„Heute schon an morgen gedacht?“
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Wirtschaftswissenschaftler im "World Café": Diskussion über Fragen des Demografischen Wandels
Der Demografische Wandel stand für 120 deutsche Wirtschaftswissenschaftler im Mittelpunkt ihres zweiten DAAD-Alumni-Treffens in Hamburg vom 20. bis 22. Mai 2016. Neben anregenden Debatten über Herausforderungen und Chancen einer immer älter werdenden Gesellschaft diente das Treffen den Ehemaligen zur Vernetzung und dem inspirierenden Austausch über internationale Erfahrungen, Forschungsthemen oder berufliche Karrierewege.
„Wir alle, die wir während des Studiums mit dem DAAD im Ausland waren, sind es gewohnt, über den Tellerrand zu blicken“, sagt Marie Glück, DAAD-Alumna und heute Projektmanagerin im Referat Nachhaltige Stadtentwicklung der Stadt Ludwigsburg. „Mit ihren unterschiedlichen Experten bringt die Alumni-Gruppe der Wirtschaftswissenschaftler Neugier und Diskussionsfreude mit, die für das Thema Demografischer Wandel unverzichtbar sind.“
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Drängende Fragen gemeinsam anpacken: DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel im Gespräch mit Alumnus Sebastian Händschke, der in Hamburg auch auf dem Podium aktiv war
Engagierte Weltbürger in einer weltoffenen Stadt
Zahlreiche engagierte DAAD-Alumni, die in rund 40 verschiedenen Ländern studierten, haben das DAAD-Team bei der inhaltlichen Gestaltung des Hamburger Treffens mit dem Titel „Heute schon an morgen gedacht?“ unterstützt. Die Resonanz auf die Einladungen, das Interesse an Vernetzung und das inhaltliche Engagement seitens der Alumni seien überwältigend, betonte DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel in ihrer Begrüßungsrede. „Innerhalb von 48 Stunden war das Treffen ausgebucht, und ohne die große Bereitschaft mitzumachen, wäre es nicht möglich gewesen.“
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Für Weltoffenheit: Kanzler Martin Hecht bei der Begrüßung der Alumni an der Universität Hamburg
Hamburg als Treffpunkt war für die Alumni aus den Wirtschaftswissenschaften die beste Wahl. „Es gibt kaum einen besseren Ort für solch ein Treffen“, sagte Margret Wintermantel, und diese Entscheidung freute auch den Gastgeber, die Universität Hamburg. Kanzler Dr. Martin Hecht warf zum Auftakt ein Licht auf die Weltoffenheit der Universität mit ihren strategischen Partnerschaften zu Hochschulen auf allen Kontinenten und einer ausgezeichneten Willkommenskultur. „Wir haben allen, die zu uns kommen, viel zu bieten“. Zugleich träfe das Dachthema des Treffens den Nerv der Zeit: „Es ist ein Thema, mit dem wir uns an der Universität Hamburg, die sich dem Leitbild der Nachhaltigkeit verpflichtet hat, sehr beschäftigen.“
Rege Debatten über Gegenwart und Zukunft
Drei Tage lang tauschten sich die DAAD-Alumni in Hamburg über die Welt von morgen aus – auch angeregt vom Impulsvortrag der Zweiten Bürgermeisterin von Hamburg, Katharina Fegebank. „Es ist ein Schatz, das internationale Moment zu erleben“, sagte die Politikerin, die in Hamburg auch Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung ist. Katharina Fegebank erläuterte dem aufmerksamen Auditorium das Hamburger Demografie-Konzept und die gemeinsam mit Arbeitgebern und Bildungsinstitutionen entwickelten Strategien zur Integration der seit 2015 in der Stadt ankommenden Flüchtlinge – ein Thema, bei dem die anschließende Fragerunde kein Ende nehmen wollte. Wie verändert sich Gesellschaft im Alter und wie durch Migrations- und Flüchtlingsbewegungen? Welche Aufgaben haben Hochschulen, Wissenschaft und Forschung? Das seien Fragen, die sich in der Hamburger Politik jeden Tag aufs Neue stellten. Mehr denn je käme es heute darauf an, „Erkenntnisse, die man aus seinem Auslandsaufenthalt in den Alltag und an die Universitäten mitbringt, noch besser zu nutzen und noch besser in die Gesellschaft zu tragen und zu versuchen, alle auf diesem Weg mitzunehmen“.
