„Führungskräfte für Syrien“: Stipendiatin Mounera Jbara im Porträt

MIWF NRW

Mounera Jbara studiert an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

Mit 1,5 Millionen Euro unterstützt das nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerium 21 syrische Stipendiatinnen und Stipendiaten, die ab diesem Wintersemester in NRW studieren. Sie wurden im Rahmen des mit Mitteln des Auswärtigen Amts finanzierten DAAD-Programms „Führungskräfte für Syrien“ ausgewählt, das die NRW-Landesregierung mit weiteren Stipendien unterstützt. Das Auswärtige Amt finanziert bereits 200 Stipendien. Dank der Landesmittel konnten die zusätzlichen Plätze für Studierende an Hochschulen in Nordrhein-Westfalen vergeben werden. Eine von ihnen ist Mounera Jbara. Mit hervorragenden Noten, einem Bachelor in Pharmazie und vor allem einer großen Portion Überzeugungskraft hat sich die junge Frau aus Syrien gegen die Konkurrenz durchgesetzt. Jetzt beginnt sie ihr Masterstudium an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Mounera Jbara ist zum ersten Mal in Deutschland. Die 24-Jährige will hier ihren Master in Biomedical Sciences machen. Gerade hat sie ihr Studium an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg begonnen. Doch im Unterschied zu den meisten anderen internationalen Studierenden weiß sie nicht, wie lange ihr Auslandsaufenthalt dauern wird. Bis zum Ende ihres Masterstudiums, bis zur Promotion oder noch länger. Mounera Jbara möchte eines Tages nach Hause zurück, soviel ist sicher. Wann dieser Tag ist, weiß sie nicht. Denn in Syrien herrscht Krieg.

DAAD-Programm „Führungskräfte für Syrien“

Die junge Frau wurde für das Stipendienprogramm „Führungskräfte für Syrien“ des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) ausgewählt. Das NRW-Wissenschaftsministerium unterstützt das Programm mit 1,5 Millionen Euro. 21 zusätzliche Plätze konnten mit diesem Geld in Nordrhein-Westfalen geschaffen werden, einen davon hat Mounera Jbara.

Die 24-Jährige ist sich darüber bewusst, wie viel Glück sie hatte. Während unzählige ihrer Landsleute – oft ebenfalls Studierende, nicht weniger gebildet oder qualifiziert – aus Syrien fliehen, ist die junge Frau von Beirut im Libanon mit dem Flugzeug nach Frankfurt gereist; ganz offiziell mit einem gültigen Visum. Die gefährliche Flucht, überfüllte Unterkünfte und vor allem die permanente Angst, doch nicht bleiben zu dürfen, das alles ist Mounera Jbara erspart geblieben.

Vielschichtiges Begleitprogramm

„Syrien hatte immer ein sehr gutes Bildungssystem“, erklärt die beim DAAD für das Programm zuständige Teamleiterin Inka Löck. Aufgrund des Krieges sind viele Hochschulen jedoch nicht mehr zugänglich. „Der Tag X wird kommen“, sagt sie, „und dann fehlt eine ganze Generation, um das Land wiederaufzubauen.“ In Deutschland können die jungen Syrerinnen und Syrer ihr Studium beenden. Sie besuchen ein Begleitprogramm, indem es um demokratische Strukturen und den Aufbau einer Zivilgesellschaft geht.

Inka Löck lobt die gute Zusammenarbeit mit den deutschen Hochschulen. Sie betont aber auch, dass die syrischen Stipendiatinnen und Stipendiaten keine Vorzugsbehandlung erfahren. „Sie erfüllen die gleichen Zugangsvoraussetzungen wie alle anderen Studierenden“, sagt sie.

Akademische Leistung und Persönlichkeit

Die Stipendien sind verständlicherweise begehrt. 5.000 Bewerbungen sind beim DAAD eingegangen. Eine Expertenkommission aus Professoren deutscher Hochschulen hat im März in Beirut, Erbil, Istanbul, Kairo, Amman und Bonn Auswahlgespräche geführt. „Es geht um die akademische Leistung, aber auch um die Persönlichkeit“, sagt Inka Löck.

Mounera Jbara gehört zu den ersten Studierenden, die von dem Programm profitieren. Über die Situation in ihrer Heimat zu sprechen, fällt der 24-Jährigen sichtlich schwer. Ihre Eltern leben noch in Damaskus. „Natürlich habe ich Angst um sie“, sagt sie. „Ich rufe meine Mutter morgens und abends an und hoffe, dass alles in Ordnung ist.“

Intensiver Sprachkurs in Marburg

Im Juni ging es für Mounera Jbara zunächst von Damaskus nach Marburg. Drei Monate lang hat sie dort gemeinsam mit den anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten eine Sprachschule besucht. „Ich habe bei einer deutschen Familie gewohnt. Das war eine schöne Erfahrung“, erzählt sie.

Seit Anfang September ist sie in NRW. 4.000 Kilometer von Zuhause entfernt, aber in Sicherheit. Sie wohnt in einem Studentenwohnheim in Bonn, möchte aber bald nach Rheinbach ziehen, da sie am dortigen Campus der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg studiert. Am liebsten würde sie mit deutschen Studierenden zusammen wohnen. Auch um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern, denn das Studium ist auf Englisch.

Status einer internationalen Studierenden

Mounera Jbara ist kein Flüchtling. Sie hat den Status einer internationalen Studierenden. Nach ihrem Abschluss hat sie auf dem deutschen Arbeitsmarkt die gleichen Chancen wie alle anderen ausländischen Akademiker. Die Aussicht, ganz in Deutschland zu bleiben, ist für die junge Frau jedoch keine Option. Auf die Frage, warum sie nach Syrien zurückkehren möchte, hat Mounera Jbara eine einfache aber überzeugende Antwort: „Es ist mein Zuhause.“

Der Artikel ist zuerst auf der Website des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Innovation, Wissenschaft und Forschung erschienen.