Postdoc-NeT: Erfolgreiche Netzwerk-Tour für internationale Spitzentalente
Societäts-Medien/Bettina Mittelstraß
Internationale Gruppe mit viel Potenzial: die Teilnehmer der Postdoc-NeT 2016
Zum ersten Mal führte der DAAD Ende September 2016 vielversprechende internationale Postdoktoranden auf einer Deutschland-Tour mit dem Schwerpunkt molekulare Biowissenschaften durch Forschungsinstitute, Universitäten und Industrieunternehmen. Ein sehr begehrtes Angebot: Aus 337 Bewerbungen wurden 22 Teilnehmer ausgewählt. Die Postdoc-NeT (Postdoctoral Researchers Networking Tour) ermöglichte ihnen, sich intensiv und vielfältig über Karriereoptionen zu informieren. Zugleich konnten die deutschen Gastgeber persönliche Kontakte zu hoch qualifiziertem wissenschaftlichen Nachwuchs knüpfen.
Endlich Licht – der Biotechnologe Dr. Richard Balint, Postdoktorand an der Universität von Manchester, konnte nicht genug bekommen von der Herbstsonne in Deutschland, die sich in Großbritannien zuletzt nur noch hinter Regenwolken versteckt gehalten hatte. Ein Grund mehr, sich für Deutschland zu interessieren, fügte er lachend hinzu und folgte seinen 21 internationalen Kollegen durch die grünen Alleen auf dem über 30 Hektar großen Campus Berlin-Buch, einem wichtigen deutschen Wissenschafts- und Technologiestandort mit biomedizinischem Schwerpunkt.
Intensive Tage – unvergessliche Einblicke
Das Max-Delbrück-Centrum (MDC) für Molekulare Medizin auf dem Campus Berlin-Buch war für die Postdoktoranden eine der letzten Stationen auf der intensiven einwöchigen Reise auf Einladung des DAAD. Sie führte sie nach Bonn, Köln, Wuppertal, Düsseldorf, Hannover und Berlin, zu Verbänden und Fördereinrichtungen sowie zu Unternehmen, Hochschulen und Instituten von Helmholtz- und Leibniz-Gemeinschaft, Max-Planck- und Fraunhofer-Gesellschaft. Richard Balint, der sich unter anderem mit der künstlichen Herstellung von biologischem Gewebe und leitfähigen Biomaterialien beschäftigt, plant derzeit, sich für ein Humboldt-Stipendium zu bewerben und sucht nach einer Möglichkeit, in Deutschland eine eigene Junior-Forschungsgruppe zu leiten. Langfristig interessiert er sich auch für die wirtschaftlichen Aspekte der Biotechnologie. „Ich möchte, dass das, was wir im Labor forschen, auch eine Wirkung hat und der Gesellschaft nutzt – und zwar nicht in 100, sondern vielleicht schon in 15 Jahren“, sagt der junge Spitzenwissenschaftler – und so kam ihm die vom DAAD organisierte Reise gerade recht: „Wir haben einen umfassenden und unvergesslichen Einblick bekommen, wie in Deutschland die Verbindung von Wissenschaft und Industrie funktioniert. Das ist sehr hilfreich für meine beruflichen Entscheidungen.“
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Führung über den Campus Berlin-Buch, in der Mitte Richard Balint
Offener Empfang – gewinnende Gespräche
Für die deutschen Gastgeber war der Besuch der bestens qualifizierten jungen Wissenschaftler ebenfalls ein Gewinn. Viele richten schon länger ihre Aufmerksamkeit auf die Gruppe der besten Köpfe, die auf internationalem Parkett noch sehr flexibel ihre Karriere planen. „Die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter, vor allem der jungen Forscher, ist von größter Bedeutung für das Max-Delbrück-Centrum“, betont der Pharmakologe Professor Martin Lohse, Vorsitzender des Vorstandes und wissenschaftlicher Direktor des MDC. „Zu diesem Zweck haben wir in den letzten Jahren eine Reihe unterstützender Infrastrukturen und Aktivitäten etabliert – die MDC Graduate School, die Vortragserie Career Pathways oder den jährlichen Career Day, um nur die wichtigsten zu nennen.“
