German Science Day Vietnam: Zwei Partner für die Zukunft
DAAD/Nguyen Hung Minh
Gemeinsam für den German Science Day: Delegationsmitglieder des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), Vertreter des vietnamesischen Wissenschafts- und Technologieministeriums (MoST) sowie Mitarbeiter des DAAD in Vietnam
Organisiert vom DAAD in Vietnam hat in der südvietnamesischen Metropole Ho-Chi-Minh-Stadt der German Science Day Vietnam stattgefunden. Eine hervorragende Gelegenheit zum bilateralen Austausch, der etwa die Forschung zu Stadtentwicklung, Klimawandel und Biodiversität besonders betrifft.
Es sind beeindruckende Bilder, die Wissenschaftler der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg auf dem German Science Day am 1. März in Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam zeigten: Auf Seen, Flüssen und an Küsten schwimmende Häuser, deren Bewohner sich autark mit Wasser und Energie versorgen. Eine neue Form des Wohnens, die an Vietnams mehr als 3.000 Kilometer langer Küste Realität werden könnte, sollte infolge des Klimawandels der Meeresspiegel weiter steigen und Landstriche unbewohnbar werden.
Spannende Leistungsschau
Bereits zum zweiten Mal hatten das vietnamesische Wissenschafts- und Technologieministerium (Ministry of Science and Technology, MoST) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zum German Science Day eingeladen. Der Anspruch: „Die Veranstaltung soll eine Leistungsschau der aktuellen Forschungsfelder beider Staaten sein“, sagt Anke Stahl, die die DAAD-Außenstelle in Hanoi leitet und zusammen mit dem Team von Dr. Annette Klosa, Leiterin des DAAD-Informationszentrums in Ho-Chi-Minh-Stadt, den German Science Day organisiert hat. Wassertechnologie, Stadtentwicklung, Bioökonomie und Gesundheitsforschung sind Schwerpunktthemen, an denen derzeit Forscher beider Länder vor allem in Verbünden arbeiten. Die schwimmenden Häuser sind beispielsweise Teil des Netzwerks „Schwimmtour“, in dem zehn Forschungseinrichtungen, Unternehmen und andere Partner aus Deutschland und Vietnam kooperieren.
DAAD/Nguyen Hung Minh
Teilnehmer des German Science Day: Kooperationen im Blick
Auch andere Forschungsvorhaben präsentierten sich auf dem Science Day: Mitarbeiter des Saarbrücker Instituts für Zukunftsenergiesysteme und des Da Nang Institute for Socio-Economic Development widmen sich dem Thema effizientere Planung, um den Anforderungen rasant wachsender Metropolen gerecht zu werden. Am Forschungszentrum Jülich und an der Vietnam Forest University in Hanoi forschen Wissenschaftler gemeinsam auf dem Gebiet der Bioökonomie – und Gesundheitsforscher der Universität Greifswald und der Vietnam National University Hanoi beschäftigen sich mit der Infektionskrankheit Melioidose.
Doch der German Science Day soll nicht nur Wissenschaftlern aus verschiedenen Fachdisziplinen Gelegenheit zur Werkschau bieten. Er dient auch insbesondere dazu, Kontakte zwischen deutschen und vietnamesischen Wissenschaftlern zu knüpfen. „Deutschland und seine Forschung genießen in Vietnam einen sehr guten Ruf“, sagt Anke Stahl. Rund 6.000 Alumni leben in Vietnam, die einst in Deutschland studierten; einige von ihnen sind heute in Schlüsselpositionen in Wissenschaft, Politik und Wirtschaft tätig. Die Verbundenheit zu Deutschland ist bei vielen noch groß, ebenso das Interesse an gemeinsamer Forschung, wie das Beispiel Stadtentwicklung zeigt, das beim BMBF derzeit wegen der Kampagne „Zukunftsstadt“ hoch im Kurs steht. Während des German Science Day gab es eigens zu diesem Thema eine Session, auf der sich deutsche Forschungseinrichtungen vorstellten, die vietnamesische Partner suchen. „Das war ein besonders attraktives Angebot, bei dem sich viele vietnamesische Wissenschaftler und Hochschulvertreter mit ihren jeweiligen Interessen melden konnten“, hebt Anke Stahl hervor.
Besonderes Potenzial im Süden Vietnams
Das Konzept des German Science Day ist bestens aufgegangen. Rund 350 Teilnehmer aus ganz Vietnam besuchten die Veranstaltung. Dr. Ludwig Kammesheidt, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am DLR(Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt)-Projektträger Internationales Büro und im Auftrag des BMBF unter anderem zuständig für die Forschungskooperation mit Vietnam, zieht zufrieden Bilanz: „Die Resonanz war noch größer als bei der ersten Veranstaltung, zu der Ende 2015 rund 150 Gäste nach Hanoi kamen“, sagt er. Viele der vom BMBF geförderten Projekte hätten Kooperationspartner im Norden des Landes, wo die Hauptstadt Hanoi liegt. Im Süden Vietnams mit Ho-Chi-Minh-Stadt als Zentrum gebe es offensichtlich weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit, die bisher noch nicht ausgeschöpft worden seien.
DAAD/Nguyen Hung Minh
Andrang: Der German Science Day traf auf großes Interesse
Vietnam im Südosten Asiens gilt als dynamischer „Tigerstaat“; die Wirtschaft brummt. Seit 20 Jahren fördern BMBF und MoST bilaterale Forschungsprojekte zwischen Deutschland und Vietnam. Das Land ist ein Schwerpunkt in der Wissenschaftlich-Technologischen Zusammenarbeit des BMBF; seit 2006 gibt es eine strategische Partnerschaft zum Themenfeld Wasser zwischen den beiden Staaten. Auch aus Sicht von DAAD-Außenstellenleiterin Anke Stahl spricht viel für die Kooperation: Die geografische Lage, das hohe Potenzial an Wissenschaftlern oder spannenden Forschungsthemen, angefangen beim Thema Biodiversität in einem der Staaten mit der höchsten Artenvielfalt weltweit. Ebenfalls interessant: die Gesundheitsforschung in einem tropisch-subtropisch geprägten Land sowie die Beschäftigung mit dem Klimawandel, der den Küstenstaat gefährdet, weshalb Vietnam ein besonderes Interesse an wissenschaftlicher Expertise auf diesem Gebiet hat. „Vietnam will sich weiterentwickeln“, sagt auch Ludwig Kammesheidt. Ein Zeichen dafür sei, dass das Land seit Jahren deutsche Forschungsvorhaben mit Beteiligung vietnamesischer Einrichtungen, etwa in den Umweltwissenschaften oder der Wasserforschung, mitfinanziere.
Zum Ausdruck kommt die Wertschätzung auch darin, dass Deutschland das einzige Partnerland ist, mit dem das vietnamesische Wissenschaftsministerium einen Science Day organisiert. Auch deshalb ist die Freude auf deutscher Seite groß, dass die Veranstaltung kommendes Jahr eine dritte Auflage erleben wird.
Benjamin Haerdle (8. März 2017)