Nachhaltige Entwicklung noch nachhaltiger fördern
Universität Heidelberg
Drei der Stipendiaten, die das neue Sommerschulen-Angebot des Sur Place-/Drittland-Programms nutzten (v. l.): Neeraj Sah aus Nepal, Amani Ali aus dem Jemen und Martin Zacharia Allajabo Kodi aus dem Sudan
Mit seinem Sur Place-/Drittland-Programm (SPDL) stärkt der DAAD die Ausbildung von Fach- und Führungskräften an Hochschulen in Entwicklungsländern. In Sommerschulen konnten sich die Stipendiaten des Programms in diesem Jahr erstmals gezielt vier Wochen in Deutschland weiterbilden, untereinander austauschen und das deutsche Wissenschaftssystem kennenlernen.
Das Ziel sind leistungsfähige und weltoffene Hochschulen, die auch dazu beitragen, regionale Herausforderungen zu bewältigen: Dafür fördert der DAAD mit seinem Sur Place-/Drittland-Programm (SPDL) die Ausbildung von Fach- und Führungskräften in Entwicklungsländern. Zukünftige Hochschullehrer werden in Postgraduierten-Studiengängen bis zur Promotion an Hochschulen im Heimatland oder an überregionalen Institutionen der Region gefördert.
„Die Stipendiaten konnten bislang allerdings nur punktuell für einen Forschungsaufenthalt nach Deutschland kommen. Mit den Sommerschulen wollen wir das ändern und sie gezielt zu fachlichen und überfachlichen Themen weiterbilden“, erklärt Yvonne Visarius, zuständig für die Sommerschulen im DAAD-Referat Partnerschaftsprogramme und Hochschulmanagement in der Entwicklungszusammenarbeit.
Insgesamt finden 2017 vier Sommerschulen statt: Den Anfang machten Veranstaltungen in Hamburg und Heidelberg; im September folgen Fortbildungen in Frankfurt am Main und Leipzig – so werden insgesamt rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erreicht. Die Sommerschulen, die in der Regel vier Wochen dauern, behandeln Themen wie Hochschuldidaktik, wissenschaftliches Schreiben und Arbeiten, Grundlagen des deutschen Wissenschaftssystems sowie deutsche Landeskunde. Und sie setzen thematische Schwerpunkte, etwa im Bereich Gesundheitsforschung, an welche die Geförderten mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit anknüpfen können.
Drittmittel erfolgreich einwerben
Im August fand eine Sommerschule zum Thema Public Health mit 25 Teilnehmern aus 17 Ländern an der Universität Heidelberg statt. „Wir konnten unser Programm ideal an den Erfahrungen mit internationalen Partnern in anderen DAAD-geförderten Projekten ausrichten. Lehre, Forschung und Einwerbung von Drittmitteln sind immer wieder die Bereiche, an denen ein Wissenschaftler gemessen wird“, berichtete Dr. Pauline Grys, Koordinatorin am Heidelberger Institut für Public Health. Das Schreiben von Projekt- und Förderanträgen war für Teilnehmer Martin Zacharia Allajabo Kodi aus dem Sudan von besonderer Bedeutung. „Ich arbeite in meiner Heimat auch in einer Nichtregierungsorganisation. Deshalb wollte ich lernen, wie man erfolgreich Drittmittel für gemeinsame Projekte von Hochschulen und NROs einwirbt“, so der 30-Jährige, der gerade in Kenias Hauptstadt Nairobi einen Master in Volkswirtschaft erworben hat.
Universität Heidelberg
Treffpunkt Heidelberg: Diskussionen über nachhaltige Entwicklungsziele
Die Gruppe kam auch nach Bonn, um unter anderem die Deutsche Welle und die Vertretungen der Weltgesundheitsorganisation und der Vereinten Nationen zu besuchen. In der Bonner DAAD-Zentrale erfuhren die Teilnehmer, welche Möglichkeiten sie haben, auch künftig mit dem DAAD zusammenzuarbeiten. Und sie diskutierten, wie sie in ihren Heimatländern wirksam zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen beitragen können. Die DAAD-Mitarbeiter interessierte unter anderem, wie sie die Nachwuchsforscher noch besser unterstützen können. „Wir wollen mehr Angebote für die Betreuer von Forschungsprojekten schaffen und dabei vor allem die junge Generation unterstützen“, hebt Michael Hörig, Leiter des Referats Partnerschaftsprogramme und Hochschulmanagement in der Entwicklungszusammenarbeit, hervor.
Direkter Kontakt – auch für spätere Zusammenarbeit
„Mit diesen Sommerschulen möchten wir sowohl Stipendiaten aus Ländern erreichen, die kaum internationale Kontakte pflegen, als auch solche, die in den Provinzen fernab der jeweiligen Hauptstadt leben. Sie können nach ihrer Rückkehr mit ihren neuen Erfahrungen andere informieren und zu Auslandsaufenthalten motivieren“, macht Christoph Hansert deutlich, Leiter des Referats Entwicklungszusammenarbeit im DAAD. Das Angebot sei ideal geeignet, unkompliziert erstmals nach Deutschland zu kommen, so Michael Hörig. Er schätzt den persönlichen Austausch mit den Geförderten. Dieser erhöhe auch die Wahrscheinlichkeit, in Kontakt zu bleiben und Kooperationen mit deutschen Hochschulen zu initiieren, wenn die Teilnehmer des Programms fest im Berufsleben stehen.
Für einen Großteil der Gruppe war es der erste Aufenthalt in Deutschland oder Europa. Unter ihnen war auch die 31-jährige Amani Ali aus dem Jemen, die derzeit Kieferorthopädie an der Al-Azhar-Universität in Kairo studiert. „Die Sommerschule hat eine wichtige Brücke geschlagen. Ich fand es sehr bereichernd, andere Kulturen kennenzulernen“, erzählte sie. Für Neeraj Sah aus Nepal war es vor allem interessant, in Deutschland Lehrmethoden zu beobachten, die in seiner Heimat noch nicht verbreitet sind. Vor kurzem hat der Nepalese erfolgreich den Master „Water Resources Engineering“ am Indian Institute of Technology Bombay abgeschlossen. Er hat bereits einen Forschungsaufenthalt in Deutschland geplant, um seine Expertise zu erweitern und später in Nepal nutzen zu können.
Maria Horschig (31. August 2017)