„DAAD-Lektoren berichten aus...“: Melbourne – Imke Schmidt
Imke Schmidt
Werben für den Austausch: Imke Schmidt mit einem Kollegen an einem DAAD-Stand an der Monash University
Nicht das Ende der Welt, sondern der Anfang einer erfolgreichen Arbeit als DAAD-Lektorin: Mit ihrer Reise in den Südosten Australiens begann für Imke Schmidt ein wichtiger Lebensabschnitt.
Manchmal verhält sich das Ausland deutscher als die Deutschen. In Melbourne pflegt man begeistert deutsches Brauchtum. „Es gibt viele deutsche Restaurants, sogar ein Hofbräuhaus“, erzählt Imke Schmidt, DAAD-Lektorin an der Monash University in Melbourne. Auch Oktoberfeste sind beliebt. „Auf einem musste ich mal Kuhglocken spielen“, erinnert sie sich schmunzelnd. „Das war für mich als Norddeutsche etwas gewöhnungsbedürftig.“ Jenseits der Klischees schätzen ihre Studierenden Deutschland insbesondere als wirtschaftlich starkes Land und sehen Deutschkenntnisse als Türöffner für die eigene Karriere.
Konstantes Interesse an der deutschen Sprache
„Viele der Australier in der Region um Melbourne haben deutsche Vorfahren“, sagt Imke Schmidt. „An den Schulen ist das Deutschlernen zwar zurückgegangen, aber jedes Semester haben wir rund 100 Neuanfänger in unseren Deutschkursen an der Monash University“, berichtet sie von ihrer Arbeit an der Universität, an der sie seit Juli 2013 unterrichtet. Neben Imke Schmidt gehören vier weitere Kollegen zur Abteilung Germanistik.
Imke Schmidt hat Skandinavistik, Anglistik, Germanistik und Deutsch als Fremdsprache studiert. Nach Studium und Lehrtätigkeit in Neuseeland arbeitete sie vor dem Lektorat als freiberufliche Redakteurin und Autorin für Sprachlernmaterialien und Lehrwerke in Berlin. „An der Monash hatte ich die Möglichkeit, ein klassisches DAAD-Regellektorat aufzubauen“, erzählt sie. Regellektorate dienen insbesondere der Förderung der deutschen Sprache, des Fachs Germanistik und der Deutschlandkunde. „An der Monash bin ich konkret zuständig für den Erwerb von Sprachkompetenz“, hebt Imke Schmidt hervor. „Ich schreibe das Curriculum und nehme Prüfungen ab. Außerdem berate ich Studierende und informiere über Stipendien.“
„Vertrauen in das deutsche Bildungssystem“
Viele Studierende kombinieren das Fach Deutsch mit Fächern wie Wirtschaftswissenschaften, Internationale Beziehungen oder Ingenieurwissenschaften. An der 1958 gegründeten Monash ist man stolz darauf, dass man ebenso wie die gut 100 Jahre ältere University of Melbourne zur Gruppe der führenden acht Universitäten Australiens gehört, der „Group of Eight“ (Go8). Ranking-Plätze der Universitäten haben eine große Bedeutung für Studienentscheidungen. Die häufigste Frage an Imke Schmidt lautet denn auch: „Welche ist die beste deutsche Uni?“ Sie müsse dann erst erklären, dass das deutsche Hochschulsystem anders strukturiert sei als das australische, sagt Schmidt. „Aber die Studierenden haben großes Vertrauen in das deutsche Bildungssystem.“ Und in die Stärke der deutschen Wirtschaft: Viele könnten sich vorstellen, bei deutschen Firmen zu arbeiten. Es gebe außerdem ein großes Interesse an Kooperationen mit Deutschland auf allen Ebenen: „2016 haben wir die ‚German Week‘ an der Monash erfolgreich wiederbelebt.“ Zusammen mit dem Goethe-Institut, dem deutschsprachigen Radiosender SBS in Melbourne und deutschen Firmen ging es darum, die ganze Bandbreite deutscher Kultur und Wirtschaftsinstitutionen zu präsentieren; auch bereicherte eine Studierende, die als Opernsängerin häufig mit deutschen Texten arbeitet, das Programm.
„Eine sehr tolerante Stadt“
Die DAAD-Lektorin fühlt sich in Australien rundum wohl: „Melbourne ist eine sehr multikulturelle und tolerante Stadt“, sagt sie. Mit ihrem Partner wohnt sie in einem kleinen Haus in der Innenstadt. „Die Nachbarn sind freundlich, mit den Kollegen verstehe ich mich sehr gut und durch die Lage am Wasser bieten sich viele Freizeitmöglichkeiten.“ Die sind in Melbourne übrigens ungefährlicher als im Norden Australiens: „Zum Beispiel in Queensland begegnen einem am Strand Warnhinweise mit Fotos von Krokodilen. Dann passt man natürlich auf!“
Claudia Wallendorf (14. Juni 2017)
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