Hannover Messe: Alumni im Austausch über Innovationen
DAAD/Moritz Tyrasa
Abschließender Höhepunkt: Nach zwei einwöchigen Seminaren besuchten Deutschland-Alumni die Hannover Messe
Die Fachlichen Alumni-Sonderprojekte des DAAD bieten außergewöhnliche Foren für wissenschaftlichen Austausch und weitreichende Vernetzung: Alumni aus Entwicklungs- und Schwellenländern treffen sich zu Seminaren und besuchen anschließend gemeinsam herausragende internationale Messen und Kongresse. Der konkrete Nutzen des Austauschs wurde erst vor Kurzem auf der Hannover Messe deutlich.
Es gibt nicht viele Orte, an denen sich so hervorragend netzwerken lässt: Die Hannover Messe ist die größte Industriemesse der Welt, sie bietet zahlreiche Kontaktmöglichkeiten – auch in Foren wie „job and career“ oder „Global Business & Markets“ – und sie zeigte 2016 besonders deutlich die faszinierenden Möglichkeiten zur Vernetzung von Mensch und Maschine. So fuhren in Hannover etwa Roboter durch die Messehallen oder ahmten die Bewegungen ihrer menschlichen Gegenüber nach. Auch die DAAD-Alumna Dr. Norma Alejandra Rodríguez Muñoz war beeindruckt: „Ich liebe Robotertechnologie“, sagt die Ingenieurin, die im mexikanischen Durango am Zentrum zur Erforschung neuer Werkstoffe (cimav) arbeitet. Ihr Schwerpunkt sind die Erneuerbaren Energien, deren Technologien auf der Hannover Messe 2016 ebenfalls eine herausragende Rolle spielten. Zum Vorteil von Norma Rodríguez: „Meine Forschungseinheit in Durango ist noch recht neu. Der Besuch der Messe gemeinsam mit anderen Alumni war eine gute Gelegenheit, unsere Arbeit bekannter zu machen und neue Kontakte zu knüpfen.“
DAAD/Moritz Tyrasa
Norma Rodríguez auf der Hannover Messe: Neue Impulse für die eigene Arbeit
Diese Chance hatte sie zudem schon im Vorfeld der Messe genutzt: An der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg und an der Technischen Universität (TU) Bergakademie Freiberg waren im April 2016 zwei Gruppen von Alumni zu jeweils einem internationalen Seminar über die Erneuerbaren Energien zusammengekommen. Norma Rodríguez nahm an dem Seminar der BTU teil, das beispielsweise so unterschiedliche Schwerpunkte wie den Biogas-Sektor in Brasilien oder die Energiepolitik in Kenia behandelte. Die Seminare und der anschließende Besuch der Hannover Messe wurden im Rahmen eines Fachlichen Alumni-Sonderprojekts des DAAD miteinander verknüpft. Gefördert werden diese Sonderprojekte vom DAAD mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung; sie führen Wissenschaftler, Unternehmer und Entscheider aus Entwicklungs- und Schwellenländern zusammen und kombinieren Fortbildung mit dem Besuch einer Messe oder eines Kongresses. So stand das Thema Ernährung im Mittelpunkt der BIOFACH 2016 in Nürnberg, deren Besuch die Alumni ebenso mit einem Seminar verbanden wie die Teilnahme an der „European Conference of Tropical Ecology“ an der Universität Göttingen im Februar 2016.
Wertvolle Kontakte
„Thematisch orientieren sich die Fachlichen Alumni-Sonderprojekte an den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen“, erläutert Andrea Wilbertz, Mitarbeiterin im für Alumniprojekte zuständigen DAAD-Referat. Von Bildung bis Biodiversität reicht die thematische Bandbreite; wichtig ist die Berücksichtigung der „drei Säulen der Nachhaltigkeit“: Ökonomie, Ökologie und Soziales. Zum Austausch über die vielfältigen Verbindungen der Erneuerbaren Energien mit Fragen der nachhaltigen Entwicklung begleiteten Andrea Wilbertz und ihre Kolleginnen und Kollegen auf der Hannover Messe 50 Alumni aus 21 Schwellen- und Entwicklungsländern. „Wir möchten den Alumni eine möglichst breite Plattform bieten“, sagt Andrea Wilbertz über die besondere Bedeutung der Fachlichen Alumni-Sonderprojekte. „Das gilt für Kontakte zu Vertretern aus Wissenschaft und Wirtschaft, aber auch für die Vernetzung der Alumni untereinander. Der Deutschlandbezug der Alumni wird gestärkt und das gemeinsame Netzwerk wächst beständig.“ Auf der Hannover Messe, wo der DAAD auch mit einem eigenen Stand vertreten war, unterstützte dies zudem eine Veranstaltung im Rahmen des Forums „Global Business & Markets“, die den Einfluss der Hochschulbildung auf nachhaltige Entwicklung und die Nutzung der Erneuerbaren Energien thematisierte.
