"DAAD-Lektoren berichten aus...": Cotonou – Friederike Heinz

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Offenes Ohr: DAAD-Lektorin Friederike Heinz berät eine Studentin und DAAD-Alumna in ihrem Büro

An der Universität von Calavi im westafrikanischen Benin ist Germanistik ein beliebtes Fach: „Da steht man vor sehr großen Gruppen mit bis zu 200 Studierenden“, erzählt Friederike Heinz. „Die meisten Studierenden lernen Deutsch schon in der Schule und entscheiden sich dann für dieses Fach.“

Seit Oktober 2014 ist die 32 Jahre alte Friederike Heinz Regel-Lektorin am Département d'Études Gérmaniques F.L.A.S.H. der Université D'Abomey-Calavi in der Küstenstadt Cotonou. Als einzige DAAD-Lektorin in der Republik unterrichtet sie nicht nur, sondern organisiert auch Messen und Vorträge. Sie hat große Pläne an der Universität: Der derzeitige Licence-Studiengang der Deutschabteilung, der sich am französischen Unisystem orientiert, soll im nächsten Jahr zu einem Curriculum weiterentwickelt werden, an dessen Ende der Master-Abschluss möglich ist. Das würde Kooperationen mit deutschen Universitäten vereinfachen.

Zudem möchte Friederike Heinz Frauen in den Wissenschaften fördern. Mit DAAD-Alumnae und DAAD-Lektoren aus den Ländern Nigeria, Togo, Ghana und Côte d‘Ivoire zusammen plant sie eine Konferenz mit Workshop-Charakter: „Wir wollen Wissenschaftlerinnen aus Benin mit denen aus Nigeria, Ghana, Togo und Côte d‘Ivoire vernetzen und bestärken, ihre Karrieren trotz vieler Hindernisse zu verfolgen“, sagt sie. Ihr liege daran, dass mehr Frauen unter ihren Studierenden eine wissenschaftliche Karriere an den Universitäten anstreben, ihren Master absolvieren und anschließend promovieren. Auch unter den Stipendiaten wünsche sie sich mehr Frauen, sagt Heinz. „Es gibt da ganz viel Potenzial.“

„Hier existieren verschiedene Realitäten“

Die DAAD-Lektorin hat an der Humboldt-Universität zu Berlin Afrikawissenschaften studiert, außerdem Deutsch als Fremdsprache und Erziehungswissenschaften an der TU Berlin. Schon während ihres Studiums absolvierte sie Unterrichtspraktika in Mexiko und Uganda und arbeitete später ein Jahr lang als DAAD-Sprachassistentin in Ghana. Mit ihrem Mann und ihrer vierjährigen Tochter lebt Friederike Heinz jetzt in Calavi, einer jungen Stadt nicht weit von der Universität. „Wir wohnen da in einem Haus, haben Kontakte zu den Nachbarn und gehen abends mit dem Hund spazieren“, erzählt sie.

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Mit Kollegen vor der geisteswissenschaftlichen Fakultät der UAC: Dr. Marius Kuessi Sohoudé, Friederike Heinz, Dr. Antoine Hounhouenou, Dr. Vincent Atabavikpo (Chef du Département)

Diese Normalität könnten sich viele Menschen, die Afrika nur aus den Medien kennen, nicht vorstellen, erzählt Friederike Heinz. Häufig werde Afrika als Krisenkontinent gezeigt. „Natürlich gibt es Armut, aber es gibt auch Erfolgsgeschichten“, sagt Heinz. „Hier existieren verschiedene Realitäten.“ So habe sich etwa eine Mittelschicht in der Gesellschaft herausgebildet und die demokratischen Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte hätten die Bevölkerung politisiert. Seit 1991 ist Benin eine Präsidialdemokratie.

Motivierte Studierende

Wie problematisch ein undifferenzierter Blick auf das westafrikanische Land sein kann, merkte Friederike Heinz während der Ebola-Epidemie 2014: Obwohl in Benin, anders als beim östlichen Nachbarn Nigeria, kein einziger Ebola-Fall aufgetreten war, hätten viele Kooperationspartner ihre Reisen nach Benin abgesagt und Projekte zeitweilig ausgesetzt. Die Lektorin ist froh, dass die Kontakte inzwischen wieder aufleben: „Nur persönliche Begegnungen und Kooperationen können Vorurteile gegenüber Afrika und der Leistungsfähigkeit seiner jungen Generation abbauen“, ist sie überzeugt.

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Bei einer Bildungsmesse am Messestand gemeinsam mit Laetitia Dagnonhouéton, der Kulturbeauftragten der Deutschen Botschaft

Wie motiviert die Studierenden sind, merkt man oft an der geisteswissenschaftlichen Fakultät der UAC, wo auch die Germanistikabteilung liegt. Hier ist der Alltag beschwerlich, es gibt zu wenige Lehrräume und die Infrastruktur muss noch wachsen. Manche Studierende seien noch nie im Internet gewesen, berichtet Heinz. Zwar gibt es nun auf dem Campus WLAN, doch die Verbindungen sind instabil. Bücher in deutscher Sprache fehlen, es ist mühsam, an Quellen und Literatur zu kommen. Nun haben die Studierenden das Problem selbst in die Hand genommen: Sie haben eine kleine Bibliothek eingerichtet und arbeiten gerade daran, eine elektronische Suchmaschine einzurichten.

Claudia Wallendorf (8. September 2015)

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Stand: 19.10.2020