Nach den Wahlen in den USA: „Vom Wert unserer Arbeit überzeugt“

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Nina Lemmens: "Der DAAD steht für Weltoffenheit und Dialog"

Drei Fragen an Dr. Nina Lemmens, Leiterin der DAAD-Außenstelle New York, zum Ausgang der Wahlen in den USA.

Frau Dr. Lemmens,  die „historische Bedeutung“ der US-Wahlen 2016 wurde zuletzt mehrfach betont. Nach dem Sieg von Donald Trump: Inwieweit erwarten Sie Veränderungen für die Arbeit des DAAD und seiner amerikanischen Partner?

Nina Lemmens: Wir rechnen in der Tat mit tiefgreifenden Veränderungen. Es wurde ja nicht nur Donald Trump zum Präsidenten gewählt; die Republikaner behalten auch die Mehrheit im Senat und im Repräsentantenhaus. Das bedeutet weitreichende Möglichkeiten für die Partei, die vielfach von einem konservativen, ja zuweilen wissenschaftsfeindlichen Weltbild geprägt ist. Ein besonders prägnantes Beispiel ist der Umgang mit dem Klimawandel: Donald Trump hat im Wahlkampf die menschliche Verantwortung für diese globale Herausforderung in Frage gestellt. Natürlich müssen wir abwarten, wie sich die Realpolitik gestalten wird. Mit einer zusätzlichen Förderung von Bildung und Wissenschaft darf man jedoch wohl nicht rechnen.

Was bedeutet das Wahlergebnis aus Ihrer Sicht für die internationale Offenheit der USA?

Ich fürchte, zumindest auf Regierungsebene wird es dort starke Veränderungen geben. Grundsätzlich beobachten wir ein Phänomen wie beim britischen Brexit-Votum: Ältere Wähler, die sich von modernen Entwicklungen abgehängt fühlen, verbauen einer jüngeren, weltoffeneren Generation die Zukunft. Das wird auch Auswirkungen auf die Attraktivität der USA für die internationalen, vor allem die deutschen Studierenden haben. Denn nachdem die USA als Reaktion auf die Terroranschläge des 11. September 2001 die Visaregelungen für Studierende verschärft hatten, haben wir durchaus geringeres Interesse deutscher Studierender an einem USA-Aufenthalt registriert. Ein ähnlicher Effekt könnte auch jetzt eintreten, zumal uns bei den deutschen Studierenden immer wieder ihr Interesse an politischen Fragen auffällt.

Wie geht es für den DAAD in den kommenden Wochen weiter?

Wir müssen genau dort weitermachen, wo wir vorgestern Abend erfolgreich aufgehört haben. Der DAAD steht für Weltoffenheit und Dialog, für die gemeinsame Arbeit an Zukunftsfragen – das ist nun wichtiger denn je. Ich bin jetzt erst recht vom Wert unserer Arbeit überzeugt, weil sie Menschen zusammenbringt und ihnen Offenheit für andere Kulturen vermittelt.

Interview: Johannes Göbel (10. November 2016)