Forum „Menschen bewegen“: Innen und Außen neu denken
DAAD/Andreas Paasch
Diskutierten in der "Langen Nacht der Ideen" im WissenschaftsForum (v. l.): DAAD-Stipendiatin Oleksandra Petrova, der Generalsekretär der Humboldt-Stiftung Enno Aufderheide, Moderator Jan-Martin Wiarda, DAAD-Generalsekretärin Dorothea Rüland, die Kunsthistorikerin und Humboldt-Stipendiatin Eleonora Vratskidou und der georgische Botschafter in Deutschland Lado Chanturia
Das gab’s noch nie: Das Forum „Menschen bewegen“ vom 13. bis 15. April 2016 präsentierte in Berlin das ganze Spektrum der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik – zu deren wichtigsten Mittlerorganisationen der DAAD gehört. Er präsentierte sich in Foren, Diskussionen und beim „Markt der Möglichkeiten“ am Abschlusstag, bei dem auch das neue Alumni-Netzwerk der Partnerschulinitiative PASCH vorgestellt wurde.
Wie prägt unsere Vorstellung von der Welt den Umgang mit anderen? Ein besonderes Beispiel ist der bei der „Langen Nacht der Ideen“ des Forums „Menschen bewegen“ vorgestellte Film „My Buddha is Punk“ des Regisseurs und DAAD-Alumnus Andreas Hartmann, der die Geschichte des 25-jährigen Kyaw Kyaw aus Myanmar erzählt. Der träumt davon, der Punkbewegung in dem südostasiatischen Land zum Durchbruch zu verhelfen. Mit seiner Band versucht der junge Musiker, auf Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen und stellt gleichzeitig unsere Vorstellungen von Myanmar, das viele eher mit Pagoden statt Punk verbinden, auf den Kopf.
DAAD/Andreas Paasch
Blickwechsel: "My Buddha is Punk" zeigte Myanmar jenseits der Stereotypen
Der Film zeigt, wie Kultur und Austausch die Wahrnehmung schärfen können, wie sie helfen, Unterschiede wahrzunehmen, neue Sichtweisen zuzulassen, Diversität aber auch anzuerkennen. Bundesaußenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier sagte bei seiner Abschlussrede zum dreitägigen Forum: „Gegen Ideologisierung hilft nur Differenzierung, Austausch und gemeinsame Arbeit in Bildung, Kultur und Wissenschaft“. Es gelte, Gemeinsames zu suchen und zu erkennen und die Voraussetzungen für den notwendigen Diskurs zu schaffen, auch wenn es keine Kausalität zwischen Kultur und Bildung auf der einen Seite und Frieden auf der anderen gebe. Gerade die von der Bundesregierung mit rund 1,6 Milliarden Euro pro Jahr geförderte Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik mache es als Säule der Außenpolitik möglich, die „Verbindungen zwischen ‚Innen und Außen‘, zwischen dem, was innerhalb und außerhalb unseres Landes geschieht, neu zu denken.“ Das sei auch bei der Integration der Flüchtlinge wichtig, wo die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik wichtige Impulse geben könne.
privat
Eine von vielen Begegnungen des Forums "Menschen bewegen": Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und die DAAD-Stipendiatin Alaa Kanaieh
Vielschichtige Arbeit des DAAD
Mit vielen Beispielen zeigte Steinmeier, wie junge Menschen ideologische Gräben überwinden, Überzeugungsarbeit leisten und sich nicht von Schwierigkeiten abschrecken lassen. Mit einem DAAD-Stipendium studiert die zum Forum nach Berlin angereiste Alaa Kanaieh aus Damaskus an der RWTH in Aachen. Sie ist eine der Syrerinnen und Syrer, die durch das vom Auswärtigen Amt finanzierte DAAD-Programm „Leadership for Syria“ die Möglichkeit erhalten haben, in Deutschland einen akademischen Abschluss zu erlangen. Dabei geht es ihr darum, wie Steinmeier die Studentin zitierte, „das Beste aus dem Stipendienprogramm zu machen, um so bald wie möglich an der Zukunft unseres Landes zu arbeiten, sei es in oder außerhalb Syriens“. Steinmeier stellte auch den Schüler Ilya Pondin vor, dessen Schule in Wolgograd Teil der auch vom DAAD geförderten Initiative „Partnerschulen der Zukunft“ (PASCH) ist. Ilya hat mit einem Beitrag zu Orten der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg in Wolgograd den PASCH.net-Geschichtswettbewerb gewonnen.
