Deutsch-kubanischer Aufbruch
DAAD
Im Austausch (v. l.).: der deutsche Botschafter in Kuba Thomas Neisinger, der kubanische Hochschulminister Rodolfo Alarcón Ortíz, DAAD-Generalsekretärin Dorothea Rüland und HRK-Generalsekretär Jens-Peter Gaul
Mehr als 30 Vertreter deutscher Hochschulleitungen und Wissenschaftsinstitutionen besuchen auf Einladung des kubanischen Hochschulministeriums den zehnten internationalen Bildungskongress „Universidad 2016“ vom 15. bis zum 19. Februar. Am Rand des Kongresses organisierten der DAAD und die HRK gemeinsam mit den kubanischen Partnern ein bilaterales Treffen, um sich über aktuelle Perspektiven der deutsch-kubanischen Hochschulzusammenarbeit auszutauschen. Auch ein Besuch in der Fremdsprachenfakultät (FLEX) der Universität Havanna zum 25. Jubiläum des DAAD-Lektorats in Kuba stand auf dem Programm.
Alle zwei Jahre richtet das kubanische Hochschulministerium (MES) einen Internationalen Bildungskongress aus, an dem sich bisher vorwiegend Vertreter auf den Führungsebenen lateinamerikanischer Universitäten und Hochschulen beteiligt haben. Nach dem Ende der politischen Eiszeit zwischen Deutschland und Kuba von 2003 bis 2015 nimmt 2016 erstmals wieder eine Delegation aus Deutschland teil.
Starkes Signal: drei Treffen in acht Monaten
Der deutsch-kubanische Austausch macht schnelle Fortschritte seit DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel im Juli 2015 in der Delegation von Bundesaußenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier nach Kuba reiste und wichtige Zeichen für eine neue Annäherung in Bildung und Wissenschaft setzte. Sie überbrachte die Einladung für den Gegenbesuch einer kubanischen Hochschuldelegation, der bereits im November 2015 erfolgte. Der kubanische Hochschulminister Dr. Rodolfo Alarcón Ortíz lud dabei seinerseits eine deutsche Delegation zum Kongress Universidad ein, angeführt von DAAD-Generalsekretärin Rüland und dem Generalsekretär der Deutschen Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Dr. Jens-Peter Gaul. In Kuba sagte Dorothea Rüland zu Hochschulminister Alarcón: „Die deutsch-kubanischen Hochschulbeziehungen haben erhebliches Potenzial für die Zukunft. Ich hoffe daher, dass unser heutiges Networking-Treffen in Havanna eine spürbare Intensivierung der Zusammenarbeit nach sich zieht.“
Mit drei intensiven Treffen in acht Monaten machten beide Seiten deutlich, wie wichtig ihnen der erneuerte Austausch ist. Christine Arndt, Expertin für Lateinamerika im Referat Koordinierung Regionalwissen des DAAD, sieht darin einen großen Schritt für eine intensive partnerschaftliche Zukunft: „Das Eis ist gebrochen und wir knüpfen jetzt direkt an die späten 1990er-Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung an, in denen die wissenschaftliche Kooperation zwischen Deutschland und Kuba schon einmal aufgeblüht war.“
Best-practice-Beispiele für neue Zusammenarbeit
Die Weichen für den Neuanfang sind gestellt und in dieser Aufbruchphase setzt sich die DAAD-Lektorin an der Universität Havanna, Dr. Ulrike Dorfmüller, weit über ihre Lehrverpflichtungen hinaus für die Wiederbelebung der deutsch-kubanischen Hochschulbeziehungen ein. Um die bilaterale Kooperation zu vertiefen, trafen sich die deutschen Kongressteilnehmer am Rande des Kongresses auch gesondert mit Vertretern des MES und kubanischen Hochschulvertretern im traditionsreichen Hotel Nacional in Havanna. 1999 organisierten DAAD, HRK und MES hier schon einmal ein vielversprechendes Treffen zwischen hochrangigen deutschen und kubanischen Vertretern wissenschaftlicher Einrichtungen, erinnert sich Christine Arndt, die damals DAAD-Lektorin in Kuba war. „Auch das ist ein positives Zeichen, dass wir an diesen Ort zurückkehren, um die produktive Zusammenarbeit zu erneuern.“
Mit dem Ziel, sich für zukünftige Kooperationen besser zu vernetzen, debattierten die Teilnehmer über Tendenzen und Herausforderungen an den Hochschulen beider Länder, über Internationalisierung und die Ausbildung von Doktoranden in Kuba und Deutschland – moderiert von Professor José Luis García Cuevas, dem Berater des Hochschulministers der Republik Kuba, Alumnus der TU Dresden und der Universität Magdeburg und wichtigem Impulsgeber vor Ort für die deutsch-kubanische Wiederannäherung im Hochschulbereich. Eine Vorstellung von bereits bestehenden gemeinsamen Projekten in den Bereichen Stadtplanung, Wassermanagement oder Wirtschaftswissenschaften, die in der Praxis gut funktionieren, rundete das Treffen ab.
25 Jahre DAAD-Lektorat in Kuba
Ein weiterer Höhepunkt der Kuba-Reise war die Feier zum 25-jährigen Bestehen des DAAD-Lektorats an der Fremdsprachenfakultät (FLEX) der Universität Havanna. Nach dem Fall der Berliner Mauer übernahm der DAAD 1990 das zur Zeit der ehemaligen DDR vom Herder-Institut in Leipzig geförderte Lektorat. „Das DAAD-Lektorat in Kuba ist ein exzellentes Beispiel dafür, wie akademischer Austausch Brücken bauen und auch in Zeiten, in denen sich die politischen Akteure weniger zu sagen haben, Türen für die Hochschulzusammenarbeit offen halten kann“, betonte DAAD-Generalsekretärin Dorothea Rüland in ihrer Begrüßungsrede an der FLEX. Nicht zuletzt für die zahlreichen kubanischen Deutschland-Alumni war das Lektorat stets der wichtigste Ansprechpartner für ihr kontinuierliches Interesse am akademischen Austausch. Dass die Beziehungen jetzt mit erkennbarer Intensität auf neue Füße gestellt werden, ist für alle Beteiligten von damals und heute offensichtlich eine Herzensangelegenheit.
Bettina Mittelstraß (18. Februar 2016)