Hochschulen: Internationalisierung nicht dem Zufall überlassen
DAAD/Stefan Zeitz
Staatssekretärin Cornelia Quennet-Thielen und DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel betonten in Berlin die Bedeutung strategischer Hochschulkooperationen
Wie strategische Partnerschaften die Internationalisierung von Universitäten vorantreiben können, darüber diskutierten in einer vom DAAD organisierten Konferenz in Berlin rund 200 Vertreter aus Hochschulen in Deutschland, aber auch aus China, den USA, Großbritannien und weiteren europäischen Ländern.
„In der globalen Wissensgesellschaft müssen Universitäten ihre Studierenden so ausbilden, dass sie nach dem Abschluss international konkurrieren können“, sagte DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel zur Eröffnung der Konferenz. Dementsprechend stellen sich die Universitäten auf: „Sie entscheiden sich inzwischen ganz gezielt für einige wenige Partnerhochschulen im Ausland“, sagte Wintermantel. Diesen Wandel – weg von der oft noch aus eher zufälligen Begegnungen zwischen Wissenschaftlern resultierenden internationalen Zusammenarbeit, hin zu einigen ausgewählten Partnerschaften – wolle der DAAD mit seinem aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierten Förderprogramm „Strategische Partnerschaften und Thematische Netzwerke“ begleiten.
2012 wurden die beiden Programmlinien erstmals ausgeschrieben. Sie finanzieren den Austausch von Studierenden und Lehrenden, aber auch Promotionen und Forschungsvorhaben. Von 117 Anträgen für internationale Vernetzungsprojekte aus deutschen Hochschulen wurden von 2013 bis 2016 zunächst 21 Kooperationen gefördert, in der zweiten Runde (Förderung von 2015 bis 2018) waren es schon 28. Pro Projekt und Jahr stellt das BMBF 250.000 Euro bereit, maximal eine Million Euro für vier Jahre. Die meisten Hochschulen haben sich für Partnerschaften mit Hochschulen in den USA und China zusammengetan.
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Pei Gang, Präsident der Tongji-Universität: "Diese Diversität brauchen wir"
Die Tongji-Universität in Schanghai ist über das Programm „Strategische Partnerschaften und Thematische Netzwerke“ sogar mit einer Reihe von deutschen Universitäten verbunden, zum Beispiel mit der TU Darmstadt, der Universität Marburg, der Bauhaus-Universität Weimar und dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Der Präsident der Tongji-Universität in Schanghai, Professor Pei Gang, warb in seinem Vortrag dafür, Partnerschaften zwischen Universitäten auf Freundschaft zu gründen. Man könne in Verträgen viel festhalten, am Ende sei aber Freundschaft der Schlüssel für Verständigung und Partnerschaft über kulturelle Grenzen hinweg. „Und diese internationale Diversität brauchen wir“, sagte Pei.
Langfristige positive Effekte
Cornelia Quennet-Thielen, Staatssekretärin im BMBF, unterstrich, wie wichtig der Austausch von Ideen für den Fortschritt in den Wissenschaften ist. Wie sich internationale Vernetzung und Spitzenforschung gegenseitig befruchten, hätte bereits die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder bewiesen. „Partnerschaften bringen Universitäten und die Gesellschaft aber nur voran, wenn sie strategisch und auf Dauer angelegt sind“, sagte Quennet-Thielen.
Wie können solche Partnerschaften entstehen und wie hält man sie am Leben? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion der Konferenz. Die Generalsekretärin des DAAD, Dr. Dorothea Rüland, machte deutlich, wie wichtig zunächst ein systematischer Überblick über bereits bestehende internationale Kooperationen ist. Dieser Überblick sei unverzichtbar, um in einem zweiten Schritt den oder die passenden Partner auszuwählen. „Die Begründung strategischer Partnerschaften ist für Hochschulen mit viel Einsatz an Zeit und Mitteln verbunden. Die positiven Effekte sind aber von Dauer“, so Rüland.
