Deutsch-kubanischer Austausch: Premiere in Havanna
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Auch sie zählten zu den Teilnehmern des ersten großen DAAD-Alumnitreffens in Kuba: Hans-Jürgen Burchardt, Leiter des Fachgebiets Internationale und Intergesellschaftliche Beziehungen an der Universität Kassel, und zwei kubanische Doktorandinnen, die in Deutschland promovieren
Vom 9. bis zum 11. Februar konnte der DAAD in Kuba erstmals ein großes Alumnitreffen ausrichten. Ulrich Grothus, stellvertretender Generalsekretär des DAAD, spricht im Interview über Austausch in politisch schwierigen Zeiten, eine neue Aufbruchsstimmung und die langjährige Präsenz des DAAD in Havanna.
Herr Grothus, der DAAD hat erstmals ein großes Alumnitreffen in Kuba veranstaltet. Geht von dem Treffen eine Signalwirkung aus?
Ulrich Grothus: Ja, denn solch ein großes Treffen, das prominent wahrgenommen wird, konnten wir in der Vergangenheit aus politischen Gründen nicht veranstalten. Nach kleineren Delegationsreisen und Zusammenkünften bedeutet das Treffen die Krönung einer langjährigen, geduldigen Arbeit für den Austausch mit Kuba. Es kam zur rechten Zeit.
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Ulrich Grothus: "Auch in politisch schwierigen Zeiten den offenen Austausch gepflegt"
Weil sich die politischen Beziehungen entspannt haben?
Das würde ich nicht in den Vordergrund stellen. Wir haben auch in politisch schwierigen Zeiten den offenen Austausch pflegen können. Viele erfolgreiche kubanische Hochschullehrer haben in der DDR studiert und wurden nach der deutschen Wiedervereinigung in die Alumni-Arbeit des DAAD aufgenommen. Sie haben heute oftmals einflussreiche Positionen in der kubanischen Hochschul- und Wissenschaftslandschaft inne. Uns ist aber wichtig, dass sich die Beziehungen dieser Alumni zu Deutschland und ihre wertvollen Kenntnisse mit den Erfahrungen jüngerer kubanischer DAAD-Alumni verbinden. Dafür bot das Alumnitreffen in Havanna eine sehr gute Gelegenheit
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Reges Interesse: Teilnehmer bei der Registrierung zum DAAD-Alumnitreffen
Das Alumnitreffen fand im Vorfeld des großen Kongresses „Universidad 2018“ statt. Eine bewusste Entscheidung?
Ja. Der Kongress ist ein bedeutendes Treffen von Entscheidungsträgern der lateinamerikanischen Hochschullandschaft, hat sich aber in den vergangenen Jahren zunehmend internationalisiert. Schon beim letzten Kongress im Jahr 2016 hat unsere Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland als Mitglied einer größeren deutschen Delegation an der Veranstaltung teilgenommen. Für unser Alumnitreffen konnten wir durch die Nähe zum Kongress zahlreiche prominente Teilnehmer gewinnen.
Welche wissenschaftlichen Themen prägen die deutsch-kubanische Zusammenarbeit?
Fragen der nachhaltigen globalen Entwicklung spielen eine ganz wesentliche Rolle. Dementsprechend war die deutsch-kubanische Hochschulzusammenarbeit mit Blick auf die Agenda 2030 der Vereinten Nationen das zentrale Thema des Alumnitreffens. Kuba hat für ein Entwicklungsland einen sehr guten akademischen Bildungsstand und zählt in manchen Wissenschaftsfeldern zur Weltspitze, zum Beispiel in der Biotechnologie. Des Weiteren gibt es sehr vielfältige Anknüpfungspunkte zwischen deutschen und kubanischen Hochschulen, das reicht von der Übersetzungswissenschaft über die Landwirtschaft bis zur Bildenden Kunst. Während des Universidad-Kongresses wurde auch eine Ausstellung eröffnet, für die die Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft und die Kunsthochschule Havanna zusammengearbeitet haben.
