Festveranstaltung für DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel
DAAD/Ausserhofer
Zur Festveranstaltung von DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel kamen zahlreiche prominente Gäste aus Politik und Wissenschaft, Freunde und Familie
Im Französischen Dom in Berlin gratulierte der DAAD seiner Präsidentin zum 70. Geburtstag. Auch Bundesaußenminister Sigmar Gabriel und die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer würdigten Margret Wintermantels Leistungen für die Wissenschaft und das deutsche Hochschulsystem. Sie reichen von der Arbeit der jungen Forscherin auf dem Gebiet der kognitiven Sozialpsychologie über ihre Aufgaben als Universitätspräsidentin und erste Frau an der Spitze der Hochschulrektorenkonferenz bis zum DAAD. Vor zahlreichen prominenten Gästen aus Politik und Wissenschaft, vor Freunden und Familie wurde deutlich, was diese unterschiedlichen Lebensstationen verbindet.
Als letzte Rednerin trat die Jubilarin ans Pult – und wollte das zuvor Gesagte, die Reden voll des Lobes für ein beeindruckendes Lebenswerk, doch relativieren. Diese Außenperspektive, so DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel, sei jedenfalls positiver als ihre Innenperspektive. Und sie zitierte Søren Kierkegaard: „Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.“ Nicht ohne anzufügen, dass sie selbst noch manche offene Frage mit sich trage. Das passt zu einer produktiven Unruhe, die Margret Wintermantel offenbar durch ihr Leben begleitet – von der jungen, Kierkegaard lesenden Studentin bis zur Präsidentin der weltgrößten Organisation für den akademischen Austausch.
Die Festveranstaltung zum 70. Geburtstag der DAAD-Präsidentin hatte beides: Die Ehrerbietung, die der Anlass verdient, und den Swing, der zeigt, dass auch künftige Aufgaben mit Elan angegangen werden. Das wurde sogar musikalisch deutlich, durch die famosen Variationen des Stephan König Jazz-Quartetts über Kompositionen Johann Sebastian Bachs. Aber insbesondere durch die Geburtstagsreden.
Für das weltweite Engagement für Internationalisierung und die Weiterentwicklung der deutschen Hochschullandschaft dankte Bundesaußenminister Sigmar Gabriel dem DAAD und seiner Präsidentin
Aber Gabriel schlug auch die Brücke zur ganz persönlichen Bedeutung des akademischen Austauschs für einzelne. Mit Verweis auf das Engagement, das der DAAD unter seiner Präsidentin angesichts der Flüchtlingskrise entfaltet hat, sprach er von der „Kraft, die darin liegt, wenn Brüche in der Bildungsbiografie zu Bildungschancen werden“. Gabriel zitierte auch aus dem Dankesschreiben eines syrischen Stipendiaten an die Präsidentin. Der 25-Jährige dankte für die Möglichkeit des Studiums an der Universität Siegen – und für die Chance, viele Ideen, aber auch Eindrücke von gelebten Werten wie Gleichberechtigung einmal mit zurück in sein Heimatland nehmen zu können. Der DAAD habe sein Leben verändert.
Große Reformen gestalten
Es war ein Motiv, das diesen festlichen Abend im Französischen Dom in Berlin prägte: Der Weg des Einzelnen ist wichtig für die Gemeinschaft. Auch deshalb passte es, dass DAAD-Vizepräsident Professor Joybrato Mukherjee und DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland in ihrer gemeinsamen Ansprache die sehr vertrauensvolle, persönliche Zusammenarbeit mit der Präsidentin mit den strategischen Zielen des DAAD verbanden. Dorothea Rüland ließ auch Zahlen sprechen: Seit dem Amtsantritt von Margret Wintermantel als DAAD-Präsidentin im Januar 2012 hat sich das Budget der Austauschorganisation um 35 Prozent erhöht; die Zahl der pro Jahr Geförderten ist von 100.000 auf 142.000 gestiegen und die Gesamtzahl der DAAD-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter im In- und Ausland hat mittlerweile die 1.000er-Marke erreicht. Schon 2014 hat sich der DAAD strukturell neu aufgestellt.
