DAAD-Gastdozentenprogramm: Konstanter deutsch-russischer Austausch
Ursula Kolat/Universität Würzburg
"Wichtige Ansprechpartnerin" in Würzburg und Samara: Nadezhda Iliukhina
Erstmalig an die Würzburger Slavistik kam Nadezhda Iliukhina, Professorin an der Nationalen Forschungsuniversität S. P. Koroljow Samara in Russland, im Oktober 2012. Ein Semester dauerte der Aufenthalt im Rahmen des DAAD-Gastdozentenprogramms. Seitdem haben sich zwischen den beiden Universitäten intensive Kontakte entwickelt, aus denen sowohl Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als auch Studierende Vorteile ziehen.
Als Andreas Ebbinghaus, Professor für Slavistik am Neuphilologischen Institut der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Nadezhda Iliukhina einlud, im Rahmen des DAAD-Gastdozentenprogramms für das Wintersemester 2012/13 nach Unterfranken zu kommen, musste sie keine Sekunde lang überlegen.
„Ich interessierte mich für das Bildungssystem in Deutschland und für die deutsche Kultur“, begründet sie im Gespräch ihre prompte Zusage. „Außerdem“, so fügt die inzwischen gut Deutsch sprechende Inhaberin des Lehrstuhls für russische Sprache und Massenkommunikation hinzu, „war es für mich wichtig, Russisch für Ausländer zu unterrichten.“
Und das tat Nadezhda Iliukhina dann sehr umfänglich. Zwischen Mitte Oktober 2012 und Anfang Februar 2013 bot sie nicht weniger als fünf Lehrveranstaltungen an, die ein breites Themenspektrum abdeckten – von aktiven Prozessen im modernen Russisch der jüngsten Entwicklungsperiode über die Metapher in der politischen Publizistik in sowjetischer und postsowjetischer Zeit bis hin zu Schlüsselkonzepten der russischen Kultur im Vergleich zur deutschen. Alle Kurse waren „fast vollständig auf Russisch“, wie sie betont, und wurden „vorwiegend von Bachelor-Studenten besucht, einige Master-Studenten kamen jedoch auch“.
Bleibende Eindrücke mit Folgen
Da ihre berufliche Karriere zum Zeitpunkt der DAAD-Gastprofessur bereits in festen Bahnen verlief, hatte der Aufenthalt keine unmittelbaren Auswirkungen auf ihre Laufbahn, so Nadezhda Iliukhina. „Die Erfahrungen aus der Tätigkeit an der Universität Würzburg waren aber trotzdem in vielerlei Hinsicht sehr nützlich“, unterstreicht sie. Der Austausch mit ihren Würzburger Kolleginnen und Kollegen über didaktische Fragen sei ausgesprochen förderlich gewesen, sagt die Sprachwissenschaftlerin. Dadurch habe sie neue Impulse für die Lehre in Samara bekommen, beispielsweise eine neue Methodik des Russisch-Unterrichts und neue Verfahren der Bewertung studentischer Kenntnisse. Und ihr Lehrstuhl habe ebenso profitiert. Ihre Erfahrungen regten die Einrichtung eines neuen Master-Programms an, des M.A. „Russisch als Fremdsprache“.
Zudem – und dies hebt Nadezhda Iliukhina gleichfalls hervor – „eröffneten sich mir wunderbare fachliche und persönliche Beziehungen zu einigen Kollegen der Germanistik, insbesondere jedoch zu Mitarbeitenden der Abteilung Slavistik“. Andreas Ebbinghaus erwähnt sie in diesem Zusammenhang an erster Stelle. Wichtig sei ebenfalls die Zusammenarbeit mit Elena Dieser gewesen, der Akademischen Rätin am Bereich Slavistik, mit der sie gemeinsam eine Lehrveranstaltung über aktuelle Fragen der Entwicklung der Lexik und der Grammatik des Russischen durchführte.
Dauerhafte Beziehungen
Heute entwickeln sich die Kontakte zu den Kollegen der Universität Würzburg lebhaft und fruchtbar, wie Nadezhda Iliukhina ausführt. Professor Ebbinghaus ist Mitglied des Redaktionsbeirats der wissenschaftlichen Zeitschrift „Nachrichten der Universität Samara. Geschichte, Pädagogik. Philologie“ und war im September 2017 auf Einladung der Universität zu Besuch in Samara. Kolleginnen und Kollegen aus Würzburg nehmen an internationalen wissenschaftlichen Konferenzen in der im Südosten des europäischen Teils Russlands gelegenen Industriestadt teil und publizieren wissenschaftliche Aufsätze an der Universität.
Gleichzeitig fahren Nadezhda Iliukhina und ihre Kollegen am Lehrstuhl, unterstützt durch den DAAD, auf Einladung der Universität Würzburg für kurze Aufenthalte nach Bayern. Iliukhina zum Beispiel besuchte im Rahmen des seit 1973 bestehenden Ostpartnerschaften-Programms des DAAD wiederholt die Würzburger Slavistik. Mit dem Programm sollen unter anderem bestehende Kooperationen gefestigt und neue, dauerhafte Partnerschaften deutscher Hochschulen zu Hochschulen in Ostmittel-, Südost- und Osteuropa sowie dem Kaukasus und Zentralasien initiiert werden.
In jedem Jahr kommen zudem B.A.- und M.A.-Studierende aus Würzburg zum Studium für ein Semester nach Samara. Derzeit bereiten beide Universitäten eine Vereinbarung über ein gemeinsames Master-Programm vor, einen Doppel-Abschluss. Eine zentrale Rolle kommt dabei im Übrigen Nadezhda Iliukhina zu: „Sie ist“, so heißt es auf der Website der Universität Würzburg, „wichtige Ansprechpartnerin der Slavistik für den Studierendenaustausch und die Konzeption der weiteren Zusammenarbeit der Würzburger Slavistik mit der Partneruniversität Samara.“
Professor Nadezhda Iliukhina ist Inhaberin des Lehrstuhls für russische Sprache und Massenkommunikation an der Universität Samara (Russland). Im Wintersemester 2012/2013 war sie im Rahmen des DAAD-Gastdozentenprogramms an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Marcus Klein PhD/cleevesmedia (9. Januar 2018)
WEITERE INFORMATIONEN
Das Porträt von Professor Nadezhda Iliukhina ist zuerst in der Publikation „20 Jahre DAAD-Gastdozenturen“ erschienen. Der DAAD fördert seit 1997 im Gastdozentenprogramm Aufenthalte von ausländischen Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern an deutschen Hochschulen. In der nun veröffentlichten Jubiläumsbroschüre werden in verschiedenen Porträts die Aufenthalte aus Perspektive der Gastprofessoren, der einladenden und betreuenden Hochschulen sowie der Studierenden geschildert.
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