„DAAD-Lektoren berichten aus…“: Singapur – Claudia Finner
TUM Asia
Claudia Finner: "Die Studierenden sind extrem motiviert"
An das tropische Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit muss man sich erst einmal gewöhnen, ebenso an die hohen Lebenshaltungskosten. Aber Claudia Finner sagt auch: „Singapur ist in positiver Hinsicht sehr strukturiert. Hier werden Dinge schnell erledigt. Es gibt keine Korruption.“ Die Lektorin und Leiterin des DAAD-Informationszentrums Singapur freut sich darüber, in dem Stadtstaat hochmotivierte, wissbegierige Studierende unterrichten zu können.
Die Republik Singapur, ein Insel- und Stadtstaat, ist das kleinste Land Südostasiens. Zugleich gilt es in ökonomischer als auch gesellschaftlicher Hinsicht als eines der fortschrittlichsten in der Region. Investitionen in Bildung werden als strategische Aufgabe betrachtet, um den Wohlstand zu erhalten. Als „Tor zu Asien“ und aufgrund der sinkenden Geburtenrate ist Singapur bestrebt, junge Talente an sich zu binden. Die Studierenden kommen aus vielen verschiedenen Ländern Asiens, insbesondere aus China. Leistungsbereitschaft und Aufstiegsorientierung prägen die Mentalität. Claudia Finner erlebt das als Leiterin des DAAD-Informationszentrums Singapur – und als Lektorin für Deutsch als Fremdsprache an der National University of Singapore: „Ich unterrichte Deutsch am Centre for Language Studies der Faculty of Arts and Social Sciences. Die Nachfrage nach Deutschkursen ist groß. Die Studierenden sind extrem motiviert“, erzählt sie. Beim Erwerb deutscher Sprachkenntnisse gehe es den Studierenden darum, ihre Berufschancen zu verbessern: Sie wollen in Deutschland studieren – am liebsten Natur- und Ingenieurwissenschaften – oder bei einer der 1.400 deutschen Firmen in Singapur arbeiten. Das Interesse an Geisteswissenschaften und deutscher Literatur sei dagegen gering.
DAAD
Werben für den Studien- und Wissenschaftsstandort Deutschland: Kerstin Schulze und Claudia Finner vom DAAD-Informationszentrum Singapur
Claudia Finner berät Studierende und wirbt für den Studien- und Wissenschaftsstandort Deutschland: „Gemeinsam mit singapurischen Partnern und deutschen Gastreferenten organisieren wir Scientific Dinner Talks sowie Symposien und Workshops zu wichtigen Forschungsthemen“, erzählt sie. Dabei arbeite man auch häufig mit der Deutschen Botschaft zusammen. Ein weiterer wichtiger Partner ist das „German Institute of Science and Technology – TUM Asia“ der Technischen Universität München. Ende Mai 2016 werden das DAAD-Informationszentrum und die Auslandsdependance der TUM bei der Veranstaltung „Scientific Lecture – Industry 4.0“ erneut kooperieren.
„Dass es in Deutschland keine Studiengebühren gibt, sehen viele asiatische Eltern, die bei der Studienplanung ihres Kindes sehr engagiert sind, eher negativ“, berichtet Claudia Finner. „Etwas, das nichts kostest, kann in ihren Augen nicht wertvoll sein. Wir erklären dann, wie sich die Kosten eines Studiums bei uns amortisieren.“ Auch der internationale Ranking-Platz einer Universität sei ein viel beachtetes Kriterium.
Japan, Indien, Korea, Singapur
Claudia Finners Beziehung zu Asien ist vielfältig. An der Universität Bonn hat sie Japanisch, Koreanisch, Volkswirtschaftslehre und Deutsch als Fremdsprache (DaF) studiert. Zwei Semester absolvierte sie an der Keiō-Universität in Tokio. Bereits während des Studiums merkte sie, dass ihr das Unterrichten mehr Freude bereitete als das Übersetzten von Texten. Als Lehrerin für DaF unterrichtete sie drei Jahre in Japan, arbeitete danach in Deutschland, Indien, Korea und auch in Polen. Singapur kannte sie bereits von Urlaubsreisen, als sie vor bald zwei Jahren für den DAAD nach Südostasien zog. Mit ihrem Mann wohnt Claudia Finner in einer Wohnanlage ihrer Universität. Durch die Arbeit dort seien Freundes- und Bekanntenkreis sehr international. Die in Singapur herrschende Toleranz gegenüber den verschiedenen Religionen und Ethnien schätzt sie sehr: „Hier sind Studentinnen miteinander befreundet, von denen die eine Kopftuch trägt und die andere Shorts. Das ist kein Problem.“
Claudia Wallendorf (10. März 2016)
Weitere Artikel der Serie "DAAD-Lektoren berichten aus..."
- Kiew – Florian Küchler: "Mich hat alles überrascht"
- Kairo – Michael Fisch: "Ich versuche, über Literatur und Philosophie Impulse zu geben"
- Maputo – Susanne Jahn: "Ein Lächeln ist hier einfach zu haben"
- Teheran – Dennis Schroeder: "Das Bildungsniveau ist exzellent"
- Zagreb – Mareike Brlečić Layer: "Es gibt kaum Gelder für die Bildung"
- Rio de Janeiro – Monica Heitz: "Ich bin zur richtigen Zeit am richtigen Ort"
- Peking – Patrick Kühnel: "Ich bin das Improvisieren gewohnt"
- Havanna – Ulrike Dorfmüller: "Eine hochspannende Angelegenheit"
- Chişinău – Sophia Bellmann: "Viel Spielraum für kreative Projekte"
- Madrid – Marc Reznicek: "Da geht mir das Herz auf"
- Cotonou – Friederike Heinz: "Wir wollen Wissenschaftlerinnen vernetzen"
- Kasan – Thilo Zinecker: "Das Interesse der deutschen Hochschulen ist sehr groß"
- Jerusalem – Kristina Reiss: "Verzaubert von der Diversität in dieser Stadt"
- Paris – Benjamin Schmäling: "Vermittlerrolle zwischen Lektoren und Universitäten"
- Kampala – Steven Heimlich: "Uganda fasziniert mich"
- Minsk – Antje Sommerfeld: "Manchmal schenken sie mir Äpfel und Nüsse"