Partner in der Welt: Tagung zur Transnationalen Bildung in Berlin
DAAD/Andreas Paasch
Diskutierten gemeinsam (v. l.): der Präsident der German-Jordanian University Natheer Abu-Obeid, DAAD-Generalsekretärin Dorothea Rüland und MdB Kai Gehring
Zu dem Thema „Transnationale Bildung made in Germany – Bilanz und Perspektiven“ trafen sich in Berlin internationale Wissenschaftler, Wissenschaftsmanager und politische Entscheidungsträger auf Einladung des DAAD. Sie machten auch deutlich: Internationale Kooperation ist derzeit wichtiger denn je.
Immer mehr junge Menschen interessieren sich für Studienangebote deutscher Hochschulen im Ausland. „Weltweit sind in 36 Ländern und Regionen 28.500 ausländische Studierende für 261 Studiengänge eingeschrieben“, sagte Dr. Dorothea Rüland, Generalsekretärin des DAAD, zum Auftakt der Tagung „Transnationale Bildung (TNB) made in Germany – Bilanz und Perspektiven“ in Berlin. Sie verwies auf zahlreiche Krisenherde weltweit, aufgrund derer nun von einigen Seiten Zweifel am deutschen Engagement geäußert würden. „Doch gibt es eine Alternative zu Hochschulinternationalisierung und Kooperation?“, fragte Rüland. „Ich denke nicht.“ Gerade in schwierigen Zeiten und angesichts unterschiedlicher Positionen stehe der DAAD dafür ein, „die Türen für Kooperationen geöffnet zu halten, so lange es irgendwie geht“.
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Vielschichtiger Austausch: Workshops, Podiumsrunden und ein Fachvortrag bündelten Themen der Transnationalen Bildung
Alle zwei Jahre stärkt der DAAD mit einer großen TNB-Tagung den Austausch mit internationalen Wissenschaftlern, Wissenschaftsmanagern und politischen Entscheidungsträgern. Im Fokus: die von den DAAD-Förderprogrammen unterstützten deutschen Studiengänge im Ausland, binationalen Hochschulen und Zweigstellen deutscher Hochschulen im Ausland. Dort lernen nach den Worten der DAAD-Generalsekretärin „hochengagierte, hochmotivierte, weltoffene Menschen“, die nach ihrem Abschluss zudem als Fachkräfte gefragt seien.
Was ist „typisch deutsch“?
Die Frage nach den Charakteristika deutscher Bildungsangebote im Bereich der Transnationalen Bildung stand im Mittelpunkt der diesjährigen Tagung. Dorothea Rüland verwies darauf, dass das transnationale Engagement deutscher Hochschulen über den DAAD mit Mitteln der Bundesregierung gefördert werde – eine zentrale Voraussetzung für nachhaltigen Erfolg. Bei der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Akteuren im Ausland setze Deutschland auf einen „partnerschaftlichen Ansatz“ und auf „Kooperation auf Augenhöhe“. Auch deutsche Stärken in den Natur- und Technikwissenschaften werden von Studierenden und TNB-Partnern weltweit besonders geschätzt: „Bei zwei Dritteln der Studiengänge handelt es sich um MINT-Fächer“, hob Dorothea Rüland hervor. Britische und australische Hochschulen würden im Ausland hingegen eher Studiengänge wie Betriebswirtschaft und Management, Sozialwissenschaften und Jura anbieten, betonte der TNB-Experte Dr. William Lawton. Im Gegensatz zu den deutschen Hochschulen seien diese Ansätze eher darauf ausgerichtet, mit dem Exportgut Bildung Gewinne zu erwirtschaften. „Exportziele – das ist jedoch nicht das, was Menschen in Asien hören wollen“, sagte Lawton. „Sie sind an gleichberechtigter Partnerschaft interessiert.“
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William Lawton: zunehmende Chancen für das deutsche Modell
Vor diesem Hintergrund sieht der Experte das deutsche Modell mit zunehmenden Chancen, zumal es den Studierenden auch die Möglichkeit bietet, Praktika, Blockseminare und Studienaufenthalte in Deutschland zu absolvieren. Dass Anbieter Transnationaler Bildung immer stärker auf das von Studierenden ebenfalls geschätzte E-Learning setzten, benannte William Lawton als einen weiteren wichtigen Trend.