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Interesse der Politik am Austausch: Oberto Santín Cáceres, Vizeminister im Ministerium für Hochschulbildung der Republik Kuba (2. v. l., neben DAAD-Lektorin Ulrike Dorfmüller) bei der Eröffnung des Alumnitreffens
Sie haben die „geduldige Arbeit“ des DAAD angesprochen: Wie ist es gelungen, den Austausch auf ein solch breites Fundament zu stellen?
Der DAAD hat schon 1990 das zur Zeit der DDR vom Leipziger Herder-Institut geförderte Lektorat an der Universität Havanna übernommen. Die DAAD-Lektorinnen haben in den vergangenen Jahren hervorragende Arbeit geleistet. Seit 2013 ist unsere Lektorin Ulrike Dorfmüller an der Fremdsprachenfakultät (FLEX) der Universität Havanna tätig und in Kuba eine sehr bekannte Ansprechpartnerin. Um diese Präsenz vor Ort werden wir durchaus von anderen Ländern beneidet. Es hilft uns heute noch, dass wir im akademischen Austausch das Erbe der DDR nicht ausgeschlagen, sondern bewusst angetreten haben. Kubanische Partner bescheinigen uns nach wie vor ein fundiertes, ernsthaftes Interesse an der Zusammenarbeit. Davon soll in Zukunft gerade auch der Austausch mit der jüngeren Wissenschaftlergeneration profitieren.
Interview: Johannes Göbel (16. Februar 2018)
privat
Seit Langem engagiert für den deutsch-kubanischen Austausch: DAAD-Lektorin Ulrike Dorfmüller, hier bei der Eröffnung einer Veranstaltungsreihe im Februar 2015
Konstant vor Ort präsent: Der DAAD in Kuba
Die Pflege der Wissenschaftsbeziehungen mit Kuba ist eng mit dem DAAD-Lektorat in Havanna verknüpft. Dass das Lektorat seine Arbeit auch in der Phase der politischen Distanzierung zwischen Kuba und der Europäischen Union in den Jahren 2003 bis 2015 fortführte, hat die deutsch-kubanischen Beziehungen nachhaltig geprägt.
DAAD-Lektorin als zentrale Ansprechpartnerin
Die Aufgaben des Lektorats an der Universität Havanna sind vielfältig und gehen weit über die Lehrtätigkeiten hinaus, die Dr. Ulrike Dorfmüller an der Fremdsprachenfakultät (FLEX) ausübt. Die DAAD-Lektorin ist auch zentrale Ansprechpartnerin für Fragen rund um den akademischen Austausch: Sie berät interessierte Kubanerinnen und Kubaner zu verschiedenen Stipendienprogrammen, insbesondere in der Doktoranden- und Forschungsförderung, sowie Hochschulangehörige und Wissenschaftler aus Kuba und Deutschland im Hinblick auf Möglichkeiten der institutionellen Kooperation (Instituts- und Hochschulpartnerschaften, Sommerschulen, binationale Studiengänge etc.).
Das große Engagement Dorfmüllers für die deutsch-kubanischen Beziehungen zeigt sich in zahlreichen Aktivitäten, die die auswärtige Kultur- und Bildungspolitik Deutschlands befördern: So hat das DAAD-Lektorat zum Beispiel regelmäßig die Alumniarbeit der Berliner Humboldt-Universität und der Universität Leipzig unterstützt sowie regionale Alumnitreffen in Kuba veranstaltet. Auch wurde die Netzwerkarbeit unter den deutschen und kubanischen Hochschulen vom DAAD-Lektorat vorangetrieben sowie Delegationen zur wissenschaftlichen Kontaktanbahnung begleitet, um den – bei 8.000 Kilometern geografischer Entfernung – nicht selbstverständlichen Prozess des „Matchmaking“ zwischen interessierten Hochschulpartnern aus beiden Ländern zu ermöglichen.
DAAD-Länderinformationen: Kuba
„DAAD-Lektoren berichten aus…“: Havanna – Ulrike Dorfmüller