Blick nach Bhutan: Gemeinsam Bildung gestalten
DAAD
DAAD-Generalsekretärin Dorothea Rüland (3. v. l.) und Heike Mock (5. v. l.), Leiterin der DAAD-Außenstelle Neu-Delhi, trafen an der Royal University of Bhutan unter anderen Vice Chancellor Dasho Nidup Dorji (M.)
Bhutan geht neue Wege: mit der Idee eines „Bruttonationalglücks“, aber auch im Bereich Bildung. Dabei wird das Land vom DAAD unterstützt. Erst vor Kurzem besuchte DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland Bhutan, das unter anderem durch eine besondere Energiepartnerschaft mit Deutschland verbunden ist.
Es ist Pionierarbeit: für moderne, nachhaltige Energienutzung – und für die Zukunft Bhutans. Im Rahmen seines Programms Praxispartnerschaften hat der DAAD in den vergangenen vier Jahren das Projekt „Analysis and Modelling of Bhutan’s Hydropower Plants“ gefördert. Zwischen der Universität Rostock, der Royal University of Bhutan und zwei bhutanischen Unternehmen konnte so ein wissenschaftlicher Austausch etabliert werden, der die Hochschulausbildung im Bereich Wasserkraftwerktechnik stärkt. Das Projekt hat nicht nur der deutschen Seite wertvolle Einblicke gegeben: Studierende und Wissenschaftler sind aus Bhutan nach Rostock gekommen, um dort an der Universität eine Spezialausbildung in elektrischer Energietechnik zu absolvieren. Das hilft dem Land im Himalaja auf lange Sicht, sein außergewöhnliches Energiepotenzial zu nutzen.
ITMZ, Universität Rostock
Für Energie-Experten: deutsch-bhutanischer Austausch an der Universität Rostock
Die Erlöse der bhutanischen staatlichen Wasserkraftgesellschaft machen nicht weniger als 40 Prozent der Staatseinnahmen aus. Der Nachbarstaat Indien ist der bedeutendste Abnehmer der so gewonnenen Energie. Umso wichtiger ist es, dass das Wasserkraftwerknetz von gut ausgebildeten Experten in Stand gehalten wird. Dazu trägt die vom DAAD geförderte Praxispartnerschaft bei – und sie eröffnet weitere Perspektiven: „Unsere positiven Erfahrungen in diesem Projekt sprechen für einen Ausbau der Hochschulkooperation auch in anderen Fachbereichen“, sagt DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland. Sie besuchte vor wenigen Tagen Bhutan und nahm dort unter anderem an einem Workshop der Energiepartner teil, der mit einem DAAD-Alumni-Treffen verknüpft wurde.
Ökologische Vorreiter
Auch die Agrar- und Forstwissenschaften bieten besondere Ansatzpunkte für Kooperationen. Im Vordergrund stehen Bereiche wie nachhaltige und ökonomische Entwicklung, Ernährungssicherung und biologischer Anbau. Die Landwirtschaft Bhutans gilt als besonders klimafreundlich. Der Staat hat das Ziel, als erstes Land der Welt zu 100 Prozent auf ökologische Landwirtschaft umzusteigen. Laut Verfassung müssen zudem mindestens 60 Prozent der Landesfläche aus Wald bestehen; aktuell liegt dieser Anteil sogar bei rund 80 Prozent. Als einzige Hochschule Bhutans setzt die Royal University mit ihren landesweit elf Colleges entsprechende Schwerpunkte, möchte sich aber grundsätzlich stärker internationalisieren. Das verdeutlichte Dasho Nidup Dorji, Vice Chancellor der Universität, während seiner Teilnahme am Workshop der Wasserkraftexperten.
DAAD
Mit Erfahrungen aus Deutschland: Gruppenbild vom DAAD-Alumni-Treffen in Bhutan
Studienaufenthalte in Deutschland hat der DAAD in den vergangenen Jahren für bhutanische Stipendiaten insbesondere über sein Programm Entwicklungsbezogene Postgraduiertenstudiengänge (EPOS) gefördert, aber auch über das Helmut-Schmidt-Programm, das den Stipendiaten Studien mit Bezug zu guter Regierungsführung ermöglicht. „Wir müssen auch darauf achten, dass wir nicht nur in das technische und wissenschaftliche Know-how der jeweiligen Stipendiaten investieren, sondern zugleich Capacity Building in Bhutan unterstützen“, sagt Heike Mock, Leiterin der DAAD-Außenstelle in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi. So könne es auch gelingen, die Hochschulausbildung in Bhutan weiter auszubauen und die „Employability“ der Absolventen grundsätzlich zu erhöhen. Die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Bhutan war während des Besuchs von DAAD-Generalsekretärin Rüland Thema einer Veranstaltung in der bhutanischen Handelskammer. Initiiert hatte die Veranstaltung der deutsche Botschafter in Indien. Wie die DAAD-Außenstelle ist auch die deutsche Botschaft Neu-Delhi für Kontakte nach Bhutan zuständig.
Alleinstellungsmerkmal „Bruttonationalglück“
Für Heike Mock gibt es mehrere gute Gründe, die Entwicklungen in Bhutan zu begleiten. „Wir stellen fest, dass die Hochschulpolitik sehr zielorientiert vorangetrieben wird und internationale Kooperation willkommen ist.“ Ein regelrechtes Alleinstellungsmerkmal bedeutet Bhutans Ausrichtung an einem „Bruttonationalglück“, im Gegensatz zum weitverbreiteten Bruttosozialprodukt. Das vom bhutanischen König Jigme Singye Wangchuck begründete alternative Konzept betont die Bedeutung von Wachstum im Einklang mit Werten wie nachhaltige Entwicklung und Kulturerhalt. „Die Idee des Bruttonationalglücks wird in Bhutan in allen Lebensbereichen reflektiert“, erzählt Heike Mock. „Das erleben zu können, ist auch für deutsche Studierende und Wissenschaftler interessant.“