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Katharina Fegebank: Plädoyer für den Wert der Auslandserfahrung
Drei Tandems, bestehend aus Alumni und Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft, stellten während des Treffens unterschiedliche Schwerpunkte zur Diskussion. So gingen Marie Glück und Andre Cera, Bereichsleiter für Altersversorgung bei der Otto Group in Hamburg, der Frage nach, wie zukünftig ein Arbeitgeber agieren müsse, um in Konkurrenz um junge Arbeitnehmer attraktiv zu bleiben – ein Thema, das die überwiegend jungen Alumni in der anschließenden Diskussion sehr beschäftigte. Der Statistiker und DAAD-Alumnus Korbinian Nagel von der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg und Markus Nöth, Professor für Bankbetriebslehre und Behavioral Finance an der Universität Hamburg, gaben einen wertvollen Input zu den Herausforderungen der älter werdenden Bevölkerung für die Wirtschaft und beantworteten Fragen zur Altersvorsorge. DAAD-Alumnus Dr. Sebastian Händschke von der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Lena Blum von der BürgerStiftung Hamburg diskutierten das Thema Demografie aus gesellschaftspolitischer Sicht und verwiesen auf die enorme Bedeutung des Ehrenamtes. Händschke machte eindrücklich klar, dass die gesellschaftliche Dimension demografischen Wandels nie aus dem Blick geraten dürfe: „Es geht um die Steuerung von Gesellschaft als Ganzes“, sagte der junge Wissenschaftler und gab zu bedenken, dass man in Debatten auch aufpassen müsse, was man mit Worten sozial konstruiere: „Ist wirklich schon da, wovon wir reden? Was malen wir für Bilder von Zukunft? Stellen wir Dingen, die problematisch sind, auch erstrebenswerte gegenüber?“ Wenn man langfristige Lösungen suche, müsse man Phänomene wie den demografischen Wandel immer aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten.
Alumni im Austausch: von Teilnehmern zu "Teil-Gebern"
Gemeinsam gehen, reden – und die Dinge anpacken
Vielfältige Perspektiven bot in Hamburg auch das Exkursionsprogramm mit vier verschiedenen Ausflügen zu Hamburger Highlights im Bereich Wirtschaft und Innovation: Eine Stadtkreuzfahrt mit dem HafenCity RiverBus, der einfach ins Wasser fährt und vom Automobil zum Boot wird. Eine Werksbesichtigung bei Airbus, eine Werftbesichtigung bei Lufthansa Technik und natürlich ein Ausflug in das Freihafengelände und zu den Containerterminals. Das Motto: „Walk to Talk“– gehen, um zu reden. Dieser offene Austausch zog sich durch das gesamte Programm, denn es kam darauf an, dass Teilnehmer in vielen Gesprächsformaten zu „Teil-Gebern“ werden und mit viel Zeit ihre Erfahrungen, Meinungen und Anregungen zum Thema besprechen. Genau das gelang in Hamburg. Der Geist lebhafter Verständigung zeigte sich vom ersten Treffen und Kennenlernen bis zum World Café am Abschlusstag, bei dem die Alumni zwischen nicht weniger als zwölf Thementischen zu unterschiedlichen Schwerpunkten des Demografischen Wandels wechseln konnten. Mit der Präsentation der neuen Internetplattform Demografiewandel.info rundete deren Chefredakteur Dr. Andreas Knaut die Thematik nicht nur ab, sondern stellte auf anschauliche Weise dar, dass der Demografische Wandel nicht Zukunftsmusik, sondern bereits konkrete Gegenwart ist.
„Der internationale Perspektivwechsel ist der Nährboden für neue Ideen“, so DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel, die den Alumni mit auf den Weg gab, dass der DAAD sich dafür einsetzen werde, solche fachlichen Treffen auszubauen. Das Résumé der Alumni am Ende von drei Tagen des Austausches „Eine gelungene, bestens vorbereitete Tagung zur Vernetzung mit interessanten Menschen.“ Und Sebastian Händschke, der als passionierter Hockeyspieler auch auf Anpacken und Teamarbeit setzt, spornte die anderen an – er habe in seinem DAAD-geförderten Studium in den USA gelernt, dass die Devise am Ende vor allem laute: „Just do it“.
Bettina Mittelstraß (25. Mai 2016)