8. DAAD Netzwerk-Konferenz: Informationen aus erster Hand
DAAD/Wolfgang Hübner-Stauf
Gespräch am Ländertisch Thailand/Singapur: eine von vielen außergewöhnlichen Gelegenheiten, internationale Kontakte zu knüpfen
Was zeichnet das Bildungssystem in Kuba aus? Welche Chancen für internationale Wissenschaftskooperationen bietet Myanmar? Nur zwei Beispiele für zahlreiche Fragen, die während der zweitägigen DAAD Netzwerk-Konferenz in Bonn beantwortet wurden. Erneut bot das etablierte Veranstaltungsformat nicht nur einen fundierten Überblick zu aktuellen hochschulpolitischen Entwicklungen weltweit, sondern zugleich die Möglichkeit zum Austausch mit den zahlreichen Experten des internationalen DAAD-Netzwerks.
Dr. Brigitte Perlick, Leiterin des Referats für Internationale Angelegenheiten der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg, ist gut vorbereitet. Ausgerüstet mit einem persönlichen Stundenplan freut sie sich, es in diesem Jahr zur DAAD Netzwerk-Konferenz in Bonn geschafft zu haben: „Hier bekommt man Informationen aus erster Hand“, sagt sie. Gemeinsam mit einer Kollegin hat sie acht Gespräch-Slots gebucht und auch Ländervorträge eingeplant, etwa den über Brasilien von Dr. Martina Schulze, Leiterin der DAAD-Außenstelle Rio de Janeiro.
DAAD/Wolfgang Hübner-Stauf
Brasilien im Blick: Martina Schulze schilderte die aktuelle Situation in dem Land
Die politische und die wirtschaftliche Krise, die das Land derzeit im Griff haben, kennt man aus den Nachrichten, aber Martina Schulzes Zusammenfassung der Auswirkungen auf die brasilianische Hochschulpolitik – Kürzung des Haushalts des Bildungsministeriums um knapp 18 Prozent, Kürzungen der Studienkredite, sinkende Stipendiaten-Zahlen – gab einen konkreten und vielschichtigen Einblick. Denn trotz dieser Entwicklungen zeigte sich die Außenstellenleiterin in ihrem Vortrag auch zuversichtlich und konnte dies mit positiven Signalen aus der brasilianischen Hochschulpolitik begründen, etwa dem neuen Rahmengesetz für Wissenschaft und Innovation. Außerdem sei eine Fortsetzung des Stipendienprogramms „Ciência sem Fronteiras“ („Wissenschaft ohne Grenzen“) geplant.
DAAD/Wolfgang Hübner-Stauf
Die Zukunft der Internationalisierung im Blick: Dorothea Rüland und Stefan Hase-Bergen
Neue Wettbewerber
Dynamik und Umbrüche kennzeichnen weltweit nicht nur Wirtschaft und Politik, sondern auch die Entwicklungen im internationalen Hochschulsektor, das machte DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland zur Eröffnung der Netzwerk-Konferenz deutlich. So untersuchte eine Studie des British Council, welche Hochschullandschaften angesichts der Internationalisierungskriterien wie akademischer Mobilität, Qualitätssicherung und Nachhaltigkeit der Strategien gut positioniert sind. Bei diesem Ranking liegt Deutschland auf dem ersten Platz, vor Großbritannien, den USA und Australien. „Überraschend ist, dass wir uns den ersten Platz mit Malaysia teilen“, berichtete Dorothea Rüland. Dies zeige, dass beim Wettbewerb um die besten Köpfe jedes Jahr neue Länder hinzukämen, die sehr strategisch vorgehen würden. Um so wichtiger sei es für die deutschen Hochschulen, sich über mögliche Zielländer und deren Rekrutierungssysteme zu informieren. „Nutzen Sie die Kenntnisse und das Wissen unserer Auslandsmitarbeiter“, appellierte die DAAD-Generalsekretärin an die Hochschulvertreter.