„Markt der Möglichkeiten“
Unter der Überschrift „Kultur und Außenpolitik live“ bot der Abschlusstag des Forums „Menschen bewegen“ einen „Markt der Möglichkeiten“, bei dem sich die Akteure der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik mit interaktiven Angeboten und Informationsständen vorstellten. Der DAAD bot hier ein breites Portfolio: Beratung zum Auslandsstudium bzw. zu Studium und Leben in Deutschland waren stark gefragt; auch Fragen der Forschermobilität und die Tätigkeit in weltweiten Lektoraten standen im Interesse der Besucher. Daneben wurde am DAAD-Stand ein neues Netzwerk präsentiert: PASCH-Alumni.de ist die neue zentrale Website für ehemalige Pasch-Schüler, um mit Schulfreunden in Kontakt zu bleiben, Absolventen anderer PASCH-Schulen kennenzulernen und aktuelle Studienangebote und Ausschreibungen zu entdecken. Ziel ist es, die Alumni möglichst früh in eine internationale Vernetzung einzubinden und so für die Jugendlichen nicht zuletzt Karrierewege zu bahnen, aber auch den während des Berliner Forums begonnenen internationalen Austausch der Schüler weiter zu unterstützen.
DAAD/Andreas Paasch
Staatsministerin Maria Böhmer hielt in der "Langen Nacht der Ideen" die Eröffnungsrede im WissenschaftsForum
Perspektiven für die Außenwissenschaftspolitik
Angelehnt an die von Außenminister Steinmeier geforderte neue Bewertung von „Innen und Außen“ hat das Forum „Menschen bewegen“ zum ersten Mal das breite Spektrum der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik präsentiert und dabei die engen Verbindungslinien und Überschneidungen zwischen den verschiedenen Institutionen aus Kultur und Bildung gezeigt. Das zeigten besonders deutlich die Mini-Laboratorien der „Langen Nacht der Ideen“, mit denen sich etwa das Maxim-Gorki-Theater genauso wie das Deutsche Technikmuseum und die Akademie der Künste präsentierten. Perspektiven für die Außenwissenschaftspolitik wurden bei der Podiumsdiskussion von DAAD, Alexander von Humboldt-Stiftung und dem Konsortium Deutsche Meeresforschung im WissenschaftsForum am Gendarmenmarkt ausgetauscht.
„Wissenschaft kann nur durch Austausch über Ländergrenzen funktionieren“, betonte Professor Maria Böhmer, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, in ihrer Eröffnungsrede. Ziel sei es, und damit nahm sie einen der Bausteine der „DAAD-Strategie 2020“ in den Blick, dass künftig 50 Prozent der deutschen Studierenden einen Teil ihrer Studienzeit im Ausland verbringen. Die Staatsministerin hob hervor, wie wichtig es sei, Menschen in Krisenländern zu unterstützen. Oleksandra Petrova, DAAD-Stipendiatin aus der Ukraine, schätzt ihr Politikstudium an der Freien Universität Berlin: „Hier in Deutschland kann ich den Interessen nachgehen, die ich in meinem Heimatland nicht verfolgen könnte und lerne selbstständig, politische Entscheidungen zu treffen“. Und der Botschafter Georgiens Professor Lado Chanturia, DAAD- und Humboldt-Alumnus, betonte: „Die deutsche Förderung von Wissenschaftlern hat bewirkt, dass es weltweit deutsche Kulturträger gibt“.
DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland verdeutlichte, wie wichtig der vom Forum „Menschen bewegen“ angeregte, grenzüberschreitende Austausch bleibt. An die Außenwissenschaftspolitik würden große Erwartungen gestellt, sagte Rüland. „Auf der Ebene der Hochschulen können Beziehungen aufrechterhalten werden, auch wenn sich die Beziehungen zwischen den Staaten verschlechtern“, machte sie deutlich. Die großen internationalen Themen könnten nur in gemeinsamer Anstrengung und Netzwerken gelöst werden, sagte sie: „Dabei brauchen wir kluge Leute aus dem Ausland. Sie sind die Perlen in den Netzwerken“.
Kerstin Schneider (20. April 2016)
PASCH-Alumni-Plattform online
Ganz gleich, ob es darum geht, in Verbindung zu bleiben, Absolventinnen und Absolventen anderer PASCH-Schulen kennenzulernen oder sich über Karrieremöglichkeiten zu informieren – die PASCH-Alumni-Plattform ermöglicht die Vernetzung mit allen Ehemaligen von PASCH-Schulen. Im Mittelpunkt hierbei steht die gemeinsame Erfahrung, eine der mehr als 1.800 Schulen aus dem PASCH-Netzwerk besucht zu haben.