Weltklimakonferenz in Bonn: Interview mit DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel

Thilo Vogel

Margret Wintermantel: "Wir fördern die Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen ganz konkret"

Zahlreiche Projekte, weltweites Engagement: Im Interview zur Weltklimakonferenz in Bonn spricht DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel über die vielfältige Arbeit des DAAD in den Bereichen Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung, Partnerschaften auf Augenhöhe und eine zukunftsfähige Alumni-Arbeit.

Frau Professor Wintermantel, warum ist Klimaschutz für den DAAD ein Thema?

Margret Wintermantel: Die Welt braucht Fachleute, die sich mit Fragen des Klimawandels und der nachhaltigen Entwicklung auseinandersetzen und in der Lage sind, auf diesen Gebieten Forschung zu betreiben. Als weltweit größte Förderorganisation für den internationalen Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern unterstützt der DAAD auch Experten für den Klimaschutz, durch unsere Projekt- wie auch die Individualförderung. Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen zeigt mit ihren 17 nachhaltigen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals, SDG) und den dazugehörigen 169 Unterzielen einen Weg der Transformation zu einer globalen nachhaltigen Entwicklung. Der DAAD fühlt sich der Unterstützung dieser Ziele verpflichtet, zu denen insbesondere die Ziele hochwertige Bildung für alle (SDG 4), der Zugang zu bezahlbarer, sauberer Energie (SDG 7) und das konkrete Handeln gegen den Klimawandel (SDG 13) zählen.

Wie werden die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen in der Programmarbeit des DAAD aufgegriffen?

Mit dem Programm Bilaterale SDG-Graduiertenkollegs fördern wir die Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele ganz konkret: durch den Aufbau von sieben gemeinsamen Graduiertenkollegs durch deutsche Universitäten und ihre jeweiligen Partnerhochschulen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Das Graduiertenkolleg CLIFOOD der Universitäten Hohenheim und Awassa in Äthiopien beschäftigt sich zum Beispiel mit Fragen der Ernährungssicherung und der Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel, mit einem Fokus auf die von extremer Dürre betroffene Region Ostafrika. Klimaschutz ist in zahlreichen weiteren DAAD-geförderten Projekten ein zentrales Thema. Allein das Programm Partnerschaften für nachhaltige Lösungen mit Subsahara-Afrika fördert 14 Kooperationsprojekte deutscher und afrikanischer Hochschulen, die klimarelevante Themen behandeln – und das in verschiedenen Fachbereichen wie Stadtentwicklung, Bioökonomie und Ressourcenmanagement.

Weltklimakonferenz in Bonn: Interview mit DAAD-Präsidentin Professor Margret Wintermantel

Universität Hohenheim/Wolfram Scheible

Forschung zu Ernährungssicherung und Klimawandel: Auch an der Universität Hohenheim fördert der DAAD internationalen Austausch

Und jenseits von Afrika? Wie fördert der DAAD weltweit Expertise für den Klimaschutz?

Auch mit Blick auf andere Weltregionen lassen sich zahlreiche Beispiele nennen. So hat etwa das DAAD-Programm Nachhaltiges Wassermanagement schon über 140 Stipendiatinnen und Stipendiaten aus 14 asiatischen Ländern gefördert. Im Programm „Neue Partnerschaften/Novas Parcerias“ (NoPa) fördern wir gemeinsam mit unserem brasilianischen Partner CAPES, brasilianischen Ministerien und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) die Forschungszusammenarbeit in den Fachgebieten „Erneuerbare Energien und Energieeffizienz“ und „Schutz und nachhaltige Nutzung des Tropenwaldes“. Und die französische Initiative „Make our planet great again“ unterstützt der DAAD gemeinsam mit dem BMBF durch ein neues Programm, das exzellenten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der ganzen Welt die Möglichkeit eröffnet, an deutschen Gastinstitutionen Forschungsgruppen in den Bereichen Klima-, Erdsystem- und Energieforschung einzurichten. Wir freuen uns sehr darüber, dass diese wichtige deutsch-französische Kooperation auf großes Interesse stößt und so der internationale wissenschaftliche Austausch im Bereich Energie und Klimaschutz gestärkt werden kann.

Klimaschutz und Nachhaltigkeit fördern ist das eine – aber wie fördert man nachhaltig?

Stipendien für die Besten zu vergeben ist eines der strategischen Handlungsfelder des DAAD. Durch die hochselektive Auswahl unserer Stipendiatinnen und Stipendiaten fördern wir fachliches Know-how, das seine Wirkung über mehrere Jahrzehnte einer Wissenschaftlerlaufbahn entfalten kann. Auch unsere Alumni-Arbeit wird sich künftig noch stärker am Auf- und Ausbau von Fachnetzwerken orientieren. Hier sehen wir großes Potenzial: Allein im Jahr 2016 hat der DAAD mit seinen Angeboten für Alumni weltweit 17.000 Personen erreicht – das möchten wir aber noch weiter steigern. Ein weiteres zentrales Element erfolgreicher Nachhaltigkeitssicherung in DAAD-Programmen ist die Einforderung von Nachhaltigkeitskonzepten und die schrittweise Erhöhung von Finanzierungsanteilen ausländischer Partner im Laufe der Kooperation – zum Beispiel im Rahmen der Projekte Transnationaler Bildung oder bei regionalen Qualitätssicherungsprojekten. Dies ist nur durch eine enge Orientierung an Partnerinteressen und einen ständigen intensiven Dialogprozess möglich. Dafür sind ein langer Atem − und ausreichend lange Förderzyklen − zwingend erforderlich.

Die Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen findet in Bonn statt, Sitz des VN-Klimasekretariats, aber auch des DAAD. Hat diese räumliche Nähe einen konkreten Vorteil für den DAAD?

Wir nutzen diese Nähe zu einem intensiven Austausch mit allen Akteuren, die sich am internationalen Standort Bonn für nachhaltige Entwicklungsstrategien einsetzen. Im Vorfeld der Weltklimakonferenz zählte der DAAD zum Beispiel zu den Organisatoren eines Workshops am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) in Bonn. Zum Thema „Effective promotion of green innovation – New ways of interagency co-operation“ diskutierten zahlreiche, in Wissenschaft und Wirtschaft tätige DAAD-Alumni aus Entwicklungs- und Schwellenländern mit deutschen Fachexperten und Vertretern unter anderem von Bundesministerien, aber auch von Fördereinrichtungen wie der KfW Entwicklungsbank und der GIZ. Auch im Rahmen der Weltklimakonferenz werden wir solche Partnerschaften zur Förderung des Klimaschutzes pflegen und unsere langjährigen Verbindungen nutzen.

Interview: Johannes Göbel (8. November 2017)