
Eine dieser spannenden Ideen trug der Ägypter Tamer Mohamed Ragab Hassanein Soror vor. Der Mediziner studiert an der Universität Lübeck im Bereich „Interdisziplinäre Brachytherapie“. Das besondere Verfahren in der Strahlentherapie bei Krebserkrankungen reduziert Nebeneffekte und wird bei erkrankten Kindern, Alten, Frauen oder Männern individuell zugeschnitten angewendet. Kaum jemand im Auditorium hatte bislang davon gehört und Tamer Soror, der die Technik erlernt und in Ägypten verbreitet, vernetzte sich zu dem Thema rasch mit Kollegen aus Asien: „Der Austausch ist wunderbar und mich selbst haben die anderen Vorträge ebenfalls inspiriert.“
Austausch für eine friedliche Welt
Wie wichtig solche gemeinsame Arbeit an weltumspannenden Themen in der Wissenschaft ist, machte DAAD-Vizepräsident Professor Joybrato Mukherjee schon in seiner Begrüßungsrede deutlich. Er sprach den rund 500 jungen Menschen aus 87 Ländern angesichts globaler Herausforderungen wie Epidemien, Umweltkatastrophen oder Krieg und sozialen Krisen Mut zu: „Sie schaffen neue soziale und kommunikative Räume für eine friedliche Weltgesellschaft, die den Ansprüchen der Zukunft vielleicht besser gewachsen sein wird.“
Für eine friedliche Welt sind zufriedene Menschen eine wesentliche Voraussetzung. Und so beleuchtete der Impulsvortrag des Berliner Psychologen Professor Michael Eid zum Thema ‚Wie gesund ist die Welt?‘ die Perspektiven einer noch jungen Wissenschaft – der psychologischen Glücksforschung. „Das war sehr spannend. Ich bin neugierig geworden und würde gern mehr über die Definition von Glück und die Zusammenhänge erfahren“, sagte etwa Mónica Lopez Velarde Santos. Die Zeit zwischen den Vorträgen bot bereits reichlich Gelegenheit, mit den anderen Stipendiaten über Glücksdefinitionen in unterschiedlichen Kulturen zu debattieren.
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Gelebtes Glück: Die gemeinsame Disco-Feier hat sich bei den DAAD-Stipendiatentreffen als Ausklang bewährt
„Ich bin wirklich begeistert über die vielen Chancen zum Dialog auf diesem Treffen“, betonte auch Khrystyna Pototska. Interessiert verfolgte sie in Berlin die Perspektiven der anderen und sammelte Kontakte. Die 28-jährige Ukrainerin möchte nach ihrem Studium der Rechtswissenschaften bei einer internationalen Organisation einsteigen oder zunächst noch promovieren: „Man studiert nur diese kurze Zeit und sollte es genießen. Wenn dann alles Erlernte verwirklicht werden muss, wird es interessant sein, in Kontakt zu bleiben und zu wissen, wo die anderen hin wollen, um ein kleines Stück weit die Welt zu verbessern.“
Bettina Mittelstraß (14. Juli 2015)