Brückenschlag zwischen Deutschland und Südostasien
DAAD/Wolfgang Hübner-Stauf
Gut gelaunte Gäste: Bei der von DAAD und SEAMEO RIHED organisierten Studienreise kam bei aller Intensität auch die Lockerheit nicht zu kurz
Welche Ansätze gibt es für eine Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Deutschland und Südostasien? Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt der ersten Studienreise, die der DAAD mit dem südostasiatischen Partner SEAMEO RIHED durchgeführt hat. Das gemeinsam entwickelte, aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geförderte Format führte Entscheidungsträger verschiedener Institutionen Südostasiens an ausgewählte Standorte in Deutschland und gab ihnen so tiefe Einblicke in das deutsche Hochschul- und Forschungssystem.
Die Delegation bestand aus 16 hochrangigen Teilnehmern aus acht ASEAN-Staaten: Brunei, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Thailand und Vietnam. Neben den Einblicken in die deutsche Hochschul- und Forschungslandschaft sollte ihnen die Möglichkeit gegeben werden, neue Kontakte zu knüpfen und Kooperationen zu initiieren. Ein weiterer wesentlicher Aspekt war die Weiterentwicklung von Kompetenzen, damit die Teilnehmer in ihren Heimatländern und Netzwerken als Multiplikatoren Wissenschaft und Innovation fördern und so wirksam zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG) der Vereinten Nationen beitragen können. Schwerpunktthemen der Reise waren der demografische Wandel, Agrartechnologie und die Verknüpfung von wissenschaftlicher Lehre mit Erfahrungen aus der Industrie. Neben dem DAAD in Bonn besuchte die Delegation Hochschulen in Heidelberg, Hohenheim, München und Frankfurt am Main.
DAAD/Wolfgang Hübner-Stauf
"Uns war es wichtig, einen Überblick zu geben": Chantavit Sujatanond, Leiterin von SEAMEO RIHED
Es war die erste Reise, die der DAAD gemeinsam mit dem Partner SEAMEO RIHED (Southeast Asian Ministers of Education Organization Regional Centre for Higher Education and Development) durchgeführt hat. Beide Institutionen arbeiten bereits in Projekten wie SHARE (European Union Support to Higher Education in the ASEAN Region) und der Qualitätssicherungsinitiative ASEAN QA eng zusammen.
„Moderator für Vernetzung“
„Auf solchen Reisen entstehen oft Ideen, die langfristig zu erfolgreichen Projekten führen“, hebt Michael Hörig, Leiter des DAAD-Referats Partnerschaftsprogramme und Hochschulmanagement in der Entwicklungszusammenarbeit, hervor. Auch Anette Pieper, Direktorin der Abteilung Projekte im DAAD, unterstreicht die Bedeutung solcher Delegationsbesuche: „Wir wollen der Moderator für Vernetzung und Austausch sein und so den kreativen Prozess in Gang bringen. Keine E-Mail und kein Telefonat können die direkte Begegnung ersetzen.“
DAAD/Wolfgang Hübner-Stauf
Delegationsmitglieder: die Chance zum persönlichen Austausch genutzt
Das Ziel von SEAMEO RIHED ist es, den südostasiatischen Hochschulsektor weiterzuentwickeln. „Mit diesem Deutschland-Besuch wollen wir diejenigen unterstützen, die bisher nicht die Mittel hatten, bilaterale Abkommen mit deutschen Hochschulen zu etablieren“, sagt Dr. Chantavit Sujatanond, Leiterin von SEAMEO RIHED. Dabei wolle man möglichst viele Angebote von Fördereinrichtungen kennenlernen, denkbare Kooperationen besprechen und erfahren, was und wie man voneinander lernen könne.
„Uns war es wichtig, dass wir nicht nur von Institution zu Institution springen, sondern den Teilnehmern auch einen Überblick über das deutsche Hochschul- und Wissenschaftssystem geben, um so Hintergründe und Zusammenhänge besser verstehen und die Reise noch effektiver nutzen zu können“, erklärt Sujatanond. Dafür nahm die Gruppe im DAAD auch an einem Seminar teil, in dessen Rahmen Vertreter der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Internationalen Büros des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zu Themen wie der Exzellenzinitiative und verschiedenen Internationalisierungsstrategien sprachen.
Etablierung bilateraler Forschungsgruppen
„In diesem Seminar habe ich erstmals erfahren, wie viele Möglichkeiten Deutschland überhaupt bietet, derer wir uns bisher gar nicht bewusst waren“, berichtet Professor David Asirvatham, Leiter der „School of Computing and IT“ an der Taylor’s University in Malaysia. Die Anwerbung deutscher Studierender für eine Promotion sowie von Professoren für Gastlehre an der Tailor’s University zählt ebenso zu seinen Zielen wie die Etablierung bilateraler Forschungsgruppen.
„Wenn wir erfolgreich deutsche Studierende anwerben und Fördermittel für eine Zusammenarbeit mit deutschen Partnern beantragen wollen, müssen wir auch wissen, wie das System hier funktioniert. Das Seminar hat uns dabei sehr geholfen“, so Professor Montira Nopharatana, Vizepräsidentin für Industrie und Partnerschaften an der King Mongkut's University of Technology Thonburi (KMUTT) im thailändischen Bangkok. Professor Charoenchai Khompatraporn, Vorsitzender des Instituts für Production Engineering an der KMUTT, interessierte sich besonders für die Arbeit deutscher Kollegen an den Sustainable Development Goals sowie für ihre Ansätze, Forschungserkenntnisse für die deutsche Gesellschaft nutzbar zu machen.
Die Kooperation von Hochschulen und Industrie hat für Dr. Bounheuang Ninchaleune, Vizepräsident an der Savannakhet University in Laos, besondere Bedeutung. „In Deutschland haben die Hochschulen so viel Expertise, während es für uns noch schwierig ist, Drittmittel aus der Industrie zu akquirieren und die Zusammenarbeit in Gang zu bringen.“ Er setzt auf den Austausch – und kann dabei auch persönliche Erfahrungen einbringen: Während seines Masterstudiums war er als DAAD-Stipendiat an der TU Dresden.
Maria Horschig (18. Dezember 2017)