Re:learn auf der re:publica 2017: neue Lern- und Lehransätze für Deutschland-Alumni

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"Love Out Loud!": Gruppenbild der Alumni und des DAAD-Teams unter dem re:publica-Motto 2017

29 Experten aus 17 Entwicklungsländern besuchten im Rahmen eines vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanzierten Fachlichen Alumni-Sonderprojekts die 11. Digitalkonferenz re:publica in Berlin. Mit neuem Wissen und vielfältigen Kontakten wollen sie sich für die Lebens- und Lernbedingungen in ihren Heimatländern einsetzen.

Beatrice Uwayezu hat schon zur Verbesserung des Managements in den Gesundheitseinrichtungen ihres Landes beigetragen, indem sie zusammen mit anderen Experten aus Ruanda konkretere Anleitungen und Richtlinien für Verfahren in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen erarbeitete. „Das war mein größter beruflicher Erfolg“, sagt die Mitarbeiterin der Hilfsorganisation Caritas in Ruanda. Doch das ist ihr nicht genug: Sie ist zusammen mit 28 weiteren erfahrenen Praktikern unterschiedlicher Sektoren nach Deutschland gekommen, um die Digitalkonferenz re:publica zu besuchen und sich zu neuen Kommunikations- und Bildungsthemen fortzubilden. Ein Alumni-Sonderprojekt des DAAD machte die Reise möglich.

Fachseminare in Potsdam und Neu-Ulm

Der Besuch der re:publica führte zwei Alumni-Gruppen zusammen, die im Rahmen des Sonderprojekts zuvor an der Hochschule Neu-Ulm und der Universität Potsdam Fachseminare absolviert hatten. In den vom DAAD aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geförderten Seminaren beschäftigten sich die Alumni mit digitalen Entwicklungen und neuen Lernansätzen in unterschiedlichen Themenfeldern – von Design Thinking über politische Fragen bis zu konkreten Anwendungen im Gesundheitssektor. Schon auf der pre:publica, einen Tag vor der Konferenz, stellten sie ihre Seminarergebnisse vor. So präsentierten Beatrice Uwayezu und andere Alumni E-Learning-Einheiten, die sich an Krankenhausmitarbeiter aus afrikanischen Staaten richten und die auch Videos und Tonaufnahmen nutzen.

Fachliche Alumni-Sonderprojekte: re:publica 2017

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Diskutierten die Zukunft des Lernens: Katrin Haufe-Wadle (DAAD), Jenna Büchy (UP Transfer GmbH), Alumna Beatrice Uwayezu und Moderatorin Melanie Stilz

Die Sozialwissenschaftlerin Jenna Büchy, die für die gemeinnützige UP Transfer GmbH an der Universität Potsdam arbeitet, erklärte auf der öffentlichen DAAD-Veranstaltung im Rahmen der pre:publica, was bei Online-Lernangeboten zu beachten ist und wie solche Angebote verbessert werden können: „Online-Kurse können ein Teil des Lernkonzepts sein“, führte sie aus, „sie sind kein Hindernis, am Ende eines Kurses auch persönlich zusammenzukommen, denn schließlich lässt es sich bei persönlichen Treffen einfacher diskutieren und Ergebnisse zusammenzufassen.“

Vielfältige Projekte für Alumni

Mit fachlichen Alumni-Sonderprojekten wie diesem bringt der DAAD immer wieder internationale Wissenschaftler und Praktiker zusammen. Auf Messen und Konferenzen wie zum Beispiel der Hannover Messe, der Wasser-Messe IFAT oder nun erstmals bei der re:publica kommen die verschiedenen Alumni aus Entwicklungs- und Schwellenländern auch mit internationalen Unternehmen ins Gespräch. Die Ziele sind klar: Wissenschaftliche Erkenntnisse sollen auch von der Wirtschaft und Zivilgesellschaft genutzt werden. Und die Alumni sollen zu Innovationen und wirtschaftlichem Wachstum in ihren Heimatländern beitragen können. Damit unterstützt der DAAD auch die Entwicklungszusammenarbeit. Die Themen der Sonderprojekte sind vielfältig: Sie reichen von Wassermanagement und Ernährung über Medizin und Ökologie bis hin zu Fragen aus dem Bildungsbereich.