Beide Seiten profitieren
Zukunftsperspektiven, fachliche Schwerpunkte und aktuelle Herausforderungen wurden während der Berliner Tagung vielschichtig diskutiert, auf dem Podium wie in verschiedenen Arbeitsgruppen. Zahlreiche Vertreter herausragender TNB-Projekte schilderten ihre Erfahrungen. Professor Peter Scharff, Rektor der TU Ilmenau und Vizepräsident des German-Russian Institute of Advanced Technologies (GRIAT) in Kasan, sagte: „Wir von der TU Ilmenau wollen jungen Menschen vor Ort Bildung vermitteln, weil wir an das ‚One World‘-Projekt glauben. Der wirtschaftliche Erfolg ist für uns nebensächlich.“ Mehrere Redner betonten, dass der gleichberechtigte Austausch mit den Partnern vor Ort eine Bedingung für das Gelingen sei. „Sowohl die deutsche als auch die russische Sichtweise sind von Belang“, sagte Professor Albert Gilmutdinov, Rektor der Nationalen Tupolew-Universität in Kasan, an der das GRIAT angesiedelt ist. Gilmutdinov machte deutlich, dass die deutschen Partner ebenfalls von russischer Expertise in den Ingenieurwissenschaften profitieren.
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Internationale Gesprächspartner: Auf der TNB-Tagung wurden unter anderem Erfahrungen aus Kairo und Kasan ausgetauscht
Transnationale Bildung made in Germany lockt im Ausland besonders gute Bewerber an. „Die Durchschnittsnote der Studenten, die an der German University Cairo zugelassen werden, liegt bei 1,2“, sagte Professor Ashraf Mansour, Gründer der ältesten vom DAAD-geförderten binationalen Hochschule. „Rund 70 Prozent unserer Absolventen im Oman haben drei Monate nach dem Examen eine feste Stelle“, hob Professor Ernst Schmachtenberg, Rektor der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen hervor. Die German University of Technology (GUtech) im Oman ist mit der RWTH assoziiert.
„Im Ausland gibt es eine riesige Nachfrage nach Zusammenarbeit mit Deutschland“, bestätigte Peter Greisler vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Transnationale Bildung made in Germany stehe weltweit für „Qualität, Praxisorientierung, forschendes Lehren, demokratische Verfasstheit und die Freiheit von Lehre und Forschung. Das nehmen die Menschen als typisch deutsch wahr“. In Ländern wie der Türkei und Ungarn, wo demokratische Strukturen in Gefahr sind, stelle die Anknüpfung an Deutschland für Studierende und Lehrkräfte eine wertvolle Sicherheit dar, betonten mehrere Wissenschaftler in der Diskussion.
Die gut funktionierende Partnerschaft sei in Zeiten der Krise „ein großes Plus“, sagte Heidrun Tempel, Beauftragte für Außenwissenschafts-, Bildungs- und Forschungspolitk im Auswärtigen Amt. Sie verwies darauf, dass Transnationale Bildung Vielfalt fördere. So könnten sich zum Beispiel junge Juristen in Ostafrika durch den Austausch mit deutschen Partnern ganz unterschiedlichen Themen widmen – von Menschenrechten bis hin zu Fragen des Wirtschaftsrechts.
Dank und Ausblick
Mit Blick auf die Zukunft der Transnationalen Bildung formulierte der Bundestagsabgeordnete Kai Gehring, Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung: „Wir haben im Bundestag einen fraktionsübergreifenden Konsens, dass TNB-Projekte wichtig sind. Wir sollten fortführen, was so erfolgreich ist. Im Namen des Bundestages möchte ich mich bei Ihnen für Ihre großartige Arbeit bedanken.“ Zudem brachte Professor Natheer Abu-Obeid, Präsident der German-Jordanian University in Amman, den besonderen Wert transnationaler Bildungseinrichtungen mit dem Markenzeichen made in Germany markant auf den Punkt: Sie seien „Leuchttürme, die so gut funktionieren wie deutsche Maschinen. Sie sind Zentren der Aufklärung.“
Josefine Janert (6. Dezember 2016)
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DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland im Gespräch mit dem Deutschlandfunk