Begrüßungsfeier in Berlin: Stipendiaten für die Welt von morgen
DAAD/Stefan Zeitz
Konzentrierte Blicke: Stipendiaten bei der Berliner Begrüßungsfeier
Im Wintersemester 2016/17 studieren und forschen über 800 vom DAAD geförderte internationale Stipendiatinnen und Stipendiaten an Berliner und Potsdamer Einrichtungen. Etwa 500 von ihnen waren am 22. November zur Willkommensfeier des DAAD in das Audimax der Humboldt-Universität zu Berlin gekommen.
Auf der großen Bühnenleinwand wurden die Tweets des DAAD-Twitter-Accounts zur Veranstaltung gezeigt. Unter dem Hashtag #DAADwelcome konnten sich die Gäste einbringen – viele begeisterte Rückmeldungen gab es für die wunderschönen Beiträge der beiden Violinistinnen und Stipendiatinnen Doretta Balkizas aus Australien und Yuri Katsumata aus Japan. Im Audimax herrschte ein babylonisches Stimmengewirr aus Deutsch, Englisch, Spanisch, Russisch, Arabisch und vielen anderen Sprachen – die meisten der Stipendiatinnen und Stipendiaten kommen in diesem Jahr aus Mexiko, Ägypten, den USA, der Russischen Föderation und Brasilien.
DAAD/Stefan Zeitz
Fröhliche Gemeinschaft: die internationale Gruppe der DAAD-Stipendiaten
Zum ersten Mal wurde die Veranstaltung von zwei Dolmetschern auch ins Englische übersetzt. Wer noch nicht genug Deutsch spricht, konnte Headsets tragen, um der Willkommensfeier gut folgen zu können. Der Rahmen der DAAD-Willkommensfeier passt gut zur Vorstellung einer weltoffenen Universität – ein großes Anliegen von Professorin Sabine Kunst, seit Mai dieses Jahres Präsidentin der Humboldt-Universität und ehemalige DAAD-Präsidentin. Weltoffenheit zeigen, so betonte sie in ihrer Begrüßung, will die Berliner Universität auch in Einrichtungen wie den International Scholar Services, die ausländischen Studierenden mit ihrem Angebot die Orientierung in Deutschland erleichtern wollen.
Der Weg zur „Global Employability“
DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland erinnerte in ihrer Begrüßungsansprache an die Verantwortung von Hochschulen und auch Studierenden angesichts der weltweiten Krisen und Kriege. „Wir denken beim DAAD intensiv darüber nach, wie man junge Menschen politisch mobilisieren kann“, sagte sie. Sie appellierte an die Stipendiaten, sich zu engagieren und für die Demokratie einzusetzen, denn vieles stehe derzeit in Europa auf dem Prüfstand.
Im Mittelpunkt des gemeinsamen Kennenlernens stand in diesem Jahr das Thema „Global Employability“. Wichtig sei, so Dorothea Rüland, dass die Hochschulen nicht am Arbeitsmarkt vorbei ausbildeten. „Auch den Studierenden sollte es nicht nur um fachliches Wissen gehen, sondern sie sollten sich anschauen, wie Theorie und Praxis in Deutschland verbunden sind“. Es gehe auch um den Nutzen des Auslandsstudiums für die Karriere und den Arbeitsmarkt und darum, wie Auslandserfahrungen den Lebensweg beeinflussen.
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Diskutierten Zukunftsperspektiven (v. l.): Ralf Beste, Oliver Kaczmarek, Michael Harms, Barbara Dorn und Jacek Kudła
Diese Themen griff auch die von Dr. Michael Harms, Leiter der Abteilung Kommunikation des DAAD, moderierte Podiumsdiskussion unter der Überschrift „Global Employability – Internationale Mobilität als Chance auf dem Arbeitsmarkt weltweit“ auf. Ralf Beste, Beauftragter für Strategische Kommunikation im Auswärtigen Amt und selbst DAAD-Alumnus, unterstrich die Bedeutung der DAAD-Stipendienprogramme, die eine Investition in die Zukunft seien – mit jahrzehntelangen Nachwirkungen. „Deutschland ist Exportnation. Wir leben von Austausch und internationaler Vernetzung“, sagte er. Auch Dr. Barbara Dorn, Leiterin der Abteilung Bildung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, erklärte, dass deutsche Arbeitgeber Nachwuchs aus der Hochschule mit internationalen Erfahrungen benötigen. Das gelte für große Unternehmen ebenso wie für die Vielzahl der mittelständischen und kleinen Betriebe. Ein Pluspunkt für internationale Studierende sei, sagte Oliver Kaczmarek, Bundestagsabgeordneter und stellvertretener bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, dass sie auf ein gut aufgestelltes Hochschulsystem treffen, das beste Qualität bietet und dies an Standorten in ganz Deutschland.
In Deutschland ankommen
Dass Auslandserfahrungen voranbringen und Chancen eröffnen, darin waren sich alle in der Diskussionsrunde einig. Doch mitunter ist das Auslandsstudium so selbstverständlich geworden, dass am besten noch berufliche Erfahrungen hinzukommen, um die Arbeitgeber in Bewerbungsrunden zu überzeugen: Barbara Dorn regte an, dass die Studierenden aus dem Ausland früh Praktika in Unternehmen absolvieren und auch nach dem Abschluss berufliche Erfahrungen in Deutschland sammeln sollten. In einem zuvor gezeigten Film hatten DAAD-Alumni aus Ländern wie Polen, Frankreich und Honduras erzählt, wie gut es gelingen kann, in Deutschland beruflich und privat Fuß zu fassen.
Immer wieder wurde in der Diskussion neben dem Nutzen für die berufliche Karriere die immense Bedeutung des Auslandsstudiums für die persönliche Entwicklung angesprochen. Nicht nur das Fachliche ist wichtig, sagte Jacek Kudła, DAAD-Alumnus und Jurist aus Polen: „Mir helfen heute meine interkulturellen Kompetenzen im Beruf sehr, weil ich mich auf internationale Situationen gut einstellen kann. Ich verstehe mich mit Menschen aus anderen Ländern gut.“ Auch Ralf Beste erzählte begeistert von eigenen Auslandserfahrungen in Baltimore in den USA: „Es geht darum zu lernen, die Welt mit den Augen der Anderen zu sehen.“
Aus dem Publikum brachte es der mexikanische DAAD-Stipendiat José Antonio Bayona Viveros, Seismologe am Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) in Potsdam, auf den Punkt: Das Stipendium und der Aufenthalt in Deutschland hätten sein Leben verändert und seine Vorstellungen neu geprägt. Wenn sich viele der DAAD-Neuankömmlinge in Deutschland so heimisch fühlen, dann hat sich ihr Auslandsstudium schon gelohnt.
Kerstin Schneider (28. November 2016)