Erste Summer School einer neuen deutsch-afrikanischen Partnerschaft
Costa Belibasakis/FH Köln
Teilnehmer der PAUWES Summer School in Köln: „Wir können die Gestaltung der Studiengänge beeinflussen“
Mit dem im Rahmen der Panafrikanischen Universität entstandenen Institut PAUWES in Algerien unterstützt der DAAD nicht nur Studierende im Bereich der Energie- und Wasserwissenschaften, sondern fördert auch nachhaltige akademische Strukturen und vielfältige Vernetzung. Einen wichtigen Schritt nach vorne bedeutete in jeder Hinsicht die soeben zu Ende gegangene erste Summer School in Deutschland.
Der Blick von der Kantine im obersten Stockwerk des Langen Eugen ist an diesem Mittag fantastisch. 26 Studierende vom Institut für Wasser- und Energiewissenschaften sowie Klimawandel der Pan African University (PAUWES) stärken sich im ehemaligen Abgeordnetenhochhaus im Bonner Regierungsviertel nach einem Vormittag voller Vorträge. Über das Mittagessen können sie die erste Woche ihrer Summer School in Deutschland nicht nur gedanklich Revue passieren lassen, sie können dabei auch die Blicke zu den wichtigsten Orten ihres zweiwöchigen Aufenthalts schweifen lassen.
Den Dom erkennt man an diesem Tag leicht beim Blick nach Norden; um das Gebäude der Fachhochschule Köln weiter rechts zu finden, muss man schon genau hinschauen. Dort, am Institut für Technologie- und Ressourcenmanagement in den Tropen- und Subtropen (ITT), hatte die Summer School begonnen. Das ITT bildet zusammen mit dem Zentrum für Entwicklungsforschung an der Universität Bonn (ZEF), das nur einen kurzen Spaziergang vom Langen Eugen entfernt liegt, und dem Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen (UNU-EHS), das in dem Hochhaus selbst seinen Sitz hat, das Konsortium, das die Kooperation mit PAUWES durchführt. Als thematisches Partnerland von PAUWES unterstützt und fördert Deutschland das Projekt über den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Des Weiteren sind die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und die KfW Entwicklungsbank beteiligt.
Costa Belibasakis/FH Köln
Auf dem Dach des ITT: der erste PAUWES-Studienjahrgang mit Partnern des neuen Instituts
Wertvolle Praxiserfahrungen
Die 26 jungen Frauen und Männer aus zwölf Ländern Afrikas sind die ersten, die ein Masterstudium am PAUWES begonnen haben. Das PAUWES hat 2014 den Lehrbetrieb aufgenommen und ist an der Universität Abou Bekr Belkaїd in Tlemcen in Nordalgerien angesiedelt. Alle Beteiligten müssten noch Erfahrungen sammeln, machte Professor Christian Borgemeister, Direktor des ZEF, bei der Vorstellung seines Instituts deutlich. Den besonderen Wert, den Praxiserfahrungen in Deutschland für die Studierenden haben, betont Paul Nduhuura. „Das ist für uns besonders wichtig, weil viele Labors an der Hochschule in Algerien noch nicht vollständig eingerichtet sind.“ Der 26-Jährige aus Uganda ist im Studiengang Energiewissenschaft am PAUWES eingeschrieben. Für diese Gruppe lag der Schwerpunkt in der ersten Woche der Summer School auf erneuerbaren Energien. Nach einführenden Vorlesungen beschäftigten sich Nduhuura und seine Kommilitonen in den Labors der Kölner FH mit intelligenten Stromnetzen, Leistungskurven von Solarzellen und Stromspeichern für Windkraftanlagen. „Gerade solche Labors fehlen noch in Tlemcen“, sagt Paul Nduhuura. Weitere Einblicke in die Praxis lieferten Exkursionen zum Wasserkraftwerk Heimbach in der Eifel und zu einem Testfeld für Windräder.
Ein ähnlich auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Programm absolvierten auch die Studierenden aus den Wasserwissenschaften. Sie beschäftigten sich im Labor mit Möglichkeiten per Ultraschall-Doppler-Profil-Strömungsmesser und optischer Verfahren die Fließgeschwindigkeit von Gewässern zu messen und wandten ihre Erkenntnisse in Experimente am Flüsschen Agger östlich von Köln an. Exkursionen führten sie zur Großen Dhünntalsperre im Bergischen Land mit den dazugehörigen Labors und Trinkwasseraufbereitungsanlagen sowie zum Klärwerk in Refrath. Wertvolle Erfahrungen auch für die 25-jährige Kenianerin Anne Birundu. Sie sieht sich und die anderen Studierenden als Pioniere. „Wir als erste können noch die Gestaltung der Studiengänge beeinflussen“, sagt sie. „Zum Beispiel haben wir uns dafür eingesetzt, dass die Vorlesungen praxisorientierter sind.“ Besonders schätzen die Gäste vom PAUWES die Möglichkeit, sich mit Studierenden aus Deutschland zu vernetzen und Kontakte zu Firmen zu knüpfen. Astride Adjinacou aus Benin zum Beispiel sagt: „Ich kann mir gut vorstellen, für ein Praktikum wieder nach Deutschland zurückzukehren.“
Costa Belibasakis/FH Köln
Für Vernetzung: Erick Tambo, Dozent an der Universität der Vereinten Nationen und Mitglied des „African Good Governance Network“
DAAD-Präsenz bei PAUWES und Webinare
„Der DAAD fördert die Hochschulkooperation zwischen deutschen Hochschulen und PAUWES seit 2014, zudem unterstützen und beraten wir PAUWES bei der Rekrutierung von internationalen Dozenten sowie bei der Sicherung der Qualität von Forschung und Lehre“, erklärt Karin Essig, die beim DAAD für das Programm verantwortlich ist. Sie war sehr zufrieden mit dem Ablauf der Summer School und freute sich besonders, den Gästen aus Algerien zu verkünden, dass der DAAD in Kürze einen Mitarbeiter in das GIZ-Team vor Ort entsenden wird, um PAUWES in Tlemcen noch intensiver zu beraten und zu unterstützen.
Einige Dozenten kommen allerdings auch über ganz neue Wege nach Tlemcen. Dr. Erick Tambo vom UNU-EHS führte den Studierenden eine Onlineplattform vor, über die sie sich vernetzen können. Vor allem aber soll sie dazu dienen, über Webinare – also Seminare via Internet – die Expertise externer Wissenschaftler ins Curriculum einfließen zu lassen. Die können dann zum Beispiel im Langen Eugen in Bonn sitzen.
Joachim Budde (7. August 2015)