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Diskussionspartner (v. l.): Patti McGill Peterson, Peter Hassenbach, Moderator Jan-Martin Wiarda, Dorothea Rüland, Michael Whitby und Birgitta Wolff
Steigerung der Attraktivität
Dass Partnerschaften nur dann von Dauer sein können, wenn sie über persönliche Kontakte zwischen einzelnen Wissenschaftlern hinausgehen, bestätigte auch Professor Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. „Die Wissenschaftler legen zwar das Fundament, aber wir brauchen auch Mitarbeiter in der Verwaltung, die helfen, diese internationalen Partnerschaften weiterzuentwickeln“, sagte Wolff. Dafür sei die Unterstützung durch die Universitätsleitung notwendig. Mit Professor Michael Whitby, Pro-Vice-Chancellor der Universität Birmingham, saß auch der Repräsentant einer der wichtigsten Partner der Frankfurter Universität auf dem Podium. Für ihn sind die Partnerschaften insbesondere wichtig, weil sie die Universität für Studierende attraktiver machen: „Sie wünschen sich, einige Zeit im Ausland zu studieren“, berichtete Whitby. „Und wenn wir auf diesem Wege mehr Studierende rekrutieren können, dann generieren wir wiederum Einnahmen.“
Auch für Dr. Patti McGill Peterson, die für den American Council on Education (ACE) die Internationalisierung von 5.000 Colleges und Universitäten in den USA vorantreibt, ist die ökonomische Seite von Hochschulpartnerschaften entscheidend für den Erfolg: „Am Anfang zählen die idealistischen Motive, aber am Ende muss jemand zahlen“, sagte Peterson. Deshalb müsse klar definiert sein, welcher Partner welche Kosten trägt. Nur so könne eine Partnerschaft auch dann überleben, wenn die Förderung durch den DAAD ausläuft. Tatsächlich bietet der DAAD mit der Förderung der „Strategischen Partnerschaften“ und der „Thematischen Netzwerke“ eine Anschubfinanzierung. Darauf wies auch Peter Hassenbach, der im BMBF als Referatsleiter für die Internationalisierung der Hochschulen zuständig ist, hin: „Es ist kein Programm zur Forschungsförderung“, sagte er, „es bereitet nur den Boden, um Forschungsgelder zu beantragen.“
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Zahlreiche Diskussionen und Workshops: Die Konferenzteilnehmer tauschten sich vielfältig aus
Unterschiedliche Vorteile
Hochschulen profitieren auf unterschiedliche Art und Weise von internationalen Partnerschaften. Sie produzieren bessere wissenschaftliche Ergebnisse, sind erfolgreicher im Einwerben von Forschungsgeldern oder verbessern durch eine internationale Studierendenschaft und Dozenten aus dem Ausland ihre Lehre. „Es gibt aber kein allgemeingültiges Erfolgsrezept“, so das Resümee von Karin Norton, im DAAD Referentin für das Programm „Strategische Partnerschaften und Thematische Netzwerke“. „Jedes Projekt ist einzigartig“, sagt sie. Das hätten die Diskussionen zwischen den Teilnehmern in den Workshops der Konferenz und auch das Abschlussplenum gezeigt. Einen Rat hat sie trotzdem: „Wichtig ist, dass die internationalen Hochschulkooperationen nicht bloß nebenher laufen. Sie müssen zum Profil der jeweiligen Universitäten passen und in die Organisationstruktur und Internationalisierungsstrategie eingebettet sein.“
Kristina Vaillant (27. April 2016)
Weiterführende Informationen
DAAD-Programm „Strategische Partnerschaften und Thematische Netzwerke“
Kontakt: Referat P13 – Internationalisierungsprogramme für deutsche Hochschulen
Birgit Siebe-Herbig, Leitung Referat P13 (siebe@daad.de), und Karin Norton (norton@daad.de)