Ohne Internationalisierung keine Spitzenforschung
DAAD/Thilo Vogel
Nur in Kontakten und Kooperationen zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern über nationale Grenzen hinweg kann Spitzenforschung gelingen. Daran lässt auch der Bericht der Imboden-Kommission keinen Zweifel. Exzellente Forschung setzt Internationalität voraus. Aus diesem Grund ist es notwendig, in der Fortsetzung der Exzellenzinitiative den internationalen Anspruch des deutschen Wissenschaftssystems fest zu verankern.
Soll die Exzellenzinitiative weiterhin – im Sinne der Beschlüsse von Bund und Ländern – dem Ziel der Förderung der Spitzenforschung in Deutschland dienen, so muss sie noch klarer die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Wissenschaft in den Vordergrund rücken.
Vor diesem Hintergrund ist die vorgeschlagene konstruktive Weiterentwicklung des Formats der Exzellenzcluster zunächst zu begrüßen. Damit können Antragsstellerinnen und Antragsteller auf eine viel größere Flexibilität bei der Gestaltung ihrer Projekte und auch bei der Wahl ihrer nationalen und internationalen Kooperationspartner setzen. Auch kleinere Institutionen bekommen auf diese Weise die Chance, ihre Forschungsleistung zu erhöhen, ihr Profil zu schärfen und damit international sichtbarer zu werden. Außerdem können neue Forschungsrichtungen und Kooperationsmodelle erprobt werden. Dieser kreative Raum ist äußerst wünschenswert – nicht zuletzt auch, um für internationale Spitzenforscherinnen und -forscher attraktiv zu sein. Der vorgeschlagene, längere Förderzeitraum ermöglicht dabei eine fundierte Arbeit ohne kontinuierlichen Rechtfertigungsdruck. Es ist richtig, überzeugenden Projekten diesen Vertrauensvorschuss zu geben; er regt zudem an, neue Wege zu gehen.
Auch der Vorschlag, eine Exzellenzprämie an die tatsächlich erbrachten Leistungen – also den Output – zu koppeln, ist richtig. Denn nachgewiesener Erfolg ist ein hervorragender Prädiktor für künftige Leistungen. Diese Vorgehensweise schafft adäquate Anreize und erlaubt den Universitäten durch finanzielle Spielräume, Schwerpunkte zu setzen, ihre Profilbildung voranzutreiben und damit auch Risiken einzugehen. Nicht zuletzt wird die Anbahnung neuer Kooperationen erleichtert und die Umsetzung innovativer Strategien ermöglicht. Wenn die Voraussetzungen für diese Prämie nun konkretisiert werden, muss auch der Grad der Internationalisierung der Universität berücksichtigt sein. Denn die Internationalisierung ist eine Leistung, die anerkannt und weiter gefördert werden muss.
Uneingeschränkt positiv ist der Vorschlag, Exzellenz nicht in Stein zu meißeln. Alle Universitäten sollen sich dem Wettbewerb stellen können. Damit die Universitäten ihre Potenziale entwickeln können, braucht eine angemessene Entscheidungsstrukturen und starke Hochschulleitungen.
Insgesamt muss bei der Fortsetzung der Exzellenzinitiative klar sein: Der gesamte Prozess hat wissenschaftsgeleitet zu erfolgen. Dies hat der Imboden-Bericht zu Recht herausgestellt. Zu einem erfolgreichen Forschungssystem gehört, dass sich die Hochschulen klar differenzieren können: So wird die Leistungsfähigkeit gesteigert und schließlich auch die internationale Wahrnehmung des deutschen Hochschulsystems insgesamt gestärkt.
Der Imboden-Bericht liegt richtig, wenn er der laufenden Exzellenzinitiative ein positives Zeugnis ausstellt. Die zentralen Empfehlungen sind unbedingt zu unterstützen – besonders jene, die positive Impulse für die Internationalisierung bringen.
Prof. Margret Wintermantel, Präsidentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD)
Dieser Artikel ist am 17.02.2016 in der Online-Ausgabe vom Tagesspiegel erschienen.