Gilda Monjane und Eike Albrecht: Gespräche über Engagement, Ideen, Projekte
Bildung, die wirkt
„Hochschulen sind entscheidend für Innovationen“, betonte Christoph Hansert, Leiter des DAAD-Referats für Entwicklungszusammenarbeit, zum Auftakt der Diskussionsrunde. Und er hob die Bedeutung der Alumni hervor: „Sie können zwischen verschiedenen Kulturen vermitteln. Und sie verfügen oft über Zugänge zu denjenigen Ansprechpartnern in den Regierungen ihrer Heimatländer, die offen für innovative Entwicklungen sind.“ Moderiert wurde die Diskussionsrunde von Professor Eike Albrecht, Leiter des Lehrstuhls für Zivil- und Öffentliches Recht mit Bezügen zum Umwelt- und Europarecht der BTU Cottbus-Senftenberg. „Die Fachlichen Alumni-Sonderprojekte des DAAD sind eine sehr gute Möglichkeit mit unseren ehemaligen Studierenden in Kontakt zu bleiben – und Kontakte zu anderen Alumni aufzubauen“, sagte Albrecht, zu dessen jüngeren Veröffentlichungen etwa eine Studie zum gesetzlichen Schutz der Biodiversität in Kamerun zählt.
Auf dem Podium in Hannover konnte Eike Albrecht unter anderem die Alumni Nkweh Gladys Ayafor und Awa Celestine Anyam begrüßen, die für die kamerunische Regierung Entwicklungen im Energiesektor verfolgen. In Kamerun hat aus Wasserkraft gewonnene Elektrizität, etwa durch das Nutzen riesiger Staudämme, zwar einen Anteil von knapp 60 Prozent am Energiemix. Erneuerbare Energien in einem engeren Sinne tragen jedoch aktuell weniger als ein Prozent zur Energieversorgung bei. Doch Awa Celestine Anyam verbreitete Optimismus: „Die Zukunft der Energieversorgung in Kamerun ist vielversprechend“, sagte der Alumnus mit Blick auf die Pläne der Regierung, den Anteil der Erneuerbaren Energien deutlich zu erhöhen. Dass Optimismus allein nicht genügt, betonte Professor Jan C. Bongaerts, Leiter des Lehrstuhls für Umwelt- und Ressourcenmanagement an der TU Bergakademie Freiberg: „Wir brauchen auch Capacity Building“, mahnte er an und warb dafür, den ökonomischen Nutzen der Erneuerbaren Energien deutlicher herauszustellen.
Im Forum "Global Business & Markets": Plädoyers für die Vernetzung der Wissenschaft
Wie sich Förderprogramme für Wissenschaftler stärker an Fragen des Marktbedarfs ausrichten lassen, veranschaulichte Liane Hryca von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Sie stellte unter anderem das Programm „Neue Partnerschaften“ (NoPa) vor, mit dem GIZ, DAAD und CAPES, die Koordinierungsstelle für postgraduale Weiterbildung des brasilianischen Bildungsministeriums, eine verbesserte Verbindung von Wirtschaft und Gesellschaft mit der Wissenschaft vorantreiben.
Eine weitere vom DAAD eingeladene Alumna beeindruckte die Zuhörer auf der Hannover Messe mit einer Erfolgsgeschichte: Gilda Monjane hat, unter anderem angeregt durch eine DAAD Summer School im Jahr 2012, das Unternehmen „Loja de Energias“ aufgebaut. Es versorgt Frauen in den ländlichen Regionen Mosambiks mit einer Grundausstattung für ihre eigenen „energy shops“, die etwa Solartechnologie und Energiesparlampen anbieten. Ein bereits vielfach ausgezeichnetes Konzept, das nicht nur der Umwelt hilft. Gilda Monjane betont: „Mein Ziel ist es, dass die Frauen über ihr eigenes Geld verfügen und selbst über ihr Leben entscheiden können.“
Die Zukunft im Blick
Aktiv werden, Wissen weitervermitteln, Fortschritt vorantreiben: Das verbindet die Alumnae Gilda Monjane und Norma Rodríguez, die in Hannover ebenfalls auf dem Podium mitdiskutierte. Die Fachlichen Alumni-Sonderprojekte des DAAD werden auch weiterhin Austausch und Vernetzung befördern. Bereits Ende Mai geht es mit der IFAT in München, der Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft und einem entsprechenden Seminar weiter. Und Norma Rodríguez hat schon in der Woche nach der Hannover Messe 2016 selbst eine Veranstaltung organisiert: Anfang Mai tauschten sich Alumni in Durango über Erneuerbare Energien aus.
Johannes Göbel (11. Mai 2016)
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Fachliche Alumni-Sonderprojekte für Deutschland-Alumni aus Entwicklungsländern