DAAD-Mitarbeiterin Arngard Leifert weiß, dass die Digitalisierung bei diesen Themen eine wichtige Rolle spielt. „Für die Verbesserung der medizinischen Versorgung der ländlichen Bevölkerung in Entwicklungsländern leisten Gesundheits-Apps inzwischen einen erheblichen Beitrag“, erklärt die Leiterin des DAAD-Teams für Alumniprojekte im Referat „Projektförderung deutsche Sprache, Alumniprojekte, Forschungsmobilität (PPP)“. „Wissenserwerb und Wissensaustausch, die Vernetzung von Akteuren – das alles findet verstärkt virtuell statt.“ Die re:publica zeige, wie sich Akteure digital und international vernetzen können und gebe Empfehlungen für langfristige Strategien. „Die re:publica illustriert aber auch Grenzen der virtuellen Zusammenarbeit“, ergänzt  Arngard Leifert.

Fachliche Alumni-Sonderprojekte: re:publica 2017

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Nicht nur digital unterwegs: Die Alumni fanden auch Zeit, sich Berliner Sehenswürdigkeiten wie den Reichstag anzuschauen

„Digitale Medien ermöglichen es uns, Hochschulbildung und Studium neu und weltweit zu denken“, ergänzt Katrin Haufe-Wadle, Referentin für digitale Hochschulbildung im Referat „Strategieentwicklung und Hochschulpolitik“ des DAAD. „Dazu gehört es auch, neue Lernmodelle zu etablieren.“ Bei der DAAD-Veranstaltung auf der pre:publica wurde auch über den „Connected Learning“-Ansatz diskutiert, der es Menschen ermöglicht, vorhandene Lern-Ressourcen so miteinander zu verknüpfen, dass personalisierte Lernpfade entstehen. „Gleichzeitig lernen alle Beteiligten, wie man in realen und virtuellen Räumen Auslandsmobilität neu erleben kann“, betont Haufe-Wadle. Der DAAD hat dabei auch den „global classroom“ im Blick, in dem durch digitale Vernetzung völlig neue Möglichkeiten entstehen.

Ein schlechter Zugang zu Bildungsangeboten ist ein großes Problem für die wirtschaftliche Entwicklung vieler Entwicklungsländer. Besonders schwer haben es meist Mädchen. In einem Caritas-Projekt zur Förderung von Frauen informiert die Alumna Beatrice Uwayezu Mädchen über Gesundheitsthemen, aber auch über Menschenrechte und Konfliktmanagement. Die allgemeine Gesundheitssituation in Afrika ist ebenfalls schwierig. Digitale Angebote könnten die Situation verbessern, meinen Experten. Denn ein einziges E-Learning-Angebot kann von Hunderttausenden Schülern genutzt werden, solange die Schüler einen Computer und einen Internetzugang haben. Sogar auf vergleichsweise günstigen Smartphones können Jugendliche mithilfe von Apps für die Schule und das Leben lernen.

Dr. Denis Nsame Nforniwe betont, er habe auf der re:publica gelernt, wie viele Dinge mit Smartphones gemacht werden können. Außerdem besuchte er Stände, an denen er neue Hardware zur medizinischen Begleitung von Patienten ausprobieren konnte. Er ist Direktor des Regional-Krankenhauses Limbe in Kamerun. In Kamerun will der Mediziner sein Wissen an andere Führungskräfte und Ausbilder weitergeben und Audio-Kurse für Angestellte im Gesundheitswesen erstellen. Mehrere Teilnehmer des Alumni-Sonderprojekts äußerten, die re:publica habe ihnen Mut für die Zukunft gemacht. Obed Kambasu aus Uganda erklärte: „Ich möchte die Kraft der Improvisation mitnehmen – Menschen müssen Dinge mit den Ressourcen erstellen, die ihnen zur Verfügung stehen.“

Andreas Maisch (17. Mai 2017)