DAAD-Lektoren berichten aus: Havanna – Ulrike Dorfmüller
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Ulrike Dorfmüller: Freude über eine "hochspannende" Aufgabe
In Kuba ist der DAAD ein wichtiger Hoffnungsträger. Dr. Ulrike Dorfmüller, DAAD-Lektorin in Havanna, spürt das jeden Tag. Nach gut zehn Jahren Stillstand in den politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Kuba ist der DAAD im Land vertreten geblieben. Als Dorfmüller im Juli 2015 die DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel begrüßen konnte, die beim historischen Kuba-Besuch von Bundesaußenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier in der Kulturdelegation mitreiste, war die Freude über dieses wichtige Signal groß.
Dr. Ulrike Dorfmüller verbindet viel mit dem Inselstaat in der Karibik: Bereits in den schwierigen 1990er-Jahren verliebte sie sich auf Reisen in das außergewöhnliche Land und seine Bewohner. Damals gab es enorme wirtschaftliche Probleme und man musste für alles lange Schlange stehen. Heute ist sie froh, seit zwei Jahren für den DAAD als Lektorin in Havanna zu arbeiten und gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem Sohn die historischen Veränderungsprozesse in Kuba miterleben zu können: „Mein fünfjähriger Sohn ist schon ein halber Kubaner“, sagt sie lachend.
Der Kontakt zwischen deutschen und kubanischen Wissenschaftlern, erzählt sie, ist trotz der politisch schwierigen letzten Jahrzehnte nie abgerissen. Jetzt nähern sich die Länder wieder aneinander an und die Germanistin erlebt helle Begeisterung in ihrem Gastland. „Der DAAD hat eine herausragende Stellung in Kuba“, erklärt sie; gerade weil er über politische Hindernisse hinweg Brücken schlagen konnte: „Das ist ein fantastisches Beispiel dafür, was der DAAD in seiner Besonderheit als Mittlerorganisation leisten kann – er ist eben nicht direkt von der politischen Qualität der Beziehungen zwischen zwei Ländern abhängig.“
Vorbereitet für den Neuanfang
Es hat sich gelohnt zu bleiben. Denn mit dem Signal der Außenministerreise stehen die Akteure im deutsch-kubanischen Wissenschaftleraustausch in den Startlöchern. „Unsere Präsidentin wurde überaus herzlich begrüßt“, freut sich die DAAD-Lektorin. „Viele Kubaner sind Deutschland-Alumni und haben eine lebenslang positive Erinnerung an ihre deutschen Jahre.“ Jetzt wolle man in Kuba endlich wieder an bessere Zeiten im Austausch anknüpfen und hoffe auf neue Kooperationsprojekte mit deutschen Hochschulen. Da trifft es sich gut, dass auch auf Seiten der deutschen Hochschulen das Interesse an Kuba enorm hoch ist.
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Den Neuanfang begleiten: Ulrike Dorfmüller bei der Eröffnung einer Veranstaltungsreihe im Februar 2015
Ein in seiner Bedeutung nicht hoch genug einzuschätzendes Zeichen für das beidseitige Interesse war der Besuch der DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel im kubanischen Hochschulministerium. Bei dem Besuch waren Hochschulminister Dr. Rodolfo Alarcón Ortíz und weitere hochrangige Vertreter zugegen und Wintermantel überreichte die Einladung für einen Deutschlandbesuch einer kubanischen Hochschuldelegation noch im Jahr 2015. „Der Besuch hat meine kubanischen Kollegen hier wirklich glücklich gemacht“, betont Ulrike Dorfmüller, „der Bedarf an wissenschaftlichem Austausch ist ungeheuer groß.“
Ein wichtiger Schwerpunkt liegt zum Beispiel in der Wirtschaftswissenschaft. Die DAAD-Lektorin beobachtet, dass der Wunsch groß ist, die Veränderungsprozesse in der kubanischen Gesellschaft in Forschung und Lehre vorauszudenken und klug zu begleiten – und dafür werden Partner gesucht. Seit 2011 können Kubaner sich selbstständig machen und auf eigene Rechnung arbeiten. „Angebote wie Sommerseminare über Unternehmensgründungen aus den Hochschulen heraus, die Ideen, Know-how und Werkzeuge für den Wissenstransfer vermitteln, sind jetzt sehr willkommen. Enorm wichtig ist etwa auch der Austausch über Ethik im Management“, berichtet Dorfmüller. Denn vor den Toren Kubas stehen seit der Öffnung des Landes viele Unternehmen, die Profite wittern. „Das Anliegen der Kubaner ist groß, hier aus eigener Kraft leistungsfähige Strukturen aufzubauen, mit denen sich die Veränderungen zum Vorteil des Landes steuern lassen. Deutschland gilt durch die Erfahrungen mit Transformationsprozessen in den 1990er-Jahren als potenziell sehr kompetenter Partner.“
Ulrike Dorfmüller freut sich auf die aktiven Zeiten, die nun vor ihr liegen. „Den Aktualisierungsprozess in Kuba zu erleben und in meiner Funktion zu begleiten, ist eine hochspannende Angelegenheit.“
Bettina Mittelstraß (29. Juli 2015)
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