DAAD-Vizepräsident Joybrato Mukherjee und DAAD-Generalsekretärin Dorothea Rüland verbanden in ihrer gemeinsamen Ansprache die vertrauensvolle, persönliche Zusammenarbeit mit der Präsidentin mit den strategischen Zielen des DAAD
Auch DAAD-Vizepräsident Mukherjee sprach die besondere Fähigkeit Margret Wintermantels an, große organisatorische Reformen zu gestalten. Er blickte dabei auch auf ihre Zeit als Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz, in der die erste Frau an der Spitze der HRK enorm fordernde, aber notwendige Prozesse mitgestaltet habe: vom Bologna-Prozess bis hin zur Exzellenzinitiative. „Frühzeitig und visionär“ habe sie die Themen erkannt, die die deutschen Hochschulen mit Blick in die Zukunft beschäftigen sollten. Mukherjee ging ebenso auf das während Margret Wintermantels HRK-Präsidentschaft eingeführte Audit „Internationalisierung der Hochschulen“ ein, dass „enorme Nachfrage“ erzeugte und es Hochschulen ermögliche, ihre eigene, spezifische Internationalisierungsstrategie zu entwickeln.
Offenheit gegenüber dem Neuen
Es geht um das von einer weiteren Gratulantin angesprochene, sprichwörtliche „über den Tellerrand schauen“: Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer stellte in ihrer Rede heraus, dass sich Margret Wintermantel wie nur wenige für Offenheit gegenüber Neuem einsetzt. Und dass sie in diesem Sinne auch die Universität des Saarlandes wesentlich geprägt hat. 1992 kam sie als Professorin an die Universität, von 2000 bis 2006 amtierte sie als Präsidentin. Anfang März 2017 hat Margret Wintermantel der Anfrage der saarländischen Landesregierung entsprochen und das Amt der Vorsitzenden des Hochschulrates der Universität des Saarlandes übernommen – auch hier also von Ruhestand keine Spur. Annegret Kramp-Karrenbauer dankte ihr und würdigte auch die von Margret Wintermantel gepflegte Diskussionskultur: „verbindlich im Ton und verbindend zwischen denen, die diskutieren“.
Feierliches Ambiente im Französischen Dom in Berlin
Gemeinschaft gestalten, Menschen verbinden, Austausch ermöglichen: alles Ziele des DAAD, der dabei nie seine Verankerung in der Welt von Bildung und Wissenschaft verhehlt. Seine Präsidentin ist selbst als junge Forscherin an die US-amerikanischen Spitzenuniversitäten in Ann Arbor und Berkeley gegangen. An ihre Forschungsarbeit auf dem Feld der kognitiven Sozialpsychologie erinnerte Professor Onur Güntürkün mit seinem Festvortrag, der das Fachgebiet als „Schlüssel zum Verstehen sozialer Netzwerke“ beschrieb. Der mehrfach ausgezeichnete, auch international hoch anerkannte Biopsychologe Güntürkün veranschaulichte, dass die von Margret Wintermantel begonnene Arbeit „von ungeheurer Bedeutung für das ist, was sich heute um uns herum abspielt“.
Güntürkün hatte für die Erkenntnisse der Forschung sehr unterhaltsame Beispiele ausgewählt. Etwa den Fall einer fiktiven Karin, der man ob ihrer ökologischen Einstellungen den Sportwagen keinesfalls zutraut – ihr stattdessen aber aufgrund falscher Erinnerung schnell den Einkauf beim Bio-Metzger andichtet. Der ernste Kern von Güntürküns Ausführungen: Wenn wir uns nur auf altbekannte Schemata verlassen und uns abschotten und nur mit Menschen aus unserer eigenen sozialen Gruppe austauschen, gehen Reichtum des Erfahrens und Vielfalt der Verständigung verloren. Die Erkenntnis ihrer Forschung zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Leben: Für Weltoffenheit und Austausch wird sich Margret Wintermantel auch künftig an der Spitze des DAAD einsetzen.
Johannes Göbel (28. April 2017)