Über vergleichbare Maßnahmen und viele unterschiedliche Fördermöglichkeiten und -mechanismen wurden die 22 internationalen Gäste während der Postdoc-NeT überall ausführlich informiert. „Wir konnten immer wieder erleben, dass die Institute und Unternehmen einen großen Aufwand betrieben haben, um uns zu empfangen“, erzählt der Molekularbiologe Dr. Jingjie Yeo aus Singapur, derzeit Postdoktorand am Massachusetts Institute of Technology (MIT). „Sie waren neugierig auf unsere Fragen und haben sich Zeit genommen, um sich sehr persönlich und differenziert mit uns zu unterhalten.“ An vielen Stationen konnten Eins-zu-eins-Gespräche mit den jungen Forschern stattfinden, und so hatte die Reise eindeutig einen weitaus größeren Effekt als reine Information, die man auch auf Webseiten hätte finden können, meint Jingjie Yeo. Sein pakistanischer Kollege Dr. Himanshu Kumar von der University of Turku in Finnland bekräftigt: „Was wir mit Hilfe dieser Initiative in einer Woche erfahren haben, kann man allein nicht recherchieren. Das hilft sehr und ich würde mir eine Fortsetzung dieser Studienreise und viel Werbung dafür wünschen.“
International umworben – international unterwegs
Auch ein Treffen mit den Mitgliedern des Bundestagsausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung stand auf dem Berliner Programm der Postdoc-NeT. Die Nachricht, dass ab 2017 geplant sei, rund 1.000 zusätzliche Tenure-Track-Professuren für internationale Top-Forscher einzurichten, begrüßten ausdrücklich unter anderen der koreanische Wissenschaftler Dr. Taewan Kim vom Krebsforschungszentrum der Ohio State University in den USA oder die in Deutschland geborene DAAD-Postdoc-Stipendiatin Dr. Elisabeth Nyakatura, die nach einem Studium in London heute am Albert Einstein College of Medicine in New York tätig ist.
Und so machte das gesamte Programm Deutschland für die international umworbenen Wissenschaftler attraktiv – auch der Einblick in die Atmosphäre in den Labors, an den Hochschulen oder unter den Mitarbeitern überzeugte. „Wir konnten in das Alltagsgeschäft schauen“, sagt etwa Jingjie Yeo – und nichts sei so wertvoll für die Jobentscheidung wie eine konkrete Vorstellung davon, was einen erwartet.
„Diese herausragend ausgebildeten jungen Menschen haben Lebenswege, die durch viele Länder und Kontinente führen, sie sind begehrt, sehr mobil und schauen weltweit nach den besten Berufsmöglichkeiten“, sagt Dr. Christian Schäfer, Leiter des Referats Internationalisierung von Forschung und Lehre im DAAD. „Das Programm der Studienreise haben wir deshalb an die spezifischen Interessen der Teilnehmer angepasst.“ Mit Erfolg: Der gebürtige Peruaner Dr. Diego Espinosa, der in Italien aufgewachsen ist und heute an der University of California in Berkeley arbeitet, hat sich im Herz schon entschieden. „Innerhalb des nächsten Jahres möchte ich einen Karrieresprung einleiten und das wird möglicherweise tatsächlich in Deutschland passieren.“ Espinosa, der derzeit über die Mechanismen der gefährlichen tropischen Viruserkrankung Dengue-Fieber forscht, schaut sich nach Möglichkeiten um, sein akademisches Wissen in der Pharmaindustrie nutzbar zu machen. Die Postdoc-NeT bot ihm die dafür passenden Informationen. Und dann war da noch der Kontakt untereinander, sagt er: „Wir sind alle sehr spezielle und erfolgreiche Individualisten mit vielen Perspektiven auf ein Forschungsfeld. Sich auf diese Weise zu vernetzen ist ein nicht zu unterschätzender Gewinn.“
Bettina Mittelstraß (14. Oktober 2016)