Austausch über Zukunftstechnologien: ADeKo-Konferenz erstmals in Deutschland
ADeKo/Sylvio Dittrich
Koreanisch-deutsche Kooperation: Teilnehmer der ADeKo-Konferenz
Korea und Deutschland im engen Austausch: Viele der Anwesenden hatten einen weiten Weg auf sich genommen, um an der 8. Joint Korean-German Conference teilzunehmen. Vom 16. bis zum 18. November trafen sich rund 350 Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft in Dresden zur Wissenschaftskonferenz des Alumninetzwerks Deutschland-Korea (ADeKo). Etwa 120 Teilnehmer waren dafür extra aus Südkorea angereist. Die Konferenz, die den Austausch zwischen beiden Ländern fördert und Forschungskooperationen unterstützt, hatte in Sachsen ihre Deutschland-Premiere. Bisher fand das hochkarätige Forschertreffen stets in Seoul statt. Es zählt zu den bedeutendsten Ereignissen der deutsch-koreanischen Zusammenarbeit. Organisiert wurde die Veranstaltung von ADeKo mit Unterstützung mehrerer Partner, unter ihnen der DAAD.
Unter dem Titel „Engineering for our Future!“ beschäftigte sich die Konferenz mit Themen wie Mikro- und Nanoelektronik, Mobilität der Zukunft, dem Internet der Dinge sowie Digitalisierung, Robotik und E-Health. Damit wurden Disziplinen koreanischer Wissenschaften aufgegriffen, die auch am Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Dresden stark vertreten sind.
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Entscheider (v. l.): Song Jong-guk, Präsident des Science and Tecnology Policy Institute STEPI, der ADeKo-Vorstandsvorsitzende Kim Hwang-sik und Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich
In seiner Eröffnungsrede bezeichnete der Vorstandsvorsitzende von ADeKo und ehemalige Premierminister der Republik Korea Kim Hwang-sik den diesjährigen Austragungsort als Hochburg der europäischen Forschung. Ziel der Konferenz sei es, Zusammenarbeit und Entwicklung zu organisieren. Basierend auf den technischen Stärken beider Länder könne man durch eine enge Kooperation gemeinsam neue Wege suchen, um die wichtigsten Aufgaben in den Zukunftstechnologien anzugehen. Nach sieben Jahren in Seoul solle die Konferenz ab jetzt abwechselnd in Deutschland und Korea stattfinden. Für 2018 ist die Veranstaltung in Aachen geplant.
Enge Zusammenarbeit von DAAD und ADeKo
„Eine lange Freundschaft und Zusammenarbeit verbindet deutsche und koreanische Wissenschaftseinrichtungen“, sagte DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel in ihrem Grußwort. „Die hohe Zahl von derzeit 421 Hochschulkooperationen sagt etwas aus über das große Interesse und die Neugier aneinander.“ Das betreffe nicht nur Kunst und Musik, sondern vermehrt auch die Natur- und Ingenieurwissenschaften. Auf dem Gebiet der Forschung hätten sich die Beziehungen sehr dynamisch entwickelt und Südkorea sei hier ein attraktiver Kooperationspartner. Doch erst der Austausch zwischen Personen, ermöglicht von Organisationen wie dem DAAD oder der Alexander von Humboldt-Stiftung, mache Konferenzen wie diese möglich. „DAAD und ADeKo gehören zusammen, sie wirken zusammen und sie erzielen Synergien. Wir feiern heute ein Beispiel für eine alte, gute Freundschaft und intensive Beziehungen“, so ihr Fazit.
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Im Dialog (v. l.): Botschafter Lee Kyung-soo, Staatssekretär Georg Schütte und DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel
ADeKo ist das weltweit größte Netzwerk koreanischer Alumni, die in Deutschland gelebt, studiert oder geforscht haben. Als Dachverband bündelt das Netzwerk derzeit 50 zumeist regionale oder an Hochschulen angesiedelte Alumni-Vereine von Koreanern mit Deutschlanderfahrung. Das Netzwerk wurde 2006 mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des DAAD gegründet und wird seither vom DAAD in Korea gefördert und unterstützt. Der ADeKo-Vorstandsvorsitzende Kim Hwang-sik ist selbst DAAD-Alumnus. Er studierte Ende der Siebzigerjahre Jura an der Universität Marburg.
Gemeinsam zur vierten industriellen Revolution
„Das ADeKo-Netzwerk ist ein Motor der deutsch-koreanischen Beziehungen“, stellte Dr. Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, fest. Herausragende Forschung und Innovationen seien nur mit internationalen Kooperationen möglich. Die deutsch-koreanische Zusammenarbeit erlaube es, gemeinsam neue Ideen zu entwickeln. Und was über Ländergrenzen hinweg möglich sei, gelinge auch innerhalb der Länder. Das bestätigte der Vertreter des koreanischen Ministeriums für Handel, Industrie und Energie Sung-Cheon Kang. Für beide Länder biete sich eine große Chance, die vierte industrielle Revolution gemeinsam anzugehen. „Die kontinuierliche Zusammenarbeit ist ein Sprungbrett in die Zukunft“, so Sung-Cheon. „Deshalb werden wir ADeKo weiterhin unterstützen.“
Der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich stellte die guten, freundschaftlichen Beziehungen zwischen Korea und Sachsen heraus und erinnerte an den Dresden-Besuch der koreanischen Staatspräsidentin Park Geun-hye im Jahr 2014. In beiden Nationen gehe es darum, den Transfer der Forschungsergebnisse in die Industrie zu beschleunigen. Wenn aus Forschungen Unternehmen mit vermarktbaren Produkten und neuen Arbeitsplätzen entstünden, zahle sich die staatliche Finanzierung aus.
Von Big Data bis zur Energiewende
Nach der offiziellen Eröffnung gaben hochkarätige Wissenschaftler dem Plenum erste Einblicke in die Themenfelder der Konferenz. In ihren Vorträgen ging es um Big Data und künstliche Intelligenz, Datenübertragung mit Licht und die Herausforderungen durch Industrie 4.0 und Energiewende. Diese und weitere Problemstellungen wurden später in parallelen Sessions eingehend diskutiert. Schon die Liste der Redner machte den hohen Stellenwert dieses bilateralen Treffens deutlich. Am nächsten Tag standen für die südkoreanischen Gäste dann Besuche in Dresdner Technologieunternehmen und Forschungseinrichtungen auf dem Programm.
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Gesprächspartner: Die Dresdner ADeKo-Konferenz bot hervorragende Gelegenheiten zum Kontakteknüpfen
Neues Wissen und viele Anregungen konnten sicherlich alle Teilnehmer aus Dresden mitnehmen. Doch einige hatte noch mehr im Gepäck. Am Rande der Konferenz wurden drei Memorandi of Understanding unterzeichnet. So vereinbarten die Chonnam National University und die TU Dresden eine engere Zusammenarbeit, ebenso das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS mit dem Korea Institute of Materials Science KIMS sowie ADeKo mit dem Verein koreanischer Naturwissenschaftler und Ingenieure VeKNI. „Bei der Anbahnung solcher Kontakte nimmt ADeKo häufig eine Mittlerposition ein“, betonte am Rande der Konferenz Christoph Pollmann, Direktor des DAAD-Informationszentrums Seoul und gleichzeitig Leiter des dortigen ADeKo-Büros.
Inge Gerdes (23. November 2016)