Von Kuba bis Kambodscha
Auch der Ländervortrag Kuba und der Regionenvortrag Myanmar, Laos und Kambodscha vermittelten anschaulich die von Dorothea Rüland angesprochene Dynamik in der Hochschulpolitik. Christine Arndt, Expertin für Lateinamerika im Referat Koordinierung Regionalwissen des DAAD, berichtete über die Voraussetzungen und Perspektiven für die deutsch-kubanische Hochschulzusammenarbeit: Aktuelle Reformprozesse des Landes setzen auf Universitätsfusionen, um die wirtschaftliche Lage des Hochschulwesens zu verbessern, auf eine Stärkung der anwendungsorientierten Forschung und auf den Ausbau internationaler Kooperationen. Christine Arndt nannte Beispiele für bereits bestehende Austauschprogramme mit deutschen Hochschulen – und gab einen Tipp für die Kontaktaufnahme mit kubanischen Partnern: „Kommen Sie persönlich vorbei und bringen Sie genügend Zeit mit.“
DAAD/Wolfgang Hübner-Stauf
Zeit für den Austausch: Die Hochschulvertreter vernetzten sich auch untereinander
Anke Stahl, Leiterin der DAAD-Außenstelle Hanoi, ermutigte ihre Zuhörer ebenfalls zu neuen Kontakten – insbesondere mit den Ländern Myanmar, Laos und Kambodscha. Zwar hätten alle drei Länder im Bildungssektor große Herausforderungen zu bewältigen, doch die positiven Signale, Bildung und Mobilität der Studierenden als Entwicklungsmotor zu begreifen, seien in dieser Region unverkennbar. Besonders Myanmar zeige sich seit seiner politischen Öffnung sehr interessiert am akademischen Austausch und an internationalen Partnerschaften. Die Entwicklung des gemeinsamen hochschulpolitischen Raums ASEAN, der Anstieg der Studierendenzahlen für alle drei Länder und vor allem das gute Alumni-Potenzial mit engen Beziehungen zum DAAD biete beste Voraussetzungen für Kooperationen mit dortigen Hochschulen, erklärte Anke Stahl.
Bewährte Formate, neue Blickwinkel
„Politische Entwicklungen wirken sich auch auf die Hochschulen aus. Dem möchten wir bei der Auswahl unser Ländervorträge stets Rechnung tragen und den Hochschulvertretern einen aktuellen Überblick über entsprechende Entwicklungen geben“, sagt Dorothea Mahnke, im DAAD Leiterin des Referats „Geschäftsstelle GATE-Germany und Marketing-Wissen“, die mit ihrem Team die Netzwerk-Konferenz organisiert hat. Die bewährten Formate der Einzelgespräche an den Ländertischen und die Ländervorträge habe man bewusst beibehalten – und mit dem Eröffnungsvortrag einen Akzent gesetzt: „Bei der Internationalisierung sind die deutschen Hochschulen Jahr für Jahr professioneller geworden. Deshalb haben wir mit der Keynote von Frau Professor Hiltraud Casper-Hehne, Vizepräsidentin für Internationales der Universität Göttingen, ein Best-Practice-Beispiel ausgewählt, das einen sehr fortgeschrittenen und ganzheitlichen Ansatz aufzeigt.“ Unter der Überschrift „Strategieentwicklung und Innovation in der Internationalisierung: Prozesse, Ziele, Projekte“ erläuterte Hiltraud Casper-Hehne am Beispiel ihrer Universität, wie die Profilbildung im Bereich der Internationalisierung an einer Hochschule von den Anfängen der Entwicklung über den Status quo bis hin zu einer Zukunftsstrategie 2020 verlaufen kann.
Vor allem der von ihr geschilderte Veränderungsprozess durch alle Instanzen einer Hochschule hindurch interessierte die Hochschulvertreter: „Wie konnten Sie die Internationalisierung der Currricula durchsetzen?“, lautete eine Frage. Man habe angeregt, ohnehin globale Fachfragen der einzelnen Disziplinen auch konsequent durch internationale Kooperation zu bearbeiten, antwortete Hiltraud Casper-Hehne. Außerdem habe man ein Anreizsystem geschaffen, das unter anderem Anschubmittel für internationale Kooperationen bereithalte. Wichtig sei, neben der Einbeziehung der Studierenden, ein weltoffener Blick für Kooperationen, der auch über den europäischen Tellerrand hinausreiche.
Auch für diese Offenheit bot die Netzwerk-Konferenz 2016 ein einzigartiges Forum. Stefan Hase-Bergen, Leiter der Geschäftsstelle GATE-Germany und des Bereichs Marketing im DAAD, bilanziert zufrieden: „Eine der großen Stärken der DAAD Netzwerk-Konferenz ist, dass wir die Hochschulvertreter mit dem länderspezifischen Wissen unserer Experten in den Auslandsbüros zusammenbringen – und zugleich mit der ausgewiesenen Fachkompetenz, die die Mitarbeiter der DAAD-Zentrale bezüglich den Fördermöglichkeiten von internationalen Programmen und Kooperationen haben.“
Claudia Wallendorf (14. Juli 2016)